Causa Skripal: Polen erwägt Ausweisung russischer Diplomaten

Nach der Vergiftung des ehemaligen GRU-Agenten und Spions Sergej Skripal in London erwägt nun Warschau laut der Zeitung „Gazeta Prawna“ die Ausweisung russischer Diplomaten. Damit will Polen dem Blatt zufolge Solidarität mit Großbritannien zeigen.

Außerdem wollen polnische Behörden Sanktionen gegen russische Unternehmen und Beamten verhängen, wie die Zeitung unter Berufung auf eine Quelle in der Regierung in Warschau berichtet. Die Maßnahme werde schon seit der vergangenen Woche diskutiert. Warschau wollte die endgültige Entscheidung dem Blatt zufolge jedoch erst nach der Präsidentschaftswahl in Russland treffen.

Die polnische Regierung halte gemeinsame Schritte gegen Russland auf EU-Ebene für die beste Lösung, so die Quelle weiter. Doch sollten die europäischen Behörden zu keinem gemeinsamen Beschluss kommen, werde Warschau im Alleingang eigene Strafmaßnahmen ergreifen.

Zuvor hatte der polnische Vize-Außenminister Konrad Szymanski erklärt, Warschau werde versuchen, Berlin vom Verzicht auf den Bau der Pipeline Nord Stream 2 vor dem Hintergrund des „Falls Skripal“ zu überzeugen. Dieser Vorfall werfe nämlich die Frage auf, ob Russland ein vertrauenswürdiger Partner sei.

Sergej Zetkow, Mitglied des Auslandsauschusses des russischen Föderationsrates (Parlamentsoberhaus), spricht von einer beispiellosen Praxis in der internationalen Diplomatie.

„Es ist bekannt, dass Polen schon immer feindlich gegenüber Russland eingestellt war. Doch das, was sie jetzt vorschlagen, ist etwas ganz Neues in der internationalen Diplomatie“, so Zetkow. Denn der „Fall Skripal“ gehe Warschau ja gar nichts an.

Die Vergiftung des ehemaligen Agenten des russischen Militärgeheimdienstes GRU und Überläufers Sergej Skripal hat die Beziehungen zwischen Russland und Großbritannien schwer belastet. London machte Moskau für den Anschlag verantwortlich und beschloss daraufhin die Ausweisung von 23 russischen Diplomaten. Russland hat anschließend entschieden, ebenso viele britische Diplomaten auszuweisen.

Am 5. März war bekannt geworden, dass Skripal und seine Tochter in einem Supermarkt in der britischen Stadt Salisbury bewusstlos aufgefunden und mit Anzeichen einer Vergiftung in ein Krankenhaus gebracht wurden. Zwei Tage später teilte der Chef der britischen Anti-Terror-Einheit mit, dass die beiden höchstwahrscheinlich Opfer eines gezielten Angriffs mit einem Nervengift geworden seien.

Sergej Skripal ist ein ehemaliger Oberst des russischen Militärgeheimdienstes GRU und Überläufer. 2006 wurde er wegen Spionage für den britischen Auslandsgeheimdienst MI6 zu 13 Jahren Haft verurteilt. Er kam jedoch im Juni 2010 im Zuge eines Austausches inhaftierter Spione zwischen Russland und den USA auf freien Fuß. Kurz darauf wurde Skripal in Großbritannien Asyl gewährt.

Quelle: Sputnik

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