Bundeskanzlerin Angela Merkel hat am Sonntag gegenüber dem israelischen Nachrichtensender „Channel 10 News“ ihr Bedauern über neue Formen des Antisemitismus in Deutschland geäußert.
„Wir haben jetzt auch neue Phänomene, indem wir Flüchtlinge haben oder Menschen arabischen Ursprungs, die wieder eine andere Form von Antisemitismus ins Land bringen“, sagte Merkel.
Ihr zufolge hat es aber leider auch schon vor der Ankunft der vielen Flüchtlinge in Deutschland Antisemitismus gegeben.
Wie Merkel weiter betonte, kann in Deutschland keine jüdische Einrichtung ohne polizeiliche Bewachung existieren. Das gelte sowohl für Schulen und Kindergärten als auch für Synagogen im Land.
„Das bedrückt uns“, fügte sie hinzu.
Zudem soll Merkel ihre Absicht bekundet haben, nach vierjähriger Pause noch in diesem Jahr nach Israel zu reisen. Antisemitische Vorfälle in Deutschland sorgen seit Wochen für Schlagzeilen. Wer in Berlin eine Kippa trägt, lebt offenbar besonders gefährlich. So waren zwei israelische Jugendliche am 19. April im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg verprügelt worden, weil sie an ihrer Kopfbedeckung als Juden zu erkennen waren. Experten stellen einen starken Anstieg des Antisemitismus nach Trumps Jerusalem-Beschluss fest.
Die Berliner Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus RIAS hatte zuvor berichtet, in Berlin würden erschreckend viele Fälle von Antisemitismus gemeldet. 2017 sind demnach in der deutschen Hauptstadt 947 solcher Fälle registriert worden, im Vorjahr waren es 590 Fälle.
Bundeskanzlerin Merkel hatte zuvor erklärt, bei den arabischen Einwanderern seien antisemitische Stimmungen vorhanden. Der Grünen-Politiker Jürgen Trittin sagte, Antisemitismus habe eine Tradition in Deutschland: 10 bis 20 Prozent der bundesdeutschen Bürger würden antisemitische Einstellungen unterstützen.