Ein möglicher geheimer Umzug des in Großbritannien vergifteten Ex-Doppelagenten Sergej Skripal und seiner Tochter Julia kann laut dem Sprecher der russischen Botschaft in London als Entführung der russischen Staatsbürger eingestuft werden.
Der Sprecher sagte gegenüber Sputnik, der Umzug von Sergej und Julia Skripal werde als grober Verstoß gegen die Normen des Völkerrechts eingestuft. Außerdem sei das Vorgehen der britischen Seite im Fall Skripal ein Vorstoß gegen die Verpflichtungen aus dem Wiener Übereinkommen über die konsularischen Beziehungen von 1963 sowie aus dem bilateralen konsularischen Übereinkommen.
„Falls ein geheimer Umzug von Sergej und Julia Skripal doch umgesetzt wird, wird die Möglichkeit, ihre Version der Ereignisse vom 4. Marz zu hören, höchstwahrscheinlich verloren. Ohne die Möglichkeit, mit ihnen in Kontakt zu treten, wird die ganze Welt allen Grund haben, diese Situation als Entführung von zwei russischen Staatsbürgern oder zumindest als ihre Isolierung einzustufen“, so der Sprecher.
Zuvor hatte die Zeitung „Sunday Times” unter Berufung auf eine Quelle in der britischen Regierung berichtet, dass Sergej Skripal und seine Tochter Julia nach ihrer Genesung mit neuer Identität in den USA leben könnten. So sollten sie vor weiteren Mordversuchen geschützt werden, so die Argumentation der Quelle.
Am 4. März dieses Jahres wurden Sergej und Julia Skripal im britischen Salisbury bewusstlos aufgefunden. Von wem und unter welchen Umständen sie wirklich vergiftet wurden, ist unklar. Die britische Seite behauptet, dass in die Vergiftung der Skripals mit dem Stoff A-234 der russische Staat verwickelt sei. Russland weist diesen Vorwurf von sich und fordert eine unabhängige Untersuchung.
Der mutmaßliche Giftanschlag auf die Skripals hatte eine schwere internationale Krise ausgelöst. Die britische Premierministerin Theresa May machte ohne jegliche Ermittlungsergebnisse Russland für das Attentat verantwortlich und ließ russische Diplomaten ausweisen. Aus „Solidarität“ mit London wiesen Deutschland, die USA und deren Bündnispartner insgesamt mehrere Dutzend russische Diplomaten aus. Russland antwortete auch mit der Ausweisung von Diplomaten.