Die Pläne für mehr deutsches Engagement in der NATO werden konkreter: In Ulm will das Verteidigungsministerium ein neues Logistikzentrum mit größerer internationalen Reichweite schaffen. Auch die USA wollen ein weiteres Kommando-Zentrum aufbauen.
Die Bundeswehr will das neue Kommandozentrum für schnelle Truppen- und Materialtransporte der NATO in Ulm ansiedeln. Es soll am derzeitigen Standort des Multinationalen Kommandos Operative Führung eingerichtet werden, teilte das Verteidigungsministerium am Dienstag mit. Zeitweise war auch der Standort Köln-Bonn im Gespräch. Vom Standort Ulm in Baden-Württemberg erwartet sich die Bundeswehr «Synergieeffekte». Dort hält die Bundeswehr bereits ein multinational besetztes Kommando vor, das Einsätze im Auftrag der Vereinten Nationen, der NATO und der EU führen und noch dazu schnell in alle Welt verlegt werden kann.
Wiederentdeckte Prioritäten
Von den zeitweise mehreren Dutzend Hauptquartieren sind nach NATO-Angaben heute nur noch sieben übrig. Neben Deutschland werden vermutlich die USA ein weiteres Kommando aufbauen, um die Transportwege zwischen Nordamerika und Europa über den Atlantik besser zu sichern. Dabei geht es auch um den Schutz sensibler Infrastruktur. Im Atlantik liegen zum Beispiel Datenkabel, über die Internet- und Kommunikationsverbindungen laufen.
Nötig ist die neue Kommandozentrale aus NATO-Sicht deshalb, weil mit ihrer Hilfe im Krisenfall zügig Menschen und Material quer durch den Kontinent bewegt werden sollen — eine Anforderung, der seit dem Ende des Kalten Krieges «eine geringere Priorität eingeräumt worden war», schreibt tagesschau.de.
Günstig gelegen für Truppenverlegungen nach Osten
Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hatte dem Bündnis bereits im Februar angeboten, Deutschland könne wegen seiner «Lage im Herzen Europas» das Kommando beherbergen. Käme es zu einer massiven Truppenverlegung Richtung Osten, wäre Deutschland als zentral gelegenes Land mit mehreren Häfen ohnehin von entscheidender Bedeutung. Neben dem Zustand von militärisch nutzbaren Straßen- und Schienenverbindungen in Richtung Osten könnten vor allem bürokratische Hürden beim Transport von Truppen und Ausrüstung, zum «Problem» werden, berichtet dpa.
Das neue Kommandozentrum soll laut Verteidigungsministerium nicht in die bestehende NATO-Struktur integriert, aber eng mit ihr verzahnt werden. So können das Personal und die Fähigkeiten auch für nationale Übungen und Einsätze außerhalb des Bündnisses genutzt werden.
Mit der Federführung für das neue Kommando übernimmt die Bundesregierung auch einen Großteil der Kosten. Die abschließende Entscheidung über den Standort des Logistik-Kommandos wollen die NATO-Verteidigungsminister bei einem Treffen im Juni fällen. (rt deutsch/dpa/ARD)
Quelle: RT