Russlands Marine baut die ständige Präsenz im Mittelmeer immer weiter aus. Es handelt sich nicht mehr um einen «NATO-See».
Von Marco Maier/Contra Magazin
Angesichts der wachsenden Präsenz der NATO in der Region und dem Syrien-Krieg, sieht sich Moskau mit einer veränderten Sicherheitslage im Mittelmeer konfrontiert, nachdem die Ukraine-Krise bereits dafür sorgte, dass die Schwarzmeerflotte um fünfzehn Schiffe – darunter zwei Fregatten und sechs U-Boote – verstärkt wurde.
In einer Stellungnahme bei einem Treffen mit den Top-Vertretern von Verteidigungsministerium und Generalität in Sotschi teilte Präsident Putin mit, dass eine dauerhafte russische Marinepräsenz im Mittelmeer kommen wird, die auch Kriegsschiffe mit Langstrecken-Angriffsraketen des Typs Kalibr beinhaltet. Insgesamt sind für dieses Jahr 102 Expeditionen von Kriegsschiffen und U-Booten in das Mittelmeer geplant, wobei diese auch immer wieder gegen Dschihadisten-Stellungen in Syrien losschlagen werden.
Im vergangenen Juli wurde eine Mittelmeer-Einsatztruppe gegründet, die ihren Sitz in Tartus, der von Syrien angemieteten Marineeinrichtung, haben sollte. Die Schiffe bieten einen Puffer auf der Südflanke der NATO. Russland muss den aggressiven Aktivitäten des Militärbündnisses in der Region, einschließlich des Schwarzen Meeres, entgegenwirken. Die Aufrechterhaltung einer robusten Präsenz im Mittelmeer ist der beste Weg, die russischen Grenzen des Schwarzen Meers zu verteidigen.
Ganz Südeuropa, einschließlich solcher militärischen NATO-Anlagen wie das Alliierte Streitkräftekommando in Neapel (Italien) die Kombinierte Flugbetriebszentren in Larissa, (Griechenland) und in Poggio Renatico (Italien), das Hauptquartier des Alliierten Landkommandos und Luftwaffenkommandos in Izmir (Türkei), der NATO Incirlik Luftwaffenstützpunkt in der Türkei, die Luftwaffenstützpunkte Graf Ignatievo und Bezmer in Bulgarien, die von der US Air Force sowie vielen anderen NATO-Verteidigungseinrichtungen genutzt werden, befinden sich im Bereich der Kalibr-Raketen, die auf den Plattformen im Mittelmeer installiert sind. Sie werden alle im Fall eines Russland-NATO-Krieges mit den ersten Salven ausgeschaltet.
Die Etablierung einer permanenten Marinepräsenz in der Region kann zudem durch eine Reihe rationaler Berechnungen erklärt werden. Das Mittelmeer ist für die Schwarzmeerflotte Russlands der einzige Zugang zum offenen Ozean. Die ständige Präsenz ist angesichts des wachsenden politischen Einflusses Russlands im Nahen Osten und in Nordafrika (MENA) also ein logischer Schritt.
So oder so, das Mittelmeer ist kein «NATO-See» mehr, der von der 6. US-Flotte beherrscht wird. Amerikanische Schiffe besitzen diese Gewässer nicht mehr. Als Großmacht hat Russland seine eigenen Interessen in der Region und es hat eine starke Seestreitmacht, die permanent eingesetzt wird, um sie zu verteidigen.