Formelle Beweise der Teilnahme Russlands an dem Giftanschlag auf den Ex-Doppelagenten Sergej Skripal sind nicht vorgelegt worden. Diese Auffassung hat der Professor für Internationale Beziehungen der Katholischen Universität Löwen Tanguy de Wilde in einem Interview mit dem Rundfunksender „Premiere“ geäußert.
„Beeindruckend an dem Fall Skripal ist, dass er nicht auf der Ebene der Geheimdienste geregelt wurde. Dieser Fall wurde auf die Regierungsebene gebracht, wobei damit gerechnet wurde, dass eine breite Öffentlichkeit davon erfährt und das Ergebnis der Ermittlungen vorweggenommen wird», sagte der Experte in einem Interview mit den Rundfunksender „Premiere».
„Dies hatte zur Folge, dass die Russen mit guten Gründen reagierten, indem sie diese Form der beabsichtigten Beschuldigung aufgrund des Fehlens von formellen Beweisen für die Beteiligung Russlands verurteilten», so De Wilde.
Die Ausweisung der europäischen Diplomaten aus Russland bedeute allerdings keinen Bruch der Kontakte, so der Experte. Es gehe darum, „auf eine symbolische Art auf die Ernsthaftigkeit der Krise hinzuweisen und die Kommunikationskanäle wahrscheinlich vorübergehend zu reduzieren».
Die USA, Kanada, Norwegen, die Ukraine sowie eine Reihe von EU-Ländern hatten diese Woche die Ausweisung der russischen Diplomaten wegen des Anschlags im britischen Salisbury angeordnet, bei dem der ehemalige Doppelagent Sergej Skripal und seine Tochter Julia vergiftet worden waren. Großbritannien macht Russland für diesen Anschlag verantwortlich. Moskau weist diese Vorwürfe entschieden zurück und hat ebenfalls Diplomaten entsprechender Länder ausgewiesen.