So viel Geld schuldet die EZB Deutschland

Die Europäische Union ist schon längst zur Transferunion avanciert. Rein über das Eurosystem (Target2) haben sich schon Unsummen angehäuft. «Exportmeister» zu sein hat auch Nachteile, weil mit Schuldscheinen «bezahlt» wird.

Von Marco Maier

Früher, vor Einführung des Euro (bzw. des Europäischen Währungssystems, EWS) und der Etablierung der Target2-Salden, mussten die Zentralbanken Verrechnungskonten untereinander führen und diese auch alle drei Monate wieder ausgleichen. Unter anderem durch die Übertragung von Gold, was übrigens mit ein Grund dafür ist, warum Deutschland offiziell zu den Top-Goldreserven-Ländern der Welt gehört. Inzwischen ist das bekanntlich nicht mehr der Fall. Stattdessen häufen sich die Forderungen der Bundesbank gegenüber der Europäischen Zentralbank (EZB) immer weiter an.

Wollen Sie wissen, wie viel Geld die EZB mittlerweile der Deutschen Bundesbank schuldet? Erschrecken Sie nicht: Es handelt sich hierbei mit Stichtag 28.02.2018 um sagenhafte 913.989.050.687,57 Euro, wie die EZB mitteilte. Also knappe 914 Milliarden Euro, bzw. beinahe eine ganze Billion (das entspricht übrigens in etwa der Hälfte der Staatsverschuldung der Bundesrepublik). Das ist das Resultat dessen, dass Deutschland mehr in die anderen Euro-Länder exportiert als importiert und von dort aus auch noch zusätzlich Kapitaltransfers stattfinden. Hauptschuldner in dem System sind unter anderem Italien, Spanien und Griechenland.

Dabei ist das ganze System doch schon perfide: Verkauft ein deutsches Unternehmen Waren an ein anderes Euro-Land, zum Beispiel nach Italien, begleicht der Besteller diese Forderung per Banküberweisung. Seine Hausbank meldet der italienischen Zentralbank die Überweisung der Summe, diese gibt dies an die EZB weiter, welche die Deutsche Bundesbank informiert, während diese dann der Bank des deutschen Unternehmens die Summe anweist und diese dann den Betrag auf dem Konto des Unternehmens gutschreibt. Aber: Die Bundesbank muss das aus ihren eigenen Mitteln stemmen und hat nur Forderungen gegenüber der EZB und diese wiederum (in diesem Beispiel) gegenüber Italien.

Die EZB jedoch, die laufend Staatsanleihen kauft, während sie selbst kaum Eigenkapital besitzt, steht jedoch unter Umständen vor dem Bankrott. Da muss nur eines der Länder in den Staatskonkurs gehen, schon wird es extremst eng. Nicht nur wegen dem Eigenkapital und den Staatsanleihen, sondern auch wegen den Target-Salden. Diese sind nämlich dann auch davon betroffen – und die Bundesbank muss dann enorme Abschreibungen vornehmen und als Miteigentümer zusätzlich noch unter Umständen mehr Eigenkapital an die EZB überweisen. Das kann so nicht funktionieren.

Die deutsche Wirtschaft produziert und exportiert Güter und muss sie schlussendlich (via Bundesbank) dann auch noch selbst bezahlen. Das ist die Realität hinter diesem Pyramidenspiel Target2, bei dem die Deutschen dann schlussendlich die Haupt-Gelackmeierten sind. Die Transferunion ist also faktisch bereits vorhanden. Bezahlt wird halt nur später.

Quelle: Contra Magazin

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