Vergiftungsfall Skripal: Mays Ultimatum an Russland ist abgelaufen

Das Ultimatum, der die britische Premierministerin Theresa May Russland wegen der Vergiftung des ehemaligen Offiziers der russischen Militäraufklärung GRU, Sergej Skripal, gestellt hatte, ist am Mittwochmorgen um 01.00 Uhr MEZ abgelaufen.

May hatte am Montagabend erklärt, dass aller Wahrscheinlichkeit nach Russland hinter dem Anschlag stecke. Moskau sollte sich binnen 24 Stunden gegenüber der Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) erklären. Ansonsten drohten Konsequenzen, die May aber nicht näher definierte.

Laut einer Sputnik-Quelle in der Kanzlei der britischen Regierung soll am Mittwoch eine Sitzung des Nationalen Sicherheitsrates stattfinden, auf der Gegenmaßnahmen beschlossen werden sollen. Der Sicherheitsrat könne um 11.00 Ortszeit (12.00 MEZ) tagen, wonach May im Parlament Maßnahmen erklären werde.

Als möglichen Gegenmaßnahmen wurden die Ausweisung von russischen Diplomaten aus London, der Boykott der Fußball-Weltmeisterschaft 2018, die Sperrung von Konten russischer Geschäftsleute sowie die Widerrufung der Lizenz für den russischen Auslandssender RT in Großbritannien genannt.

Appelle zu Maßnahmen wegen der Vergiftung von Skripal kommen nicht nur aus Großbritannien. Das Mitglied des Ausschusses für Außenpolitik im US-Senat, Bob Menendez, rief die Administration des US-Präsidenten auf, neue Sanktionen gegen Russland zu verhängen. Australiens Außenministerin Julie Bishop sagte, die Vergiftung von Skripal könne zur Erweiterung der Sanktionen gegen Russland führen.

Russland weist jegliche Anschuldigungen zurück. Außenminister Sergej Lawrow forderte am Dienstag einen ungehinderten Zugang zu den Ermittlungen und zu Proben des Giftstoffes, um dessen Analyse vorzunehmen. Die Pressesprecherin des russischen Außenministeriums Maria Sacharowa hat die Erklärung der britischen Premierministerin als „eine Zirkus-Show im britischen Parlament“ bezeichnet. „Die Schlussfolgerung liegt auf der Hand: Das ist eine neue informationelle und politische Kampagne, die auf Provokation basiert“, so Sacharowa. Sie betonte, May habe keine Belege für eine Beteiligung Russlands an der Giftattacke auf Skripal.

Am Abend des 4. März waren der 66-jährige Skripal und seine Tochter Julia in der britischen Stadt Salisbury bewusstlos aufgefunden und mit Anzeichen einer Vergiftung in ein Krankenhaus gebracht worden, wo beide ins Koma fielen. Medienberichten zufolge sollen 21 Personen in Mitleidenschaft gezogen worden sein, darunter auch der Polizist, der als Erster am Ort des Geschehens eingetroffen war.

Wie der Chef der britischen Anti-Terror-Einheit zwei Tage später mitteilte, seien die beiden höchstwahrscheinlich Opfer eines gezielten Angriffs mit einem Nervengift geworden.

Quelle: Sputnik