Giftgas-Affäre: Britische Medien berichten von „Durchbruch“ im Fall Skripal

Rund sieben Wochen nach dem mutmaßlichen Giftanschlag in Salisbury wollen die britischen Behörden nach Angaben der Zeitung „The Telegraph“ die Hauptverdächtigen „identifiziert“ haben.

Nach Angaben des Blattes vermuten die Ermittler hinter dem Attentat auf den Ex-Spion Sergej Skripal und seine Tochter Julia mehrere Personen aus Russland, deren Namen seien festgestellt worden.

Ihre Schlüsse stützen die Ermittler der Zeitung zufolge auf Departure-Arrival-Angaben des Flughafens und auf Aufzeichnungen von Beobachtungskameras in Salisbury.

Dies bedeute einen «Durchbruch» in der Ermittlung, von der man erwartet habe, dass sie mehrere Monate dauern werde, schreibt das Blatt.

Das mutmaßliche Attentat von Salisbury

Sergej Skripal, einst Oberst des russischen Militärnachrichtendienstes GRU, war 2004 als Agent des britischen Auslandsgeheimdienstes MI6 entlarvt und von einem russischen Militärgericht wegen Hochverrats zu 13 Jahren Haft verurteilt worden. Sechs Jahre später wurde Skripal mit drei weiteren westlichen Spionen gegen zehn vom FBI verhaftete russische Agenten ausgetauscht, unter ihnen die als „Agentin 00Sex“ bekannte Anna Chapman.

Am 4. März dieses Jahres wurden der 66-jährige Skripal und seine Tochter Julia im britischen Salisbury bewusstlos aufgefunden worden. Von wem und unter welchen Umständen sie wirklich vergiftet wurden, ist unklar. Die britische Seite behauptet, dass in die Vergiftung der Skripals mit dem Stoff A-234 der russische Staat verwickelt sei. Russland weist diesen Vorwurf von sich und fordert eine unabhängige Aufklärung.

Die britische Premierministerin Theresa May machte die russische Regierung für das mutmaßliche Attentat verantwortlich und ordnete die Ausweisung von 23 russischen Diplomaten an. Aus „Solidarität“ mit London wiesen auch die USA, Deutschland und viele weitere EU-Staaten Dutzenden russischen Diplomaten die Tür. Russland konterte mit ähnlichen Maßnahmen.

Julia Skripal ist inzwischen aus dem Koma erwacht und hat das Krankenhaus verlassen. Auch Sergej Skripal ist nach Angaben britischer Ärzte außer Lebensgefahr.

Ende März ließ das mit der Untersuchung beauftragte britische Militärlabor Porton Down wissen, eine russische Herkunft des Nervengifts sei nicht nachweisbar. Der Kreml forderte daraufhin von der britischen Regierung eine Entschuldigung.

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