Russlands ständiger Vertreter bei der EU Wladimir Tschischow hat das Ultimatum der Britischen Premierministerin Theresa May kommentiert, das sie Moskau in Bezug auf die Vergiftung des ehemaligen Offiziers der russischen Militäraufklärung, Sergej Skripal, gestellt hatte.
Am Montag hatte die britische Premierministerin Theresa May bei einem Auftritt im Parlament Russland vorgeworfen, hinter dem Anschlag auf den ehemaligen Offizier der russischen Militäraufklärung GRU, Sergej Skripal, und seine Tochter zu stecken. Es könne keine Rede von normalen Beziehungen zu Moskau sein, äußerte May und stellte ein Ultimatum an Russland, in dem sie Erklärungen forderte. Am Mittwochmorgen (um 01.00 Uhr MEZ) ist Mays Ultimatum abgelaufen.
„Russland fürchtet sich vor nichts. Ich glaube, davon konnte man sich sowohl in London als auch in anderen Hauptstädten des Westens überzeugen», sagte Wladimir Tschischow in einem Interview mit dem TV-Sender „Euronews». Er bedauere die Debatte im britischen Parlament und die „offiziellen Äußerungen, die getätigt werden, anstatt sich mit dieser Situation auseinanderzusetzen, anstatt Russland in die Ermittlung miteinzubeziehen», so Tschischow.
Großbritannien sei de facto im „Zustand der Verletzung der Chemiewaffenkonvention», laut der es dem verdächtigen Land notwendige objektive Daten übergeben sollte, darunter auch Proben der verdächtigen Substanz, fügte er hinzu.
„Demgemäß würde die russische Seite auf diesen Verdacht binnen zehn Tagen reagieren. Stattdessen wählte London leider eine ultimative Sprache. Ich kann sofort sagen, dass eine ultimative Sprache gegenüber Russland nicht funktioniert», so der russische Botschafter.
Am Abend des 4. März waren der 66-jährige Skripal und seine Tochter Julia in der britischen Stadt Salisbury bewusstlos aufgefunden und mit Anzeichen einer Vergiftung in ein Krankenhaus gebracht worden, wo beide ins Koma fielen. Medienberichten zufolge sollen 21 Personen in Mitleidenschaft gezogen worden sein, darunter auch der Polizist, der als Erster am Ort des Geschehens eingetroffen war.
Wie der Chef der britischen Anti-Terror-Einheit zwei Tage später mitteilte, seien die beiden höchstwahrscheinlich Opfer eines gezielten Angriffs mit einem Nervengift geworden.
Sergej Skripal ist ein ehemaliger Oberst des russischen Militärgeheimdienstes GRU und Überläufer. 2006 wurde er wegen Spionage für den britischen Auslandsgeheimdienst MI6 zu 13 Jahren Haft verurteilt. Er kam jedoch im Juni 2010 im Zuge eines Austausches inhaftierter Spione zwischen Russland und den USA auf freien Fuß. Kurz darauf wurde Skripal in Großbritannien Asyl gewährt.
Quelle: Sputnik