Schwulenparade in Brüssel: 100.000 Menschen demonstrieren für LGBTI-Rechte

Rund 100.000 Menschen aus aller Welt haben in Brüssel an der Belgian Pride Parade teilgenommen. Darunter ein homosexueller Türke, der in Belgien Asyl beantragt hat. Seit fünf Jahren lebt er in Brüssel.

„In der Türkei wurde ich von meiner Familie, der Gesellschaft und der Politik unter Druck gesetzt. Ich wurde teils auf offener Straße angegriffen, doch die Polizei hat mir nicht geholfen“, sagt er.

Auch Meriç kommt aus der Türkei. Seit dem gescheiterten Putsch im Jahr 2016 spürt sie, wie der Druck auf ihre Community wächst.

“Nach dem Putschversuch wurde der Ausnahmezustand verhängt. Dadurch kann der Staat viel einfacher und härter gegen Demonstrationen und andere Versammlungen vorgehen“, erklärt die Erasmusstudentin.

Ankara hat sämtliche LGBTI-Veranstaltungen untersagt. Die Begründung: Sie seien eine „Gefahr für die Gesundheit und Moral“ anderer.

Angesichts dieser Menschenrechtsverletzungen ruft Jenny Vanderlinden von Amnesty International die internationale Gemeinschaft zum Handeln auf. „Die Türkei war eines der ersten muslimischen Länder, in denen Gay-Paraden erlaubt wurden. Heute sind sie verboten“, sagt Vanderlinden. „Präsident Erdogan hat vor der Presse sogar gesagt, Homosexualität sei unvereinbar mit den Werten des Islam.“

Nicht nur die Türkei, ganz Europa ist von der Gleichberechtigung homo-, bi-, trans- und intersexueller Menschen noch weit entfernt.

Auch der stellvertretende EU-Kommissionspräsident Frans Timmermans war bei der Gay Pride in Brüssel dabei. Laut ihm gibt es „enorme Fortschritte beim Kampf für Chancengleichheit und LGBTI-Rechte.“ Aber auf der anderen Seite gebe es viel Widerstand, Konservatismus und Wut. „Dagegen müssen wir aufstehen.“