Der ukrainische Ex-Kampfpilot Wladislaw Woloschin, der 2014 in die Katastrophe mit der malaysischen Boeing 777 (MH17-Flug) verwickelt gewesen sein könnte und am Sonntag Selbstmord begangen haben soll, ist durch seine militärische Vergangenheit psychisch belastet gewesen, behauptet sein Freund, der Journalist Juri Butussow.
Woloschin „zog sich am Samstagabend völlig zurück. Nach seiner Rückkehr von der Front brauchte Wlad psychologische Hilfe, denn seine Erlebnisse warfen zuweilen ihre Schatten voraus. Er hatte im Krieg seine Angstgrenze längst überschritten. Und er wollte keinen Psychologen aufsuchen (…)“, schrieb Butussow auf seiner Facebook-Seite.
Nach Polizeiangaben hatte Woloschin am Sonntag in seiner Wohnung in Nikolajew (Südukraine) Suizid begangen. Der 29-Jährige habe sich mit einer Pistole schwer verletzt und sei auf dem Weg ins Krankenhaus gestorben.
„Er litt an keiner Depression“
Der Journalist zweifelt nicht an der Echtheit der E-Mail-Briefe, in denen Woloschin über seine „Suizid-Stimmungen“ und den Druck vonseiten der örtlichen Behörden geschrieben hatte.
„Sein Handy wurde von der Polizei eingezogen, und alle darin enthaltenen Meldungen werden jetzt überprüft. Derzeit ist keine der vorliegenden Versionen verworfen worden. Es wird alles, darunter auch der Konflikt wegen möglicher Ordnungsverstöße beim Nachbau des Flughafens (in Nikolajew – Anm. d. Red.) überprüft“, so Butussow.
Wie der Journalist zuvor gesagt hatte, habe Woloschen an keiner Depression gelitten und „immer hart wie ein Diamant gewirkt“.
„Nach Aussagen seiner Angehörigen war der Mann in letzter Zeit niedergeschlagen und sprach beunruhigende Absichten aus“, hieß es in der Mitteilung der Polizei. Allerdings seien Ermittlungen wegen „vorsätzlicher Tötung“ eingeleitet worden.
Ukrainische Medien berichteten unter Verweis auf Woloschins Familie, dass der Ex-Pilot, der zuletzt kommissarischer Direktor des Flughafens Nikolajew war, sich wegen Finanzproblemen das Leben genommen haben könnte.
„Er kehrte ohne Munition zurück“
Nach Aussagen eines ukrainischen Militärangehörigen, der in Russland an den Ermittlungen zum Fall MH17 als Augenzeuge teilnimmt, hatte Woloschin am Tag der MH17-Katastrophe mit seinem Kampfjet vom Typ Su-25 seine Basis mit Luft-Luft-Raketen an Bord verlassen und war etwas später ohne Munition zurückgekehrt. Zu seinen Kameraden soll Woloschin gesagt haben, er sei „zur falschen Zeit am falschen Ort“ gewesen.
Nach Behauptung der ukrainischen Sicherheitsbehörde SBU hatte Woloschin am Tag der Katastrophe keinen Flug ausgeführt. Die Boeing 777 der Malaysia Airlines mit der Flugnummer MH17 war am 17. Juli 2014 im umkämpften ostukrainischen Gebiet Donezk abgestürzt. Alle 298 Insassen der Verkehrsmaschine, die von Amsterdam nach Malaysia unterwegs war, kamen ums Leben. In der Region lieferten sich die ukrainische Armee und bewaffnete Regierungsgegner heftige Gefechte. Die Regierung in Kiew und die Milizen warfen sich gegenseitig vor, den Jet abgeschossen zu haben.