„Merkel und Macron beschreiten Weg zu Putins Tür“ – Financial Times

Der Besuch der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel in Sotschi und das anstehende Treffen des französischen Präsidenten mit dem russischen Staatschef in der nächsten Woche zeigen, dass Russland und Europa nach dem von Donald Trump angekündigten Ausstieg aus dem Atom-Deal mit dem Iran offenbar mehrere gemeinsame Interessen haben.

„Wladimir Putin kann diesen Moment genießen: Zwei der mächtigsten Politiker Europas beschreiten einen Weg zu seiner Tür», schreiben die Verfasser des Artikels. Am Freitag habe die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel den russischen Präsidenten in Sotschi getroffen, um deutlich zu machen, dass Deutschland ein „strategisches Interesse» an guten Beziehungen zu Moskau habe. Nächste Woche werde Frankreichs Präsident, Emmanuel Macron, in St. Petersburg beim wichtigsten jährlichen Wirtschaftsforum Russlands zu Gast sein.

Trotz der Streitigkeiten in Bezug auf Syrien, die Ukraine und „Moskaus Einmischung in die US-Wahlen» würden sich Russland und Deutschland in einer ungewöhnlichen Position wiederfinden — nämlich, eine Reihe gemeinsamer Interessen zu haben. Die beiden Länder wollten den Iran-Deal aufrechterhalten und würden sich gegen den Druck der USA auf Nord Stream 2 wehren.

„Herr Putin genießt die Gelegenheit zu zeigen, dass er ein zuverlässigerer Partner als Herr Trump ist, der die traditionellen Allianzen missachtet hat», so die Zeitung.

Zum Schwerpunkt des Treffens von Putin und Merkel in Sotschi sei die Zukunft von Nord Stream 2 geworden, betont die Zeitung. Merkel habe sich um Putins Zusicherungen bemüht, dass Russland auch nach der Inbetriebnahme von Nord Stream 2 weiterhin Gas durch das ukrainische Pipelinesystem schicken werde. Auf diese Weise habe sie versucht, einige Bedenken der USA auszuräumen, die das Gaspipeline-Projekt ablehnen würden.

In diesem Zusammenhang habe Putin nach dem Treffen vor den Journalisten geäußert, Russland sei bereit, dies zu tun, wenn solche Transporte „wirtschaftlich sinnvoll» seien.

Frankreich hoffe auch, dass die Reise von Herrn Macron nach Russland nächste Woche ein Tauwetter in den Beziehungen ankündigen werde. Macron sei daran interessiert, bei dem bevorstehenden Treffen mit Putin zu zeigen, dass Frankreich bei umstrittenen Themen wie Syrien harte Positionen einnehme. Gleichzeitig wolle er versuchen, die Beziehungen in möglichst vielen Bereichen zu vertiefen, schreibt die Zeitung unter Berufung auf einen hochrangigen Diplomaten.

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