Das transatlantische Kriegsbündnis NATO sieht sich mit vielen Rissen konfrontiert. Soll ein Syrien-Krieg dazu führen, diese wieder zu kitten?
Von Marco Maier/Contra Magazin
Es ist ein alter Trick, wenn Allianzen zu zerbrechen drohen: Man sucht sich einen gemeinsamen Feind, den man gemeinsam zu vernichten versucht. Mit Russland an sich scheint das jedoch nicht wirklich zu klappen, so dass man nun eben Syrien (Dank einer al-Kaida/CIA-Operation mit einem gestellten Giftgaseinsatz) als optimales Feindbild nutzt.
Denn: Nicht nur der Amtsantritt Donald Trumps als US-Präsident hat einige europäische Regierungen (die viel mehr mit dem globalistischen Establishment in den Vereinigten Staaten paktieren) auf Distanz zu den USA gebracht, auch die ständige Fokussierung auf Russland sorgt bei einigen Mitgliedern für Unmut. Hinzu kommt, dass sich die Türkei seit dem Putschversuch gegen Präsident Erdogan zunehmend von der NATO distanziert und eher die Kooperation mit Ländern wie Russland, China und dem Iran sucht – und sich mit russischen S-400 Anti-Raketen-Systemen eingedeckt hat.
Die sonntägliche Bestätigung der Fidesz-Regierung unter Ministerpräsident Viktor Orban ist hierbei auch nicht gerade das, was man sich in den NATO-Chefetagen gewünscht hat. Immerhin unterhält Orban recht gute Beziehungen zum russischen Präsidenten, Wladimir Putin. Auch blockiert Budapest die Aufnahme der Ukraine in die NATO – auch weil die ungarische Minderheit dort genauso unterdrückt wird wie alle anderen Minderheiten. Weiters hat sich Orban stets gegen die antirussischen Sanktionen ausgesprochen und den Dialog mit Moskau auf allen Ebenen befürwortet. Nicht zu vergessen die Feindseligkeiten gegenüber dem globalistischen Multimilliardär George Soros, die man im Westen ebenso ablehnt.
Aber das ist noch nicht alles. Die neue italienische Regierung (welche sich derzeit abzeichnet), bestehend aus der Movimento 5 Stelle (M5S) und dem Rechtsbündnis dürfte auch als eher NATO-kritisch gelten und einen Ausgleich mit Moskau anstreben. In der Slowakei wachsen die Anti-NATO-Ressentiments, Portugal und Griechenland (welches übrigens ebenfalls gegen die Sanktionen ist und gute Beziehungen zu Russland unterhält) haben keine russischen Diplomaten ausgewiesen, und bis auf die Hardliner in Osteuropa (Polen & baltische Staaten) und die ohnehin bedingungslosen Vasallen in Berlin scheint niemand wirklich voll auf NATO-Linie zu sein.
Doch was geschieht, wenn es in Sachen Syrien zu einem ausgewachsenen Krieg kommt, in dem die NATO umfangreiche militärische Attacken durchführt? Russland hat schon angekündigt, sämtliche Raketen und auch die Abschussorte von Raketen (also die US-Kriegsschiffe) unter Feuer nehmen zu wollen. Die Iraner und die Chinesen sind ebenfalls vor Ort und würden dabei mit in den Krieg gezogen. Das könnte zum Dritten Weltkrieg avancieren. Ob die Rechnung der Strategen dabei jedoch aufgeht, die NATO zu stärken und vielleicht auch noch drei Fliegen (Syrien, Russland & Iran) mit einer Klappe zu schlagen, darf bezweifelt werden.