Die Versionen des britischen Geheimdienstes darüber (denn außer Versionen und Vermutungen hat man nichts), dass das Nervengift „Nowitschok“ ins Gepäck von Skripals Tochter, Julia, noch in Moskau geworfen wurde, sieht nach Bewertung der Chemiewaffen- Experten einfach lächerlich aus.
Es sind Unstimmigkeiten in der Geschichte mit der „Gepäck-Vergiftung“ deutlich zu sehen. Der Mangel an klarer Beweis für die Schuld von Moskau bemerken sogar die Veteranen der ausländischen Nachrichtendiensten.
London hat eine weitere Version der russischen Beteiligung an der Vergiftung von Sergej Skripal vorgeschlagen. Die Zeitung „The Telegraph“ berichtete mit Verweis auf ihre eigene Quellen in dem britischen Geheimdienst: Die Ursache der Vergiftung von dem Ex-Mitarbeiter des GRU und dem britischen Spion könnte das Gepäck seiner Tochter Julia sein.
Laut der britischen Zeitung, konnten die Klamotten der Frau und Geschenke, die sie ihrem Vater aus Moskau nach London mitgebracht hat, mit Nervengiften imprägniert werden. Britische Geheimdienste behaupten, dass das Gift der Skripals Tochter in ihrer Moskauer Wohnung geworfen werden könnte.
Im Artikel stellt man auch fest, dass diese Sachen die Vergiftung von Nick Bailey, der Polizist, der als erster das Haus der Opfer in der Stadt Salisbury besuchte, verursachen konnten. Hier ist es eine Diskrepanz der Versionen vorhanden. Zuvor wurde aber berichtet, dass Constable Bailey an der Stelle vergiftet wurde, wo man Sergej Skripal und seine Tochter bewusstlos gefunden hatte, nämlich im Einkaufszentrum.
Die Version, welche London und deren Verbündete zur Untermauerung des informations-diplomatischen Angriffs auf Russland benutzen, sieht aus der Sicht von Experten absurd aus.
Igor Nikulin, ein Mitglied der UN-Kommission für chemische und biologische Waffen (in den 1998-2003 Jahren) wies die offensichtliche Absurdität der Beiträge über das „vergiftete Gepäck aus Moskau“ auf.
Das Nervengift „Nowitschok“, das laut London die Ursache der Vergiftung von Sergey und Julia Skripals war, sei eine hochgiftige Substanz, erklärte der Experte.
„Zwei Gramm davon genügt es, um 500 Menschen zu vergiften. Wie sollte es, ihrer Meinung nach, transportiert sein? Etwa offen oder wie? Es ist völlig unrealistisch!“, weist der Experte darauf hin.
Das „Nowitschok“ wirkt sowohl durch Kontakt, als auch wie eine Inhalation, bemerkte der Fachmann. Außerdem hat diese Substanz einen unangenehmen Geruch, was unmöglich macht, es heimlich und unauffällig zu transportieren.
Während der Flugdauer von Moskau nach London – es sind vier Stunden — würde sicherlich das gesamte Flugzeug vergiftet, oder wäre sogar die Julia Skripal selbst in ihrer Wohnung in Moskau vergiftet worden, so Chemiewaffen-Experte.
Der Chemiker findet sehr verdächtig die Tatsache, dass in der Nähe von vergifteten Skripals, als sie gefunden wurden, Polizisten aus irgendeinem Grunde ohne Masken und ohne jede Schutzausrüstung standen, es gab sogar Neugierige in der Nähe.
Experten behaupten, dass Skripal fit und munter sei, und all dies eine Inszenierung und Theater sei. Warum lässt man keinen Mensch zu ihm, warum es keine Informationen, keine Beweise gäbe? Wieso wurde alles als geheim, geschlossen klassifiziert? In der Tat ist sowas nie passiert. Als Trotzki getötet wurde, wurde die Untersuchung, in der modernen Sprache gesagt – „online“ durchgeführt: Nachrichten über Verlauf der Untersuchung wurden täglich veröffentlicht. Wenn es im Jahr 1981 ein Attentat auf den Papst stattfand, den ein Türke Ali Agca beging, haben Journalisten (und Journalisten in Zivil) in allen europäischen Ländern und in der Türkei jeden Tag ihre Untersuchung durchgeführt, ihre Informationen, Beweise, Enthüllungen, Fotos, Ergebnisse ihrer Arbeit veröffentlicht. Damals wurde das ganze CIA-Netzwerk in der Türkei, in Europa, in der Schweiz aufgedeckt – allem wurde das Genick gebrochen. Es wurden Bücher, TV-Sendungen, Dokus gebracht. Als es Bandera getötet wurde — ebenso. Nun jetzt hören wir nur die grundlose Beschuldigungen.
Experten schließen nicht aus, dass es eine Möglichkeit gäbe, dass das Giftstoff in den Koffer oder in die persönlichen Sachen von Julia Skripal bereits in Großbritannien hingelegt wurde. Sonst erhebt sich die Frage:
„Warum wurde innerhalb 24 Stunden niemand infiziert? Aber als Polizist zum Tatort kam, wurde er in wenigen Minuten oder Sekunden betroffen.“
Eine offene Lahmheit, fehlende Logik und Beweislosigkeit der britischen Versionen ist der Grund dafür, dass sogar die verbündete Länder sich zum Appell von London anzuschließen nicht eilen: Insbesondere hat sich Israel zur „Aussage von Vier“ — der Staatschefs von Großbritannien, USA, Frankreich und Deutschland — nicht angeschlossen, sagt der ehemalige Direktor des israelischen Geheimdienstes „Nativ“, Jakov Kedmi. Er wies darauf hin, dass Großbritannien die Unterstützung von seinen Verbündeten hinsichtlich zwei Position gefordert hat: Die Verurteilung der Vergiftung und die Verurteilung Russlands als „Täter“. Israel hat die Verurteilung der Tatsache der Vergiftung ausgedrückt, aber weigerte sich, die Schuld von Moskau hinzuweisen, sagt die Quelle.
Der ehemalige Direktor des israelischen Geheimdienstes weist darauf hin: Die Logik der Beschuldigung, die Russland vorgeworfen wurde, sieht ziemlich seltsam aus.
„Die Wertigkeit eines Überläufers besteht darin, welche Informationen er besitzt. Alles, was Skripal wusste, und alles, was er der britischen Seite auslieferte, hat er dem russischen Ermittler noch im Jahr 2004 gesagt“, erinnert Kedmi.
Zuvor schlug die berühmte bulgarische Journalistin Dilyana Gaytandzhieva vor, dass das Labor „Porton Down“, das sich in der Nähe von Salisbury befindet, an der Organisation von Skripals Vergiftung beteiligt sein könnte. Das gleiche Labor führte die Analyse einer Substanz durch, die im Körper des Überläufers gefunden wurde. Viele Medien haben auf die seltsame Nachbarschaft von Salisbury mit dem Chemielabor in Porton Down, wo Skripal lebte und vergiftet wurde, verwiesen, und darüber berichtet.
Viele Experten haben sich geeinigt, dass es in so kurzer Zeit unmöglich festzustellen wäre, über welche genau Art von Substanz die Rede geht, um den passenden Antidot zu wählen, und eine Aussage über die „Beteiligung“ Russlands „fast unmittelbar nach der Vergiftung“ erläutern zu beginnen.
Selbst wenn es immerhin „Nowitschok“ wäre, taucht es eine weitere interessante Tatsache auf: Die Journalisten haben im Archiv der Zeitung „The New York Times“ einen Artikel vom 25. Mai 1999 gefunden, in dem es berichtet wurde, dass Washington und Taschkent eine Vereinbarung über die Durchführung der Arbeiten zur Deaktivierung der Betriebsobjekte des Staatlichen Forschungsinstitutes für organische Chemie und Technologie unterzeichnet haben. Genau an diesem Chemiebetrieb wurde das Nervengift „Nowitschok“ entwickelt.
Wenn Großbritannien wirklich im Fall-Skripal die Wahrheit finden will, sollte man die russischen Sachverständige zuziehen, irgendwelche Beweise vorlegen, zum Beispiel ein Behälter, in dem das Nervengift sich befand. Solche Aussagen (wie es Theresa May machte) sehen dramatisch aus, aber sind durch reale Beweise nicht bekräftigt.
Unabhängig davon, wer hinter der Vergiftung von Sergej Skripal und seiner Tochter steht, kann man mit Sicherheit sagen, dass man diesen Fall verwendet, um den Druck auf Russland zu üben. Der Leiter des britischen Außenministeriums Boris Johnson hat sich mit dem Innenminister Amber Rudd über einen neuen Entwurf der Sanktionen gegen Moskau auf dem Prinzip der „Magnitski Liste“ abgestimmt. Einige haben ihn bereits „Skripal-Liste“ genannt und höchstwahrscheinlich wird dieser Name sich einleben. Außerdem ist es wahrscheinlich, dass London die Weltmeisterschaft boykottieren wird, die in diesem Sommer in Russland stattfinden soll.
Das heißt, London hätte viel mehr Gründe, Skripal zu vergiften: Man hat damit auf zwei Hochzeiten getanzt. Dennoch könnte ein Verräter, der noch vor acht Jahren ausgetauscht wurde, kaum Sorgen Moskau machen.