Hunger und unangemessene Mitkämpfer: Ehemaliger Neonazi verlässt Donbass

Der ehemalige Neonazi aus Australien Ethan Tilling hat die Reihen einer Söldner-Einheit , die an der Seite der ukrainischen Armee im Donbass kämpft, nach nur knapp zwei Monaten verlassen. Darüber berichtete der TV-Sender ABC.

Der ehemalige Soldat  Ethan Tilling beschloss  sich an den Kampfhandlungen  im Donbass zu beteiligen, da er einen solchen Einsatz als eine Art  „männlichen Übergangsritus“ wahrnahm:  „Ich erachte das als ein Übergangsritual für jeden Mann. Manche Männer denken, sie sollten etwas verteidigen oder in den Krieg ziehen. Das gehört zu den Dingen, die sie in ihrem Leben tun müssen“, sagte er gegenüber ABC.

Er sei von Videos der sogenannten „Georgian National Legion“ (dt. „Georgischen Nationallegion“) inspiriert worden. Dabei handelt es sich um eine internationale Einheit ausländischer Kämpfer, die auf der Seite  der Ukrainischen Armee  im Donbass kämpfte. Daher habe sich der 23-Jährige, wie Tausende Ultranationalisten aus der ganzen Welt, in die Ostukraine  begeben, so der TV-Sender.

Er habe zwar einmal der Neo-Nazi-Gruppierung  „Right Wing Resistance“ angehört, räumte Tilling in einem Interview ein.  Allerdings sei er  aus  der Gruppe ausgetreten, weil ihn die anderen Mitglieder enttäuscht hätten.

„Sie hatten keinen Plan für politische  und  wirtschaftliche Reformen. Ich erkannte, dass sie absolut nutzlose Menschen waren… Ich beschloss, dass ich nichts mit diesen Menschen zu tun haben wollte“. Seine Teilnahme an der Organisation sei  „nicht mal ein Teil davon, warum ich in die Ukraine ging“, sagte er.

So sei Tilling an der Front von Lugansk gelandet – und habe nicht einmal zwei Monate dort aushalten können. Der Krieg sei  nicht das, was er erwartet habe. Unter anderem habe er nicht erwartet, dass die Kämpfe „mehr oder weniger ein Grabenkrieg im Stil des Ersten Weltkriegs“ seien.  Auch romantische Erwartungen bewahrheiteten  sich offensichtlich  nicht: „Alles riecht verfault. Der Boden riecht wie eine Kombination aus Pisse, Scheiße und Blut“, sagte er.

Die Uniformen der Kämpfer hätten nicht für die eisigen Temperaturen und den Schnee getaugt, sagte der ehemalige Soldat (Tilling soll im Donbass  im Herbst 2017 gekämpft haben – Anm. d. Red.). Die Disziplin seiner Kameraden, die  oft betrunken gewesen seien und unter Drogen gestanden hätten,  sei auch  einer  der Gründe der Enttäuschung gewesen:  „Das wurde kombiniert mit Dingen wie nachts bei eingeschaltetem Licht umherlaufen, nachts singen, geladene Waffen auf das eigene Team richten“, erzählte er.

Darüber  hinaus seien  Nahrung und Wasser knapp gewesen, die Legion habe „von altem Brot und Keksen gelebt“, so Tilling. Er habe etwa zehn Kilogramm abgenommen und sein Geisteszustand habe sich verschlechtert.

„Es war sicher nicht das, was ich erwartet hatte“,  resümierte der Australier. Er  würde seinen  Landsleuten, die im Krieg in der Ostukraine kämpfen wollten, empfehlen, diese  Entscheidung nur nach sehr ausführlichen Überlegungen zu treffen.

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