Laut dem Medienmacher Ken Jebsen sollten wir erst überprüfen, was uns gesagt wird, wenn die Rede davon ist, dass Russland und der Westen auf Konfrontation gehen. Es sind westliche Eliten, die behaupten, dass der Westen mit Russland ein Problem hat. In Wirklichkeit haben nur sie mit Russland ein Problem.
„Diese Eliten betreiben eine Politik, die nur ihnen nützt“, sagte er im Interview mit Sputnik-Korrespondent Nikolaj Jolkin am Rande des Wirtschaftsforums in Jalta. „Und das führt dazu, dass die Eliten ihre Völker dazu auffordern oder sie verdammen, in den Krieg zu ziehen, wobei sie selber nie mitgehen und ihre Kinder auch nicht hinschicken. Wenn unsere Eliten uns jetzt auffordern, Sanktionen zu puschen oder die Rüstungsetats zu erhöhen, sollten wir uns von diesen Eliten trennen und gegen sie aufstehen.“
Ab einem gewissen Punkt sollte man sich die Frage stellen, so Jebsen, ob sie einen eigentlich vertreten. „Wenn man einen dritten Weltkrieg in Kauf nimmt, bleibt nichts mehr übrig, als couragiert auf die Straße zu gehen, aber sich nicht nur gegen die Eliten zu wenden, sondern selber die Initiative zu ergreifen: statt das Alte zu bekämpfen können wir von Volksdiplomatie sprechen, indem man einfach sagt, ich halte mich nicht an die Sanktionen, ich nehme bewusst den Stress mit der Regierung in Kauf, weil ich ein gutes nachbarschaftliches Verhältnis möchte. Und wenn die Eliten mich dazu auffordern, meine Nachbarn anzugreifen, mache ich das einfach nicht.“
„Wir erleben heute eine Systemkrise, bei der wir immer weniger mitspielen können“, so die Einschätzung von Jebsen. „Wir müssen das Informationsmonopol des Staates durch das Netz und die private Kommunikation durchbrechen. Das sind alles alternative Möglichkeiten, wo man miteinander reden kann, und wir müssen anfangen, in Kooperation zu gehen und nicht in Konkurrenz. Die Politiker sind mit der Politik vollkommen überfordert. Sie können es nicht. Denn wenn sie es könnten, käme Krieg für sie nicht in Frage.“
Annexion oder Sezession der Krim
Das seien juristische Spitzfindigkeiten, meint der Journalist. „Man darf nicht vergessen, dass es eine Sezession mit Volksabstimmung mit übrigens hoher Wahlbeteiligung war. Das geschah ja erst nach einem vom Westen mit initiierten Putsch in der Ukraine, wo unter Zuhilfenahme von faschistischen Kräften dazu aufgerufen wurde, die Russen, die Juden und die deutschen Schweine mit Waffen zu bekämpfen.“
Jebsen regt an: „Dass das sich die Krim-Bewohner, die mehrheitlich Russen sind, aber auch andere Minderheiten, nicht gefallen lassen wollten, ist eigentlich nur wie,wir wehren den Anfängen‘. Was die Krim angeht, sind wir in einer vollkommen verlogenen, doppeldeutigen und bigotten Diplomatie. 1990 haben wir Jugoslawien, einen souveränen Staat, in westlichen Interessen, in Interessen der Nato gebombt und gespalten. Es ist Geopolitik. Wir brauchen aber eine direkte Demokratie, wo das Volk bei elementaren Fragen gefragt wird: Bist du für den Krieg? Bist du für Aufrüstung? Bist du für Sanktionen? Und die Bevölkerung würde sagen: Nein.“
Dies würde sie überall sagen, ist der Journalist sicher, auch in Amerika. „Donald Trump ist nicht Amerika. Sie wird es auch in Deutschland sagen. Die Menschen haben Krieg satt. Die Medien als Sprachrohre der Eliten erklären uns jedoch immer, was wir zu denken haben und was unsere Meinung sei. Deswegen ist es für uns wichtig, zu widersprechen und eine Alternative aufzubauen und zu leben, indem wir uns einfach nicht verbieten lassen, Kontakt zu unseren Nachbarn zu knüpfen.“
Deswegen sei Ken Jebsen als Lobbyist für den Frieden heute auf dem Wirtschaftsforum in Jalta. „Meine Aufgabe ist simpel. Meine Großeltern waren schon auf der Krim als Soldaten und Sanitäter. Und ich möchte nicht, dass meine Kinder und Enkelkinder wieder hier sind, schon wieder in Uniform. Wenn wir immer von den christlich-jüdischen Werten in Europa reden, dann gibt es einen ganz starken Satz, nämlich:,Du sollst nicht töten.‘ Da gibt es nicht Klammer auf mit Ausnahmen, eventuell, nein, es heißt:,Tue das nicht.‘“
Der Journalist fügt hinzu: „Wir reden heute wieder über den Russen. Während der UdSSR hieß es immer, der Russe kommt, der böse, der kommunistisch ist. Er glaubt nicht an Gott. Jetzt haben wir es aber mit einem eher orthodoxen Russland zu tun. Die da oben finden aber einen anderen Grund, um es anzugreifen. Wir wurden ja in Deutschland wiedervereinigt, genehmigt durch die Russen. Haben die Menschen Gorbatschow vergessen? Offensichtlich. Sie haben ein ganz schlechtes Gedächtnis. Man muss sich eigentlich schämen, mit deutschem Pass, was wir treiben. Und ich habe dazu keine Lust.“
Der Journalist räumt ein:
„Wir gönnen den anderen die Wurst nicht auf dem Brot. Und das ist total schäbig. Die westliche Haltung ist arrogant:,Sie sollen sich immer uns anschließen.‘ Wir haben die koloniale Brille auf und ein koloniales Denken. Sie sollen das machen, was wir ihnen vorgeben, sonst sind sie primitiv. Und dann bedrohen wir sie! Die meisten Deutschen, die ich kenne, lehnen diese Politik vollkommen ab. Wir müssen als Völker zusammenarbeiten. Und wir lassen uns davon nicht abbringen, egal was die Bild-Zeitung schreibt. Das ist mir egal.“
Quelle: Sputnik