Moskau schließt die Möglichkeit nicht aus, dass die im englischen Salisbury vergifteten Sergej und Julia Skripal gegen ihren Willen von den britischen Behörden festgehalten und an Kontakten zur Außenwelt gehindert werden.
„Russland wird schon seit zwei Monaten kein Zugang zu den russischen Bürgern gewährt – das ist eine Tatsache“, sagte die Sprecherin des Außenministeriums in Moskau, Maria Sacharowa, am Mittwoch. „Die zweite Tatsache: Die russischen Bürger werden auf die eine oder andere Weise in Großbritannien an einem unbekannten Ort und in einem unbekannten Zustand an Kontakten gehindert, womöglich auch gewaltsam.“
Es sei nicht auszuschließen, dass Vater und Tochter von Medien ferngehalten würden. Russland wisse nicht über den Zustand der Skripals Bescheid.
„Nichts hat London daran gehindert, den russischen Vertretern einen entsprechenden Zugang zu den russischen Bürgern zu gewähren“, so die Sprecherin weiter.
Am vergangenen Freitag wurde Sergej Skripal aus dem Krankenhaus in Großbritannien entlassen. Zuvor war seine Tochter Julia ebenfalls aus dem Krankenhaus entlassen worden.
Am 5. März war bekannt geworden, dass Skripal und seine Tochter in einem Supermarkt in der britischen Stadt Salisbury bewusstlos aufgefunden und mit Anzeichen einer Vergiftung in ein Krankenhaus gebracht wurden. Zwei Tage später teilte der Chef der britischen Anti-Terror-Einheit mit, dass die beiden höchstwahrscheinlich Opfer eines gezielten Angriffs mit einem Nervengift geworden seien.
Der „Fall Skripal“ hat die Beziehungen zwischen Russland und Großbritannien schwer belastet. London machte Moskau ohne jeglichen Beweis für den Anschlag verantwortlich.
Sergej Skripal ist ein ehemaliger Oberst des russischen Militärgeheimdienstes GRU und Überläufer. 2006 wurde er wegen Spionage für den britischen Auslandsgeheimdienst MI6 zu 13 Jahren Haft verurteilt. Er kam jedoch im Juni 2010 im Zuge eines Austausches inhaftierter Spione zwischen Russland und den USA auf freien Fuß. Kurz darauf wurde Skripal in Großbritannien Asyl gewährt.