Die russische Botschaft in London zweifelt an der Echtheit der vom Scotland Yard verbreiteten Erklärung von Julia Skripal, der Tochter des vergifteten russischen Ex-Spions Sergej Skripal. Das Statement werfe viele Fragen auf.
„Wir haben uns mit großem Interesse mit der angeblich von Julia Skripal abgegebenen Erklärung auf der Webseite von Scotland Yard vertraut gemacht. Wenn der Inhalt stimmt, können wir uns nur für unsere Landsmännin freuen. Doch weil es unmöglich ist, sich dessen zu vergewissern, wirft die Erklärung der Londoner Polizei viele Fragen auf“, so die russischen Diplomaten.
Besonders habe sich die Botschaft über den Satz über „den Zugang zur Familie und Freunden“ gewundert: Niemand der in den britischen Medien zitierten Freunde und Verwandten habe Kontakte zu den Skripals bestätigt.
„Soweit wir wissen, haben die Opfer in Salisbury keine näheren Verwandten als Victoria Skripal und die mit ihr zusammenlebende Jelena Skripal (die Mutter von Sergej Skripal). Das wirft die Frage auf: Mit welcher Familie kontaktiert denn Julia?“, so die russische Mission weiter.
London müsse umgehend Beweise vorlegen, dass es Julia tatsächlich gut gehe. „Das veröffentlichte Dokument bestärkt nur die Befürchtungen, dass es hier um eine gewaltsame Isolierung einer russischen Bürgerin geht.“
Am Mittwoch hatte die Londoner Polizei eine Erklärung von Julia Skripal veröffentlicht. Darin soll sie behauptet haben, dass sie auf dem Weg der Besserung und in Sicherheit sei. Ihr Vater sei immer noch in einem schweren Zustand. Sie wolle nicht mit Journalisten reden und bitte ihre Cousine Victoria, nicht zu versuchen, Kontakt mit ihr aufzunehmen. Gleichzeitig heißt es in der Erklärung jedoch, Julia könne mit ihren Freunden und Verwandten kontaktieren.
Am 5. März war bekannt geworden, dass der ehemalige Oberst des russischen Militärgeheimdienstes GRU Sergej Skripal und seine Tochter Julia in der britischen Stadt Salisbury vergiftet wurden. London behauptet, Skripal und seine Tochter seien mit dem Stoff A234 vergiftet worden, und wirft Moskau vor, in das Attentat verwickelt zu sein, weil der Giftstoff nach Angaben von Experten sowjetischer Herkunft gewesen sein soll. Das britische Chemielabor Porton Down konnte später die Herkunft des Nervengifts jedoch nicht nachweisen. Russland weist die Vorwürfe Londons entschieden zurück.
Skripal war 2006 wegen Spionage für den britischen Auslandsgeheimdienst MI6 zu 13 Jahren Haft verurteilt worden. Er kam jedoch im Juni 2010 im Zuge eines Austausches inhaftierter Spione zwischen Russland und den USA auf freien Fuß. Kurz darauf wurde Skripal in Großbritannien Asyl gewährt.