Den dem russischen Flugdeckkreuzer „Admiral Kusnezow“ vom US-Magazin „The National Interest“ (NI) zugesprochenen ersten Rang im Rating der schlimmsten Flugzeugträger der Welt versucht der Marineexperte Michail Nenaschew mit Gegenargumenten zu entkräften.
Die Einschätzung der US-Zeitschrift sei allein schon deshalb nicht objektiv, weil die „Admiral Kusnezow“ in ihrer Schlagkraft ähnliche Schiffe der USA übertreffe, sagte Nenaschew, Kapitän zur See i.R. und Chef des Verbandes zur Unterstützung der russischen Marine, am Donnerstag im Gespräch mit Sputnik.
Die „The National Interest“ hatte dem einzigen russischen Flugzeugträger unter anderem eine „niedrige Bauqualität“ attestiert, die sie auf eine „schlechte Finanzierung“ zurückführte.
„Hinter der gegebenen Bewertung steht nichts außer der Abarbeitung von Informations- und Propagandaaufgaben durch die amerikanischen Medien“, kommentierte Nenaschew. „Studiert man ernsthaft das Thema der Flugzeugträger und ihrer Rolle in den Streitkräften dieser oder jener Länder, so wird klar, dass die ‚Admiral Kusnezow‘ nach der Gesamtschlagkraft ihrer mitgeführten Kampfjets und Raketenbewaffnung ein ebensolches oder sogar größeres operativ-strategisches Gewicht in Seegefechten hat wie die Flugzeugträger der USA.“
Der Marineexperte erläuterte, dass die „Admiral Kusnezow“ nicht so viele Schiffe zur Begleitung und Flugzeuge zur Deckung brauche wie die US-Flugzeugträger. Zudem brauche das russische Schiff dank seiner hydroakustischen Systeme „Polynom“ auch nicht so viele U-Boote zum Schutz der Schiffsgruppe um den Flugzeugträger.
Laut Nenaschew kann sich die „Admiral Kusnezow“, die formell zur Klasse schwerer Flugdeckkreuzer gehört, von ihrer Schlagkraft her mit drei Raketenkreuzern messen, wobei die Flugzeugträger der USA seines Erachtens größtenteils „einfach schwimmende Flugplätze“ seien.
Zudem befinde sich der russische Flugzeugträger ständig im Blickfeld der internationalen Medien und Experten. Solche Seemächte wie Indien und China hätten sich seinerzeit diesen Bautyp der Flugzeugträger für den Aufbau ihrer Seestreitkräfte ausgewählt. Der „Admiral Kusnezow“ wäre nicht so viel Bedeutung beigemessen worden, wenn sie tatsächlich ein solches unvollkommenes Schiff wäre, stellte Nenaschew fest.
„Die Inder hätten zum Beispiel einen Flugzeugträger aus französischer Produktion wählen oder einen bei einer anderen Militärmacht bestellen können, doch sie haben sich nach dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis für unser Projekt entschieden. Jetzt nutzt die Marine Indiens erfolgreich den Flugzeugträger ‚Vikramaditya‘ (den umgebauten russischen Flugzeugträger ‚Admiral Gorschkow‘ – Anm. d. Red.). Und dann, wenn dieses Schiff so schlecht wäre, wie man über es geschrieben hat, so würde es kaum ein solches Interesse wecken – jede seine Fahrt steht im Blickpunkt der Weltpresse“, schloss der russische Marineexperte.
Die „Admiral Kusnezow“, benannt nach dem sowjetischen Admiral Nikolai Gerassimowitsch Kusnezow (1904–1974), hatte im Zeitraum von November 2016 bis Februar 2017 im Mittelmeer am Syrien-Einsatz Russlands teilgenommen. Gegenwärtig wird das Schiff modernisiert und soll 2020/2021 wieder in See stechen, um voraussichtlich weitere 20 Jahre im Betrieb zu bleiben, bis die russische Flotte neue Flugzeugträger bekommt.