Bei der Pressekonferenz nach den russisch-französischen Verhandlungen hat Russlands Präsident Wladimir Putin die Situation um den Chefredakteur der Nachrichtenagentur RIA Novosti Ukraina, Kirill Wyschinski, kommentiert.
Der Präsident verglich den Wyschinski-Fall mit jenem des ukrainischen Regisseurs Oleg Senzow, der 2014 in Russland inhaftiert worden war.
„Herr Senzow wurde wegen der Vorbereitung terroristischer Akte und nicht wegen journalistischer Tätigkeit festgenommen“, betonte Putin.
Bei Wyschinski andererseits soll gerade seine Berufsausübung als Beweis für die Anschuldigungen dienen. Seinem Schicksal werde jedoch im Westen komischerweise kaum Aufmerksamkeit geschenkt.
„Erst vor kurzem, vor einigen Tagen, wurde Ihr Kollege festgenommen, der russische Journalist (Kirill Wyschinski – Anm. d. Red.). Ihm wird Hochverrat wegen seiner öffentlichen Position und seiner Arbeit als Journalist vorgeworfen. Aus irgendeinem Grund interessiert Sie sein Schicksal nicht. Sehen Sie doch ein, dass das merkwürdig ist“.
Putin wies darauf hin, dass der Staat das Leben von Journalisten schützen und ihnen die Freiheit der Tätigkeit garantieren muss.
„Von unserer Seite werden wir alles dafür tun. Seien wir aber objektiv und sachlich. Erst dann kann man alle Fragen lösen, sonst wird es kein Vertrauen geben“, so der Präsident.
Kirill Wyschinski war am 15. Mai vor seiner Wohnung in Kiew festgenommen und in der Nacht nach Cherson gebracht worden. Dem Journalisten werden Landesverrat und Unterstützung für die selbsterklärten Republiken der Donbass-Region zur Last gelegt. Bei einer Verurteilung drohen Wyschinski bis zu 15 Jahre Haft.
Der Inlandsgeheimdienst SBU durchsuchte noch am selben Tag das Büro der Vertretung von RIA Novosti in Kiew und die Wohnungen einiger Mitarbeiter der Redaktion. 47 Mitarbeiter sind bereits zum Verhör vorgeladen worden.
Das Stadtgericht von Cherson hat gegen den Journalisten eine zweimonatige Untersuchungshaft ohne Möglichkeit für Freilassung auf Kaution verhängt.
Der Kreml hat die Handlungen der Ukraine entschieden verurteilt und Antwortmaßnahmen versprochen. Moskau richtete eine Protestnote mit der Forderung an Kiew, die Gewalt gegen Medienvertreter zu stoppen.