„Informationspolitische Show“: Moskau zu Londons Verhalten im Fall Skripal

Die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, hat am Donnerstag Großbritanniens Vorwürfe gegen Russland wegen des mutmaßlichen Giftanschlags auf den Ex-Doppelagenten Sergej Skripal als „wahnsinnig“ bezeichnet.

Londons Verhalten bezeichnete die Diplomatin als „informationspolitische Show“. „Wir sehen die Fortsetzung dieser informationspolitischen Show, wir sehen eine offensichtliche informationspolitische Kampagne“, so Sacharowa.

Sie betonte, Moskau habe an London vier diplomatische Noten geschickt, um einen Dialog zu eröffnen. Doch als Antwort habe Russland „nichtssagende Antwortschreiben“ erhalten.

Großbritannien verzichte außerdem auf die Zusammenarbeit mit der russischen Seite zur Erfüllung der Verpflichtungen, die aus Londons Mitgliedschaft in der Organisation für das Verbot chemischer Waffen erwachsen.

Die Vergiftung Skripals

Sergej Skripal, einst Oberst des russischen Militärnachrichtendienstes GRU, war 2004 als Agent des britischen Auslandsgeheimdienstes MI6 entlarvt und von einem Militärgericht wegen Hochverrats zu 13 Jahren Haft verurteilt worden. Sechs Jahre später wurde Skripal mit drei weiteren westlichen Spionen gegen zehn vom FBI verhaftete russische Agenten ausgetauscht.

Am 4. März dieses Jahres wurden der 66-jährige Skripal und seine Tochter Julia in der britischen Stadt Salisbury bewusstlos aufgefunden und mit Anzeichen einer Vergiftung in ein Krankenhaus gebracht, wo beide ins Koma fielen. Medienberichten zufolge sollen 21 Personen in Mitleidenschaft gezogen worden sein, darunter auch ein Polizist.

Die britischen Behörden vermuten einen Anschlag. Die genauen Umstände sind noch unklar. Doch Premierministerin May äußerte am Montag, dass hinter dem mutmaßlichen Giftanschlag „höchstwahrscheinlich“ Russland stehe.

Am Mittwoch hatte May Maßnahmen gegen Russland angekündigt, darunter die Ausweisung von 23 russischen Diplomaten aus London. Zudem stelle Großbritannien alle bilateralen Kontakte zu Russland ein und ziehe die Einladung für den russischen Außenminister Sergej Lawrow nach London zurück. Zugleich hob May hervor, dass ein völliger Bruch der Beziehungen zwischen beiden Ländern „den nationalen Interessen zuwiderläuft“, der Dialog aber nicht im bisherigen Modus weitergeführt werden könne.

Russland weist die Vorwürfe zurück und erklärte sich bereit, an Ermittlungen teilzunehmen. London verweigert Moskau ohne Angabe von Gründen den Zugang zu Ermittlungsmaterialien. Außenminister Lawrow rief Großbritannien dazu auf, seinen Verpflichtungen aus der Chemiewaffenkonvention nachzukommen.

Quelle: Sputnik