MH17: Maschine verfehlt Russland, aber Tanz auf Gräbern geht weiter

Der gestern durch das internationale Ermittlerteam, das den Absturz der malaysischen Boeing über dem Donezbecken im Juli 2014 untersucht, erhobene Vorwurf gegen Russland hat nur für wenige Stunden einen gewissen Effekt gehabt.

Von Irina Alksnis

Bereits am Abend bestimmten andere Nachrichten die Schlagzeilen in den internationalen Medien – unter anderem das Treffen des russischen und französischen Präsidenten und Trumps Absage des geplanten Treffens mit dem nordkoreanischen Staatschef Kim Jong-un.

Das russische Verteidigungsministerium kommentierte die Nachricht aus den Niederlanden nur kurz und betonte, dass „kein russischer Flugabwehrkomplex jemals die russisch-ukrainische Grenze überquert hat“ und erinnerte daran, dass es seit langem diese Unterstellungen zurückweist und der niederländischen Ermittlungsgruppe entsprechende Beweise vorgelegt hatte.

Ebenso gleichgültig und formell war die Reaktion des Außenministeriums, das nur betonte, dass die Vorwürfe gegen Russland wegen Beteiligung am MH17-Absturz unbegründet sind und Bedauern auslösen.

In dieser Geschichte widerspiegelt sich die heutige Situation mit verschiedenen Vorwürfen gegen Russland im Ganzen und mit den Beziehungen Moskaus zu seinen westlichen Partnern im Einzelnen.

Was vor einigen Jahren als ein reales und potentiell fatales Instrument des internationalen Drucks gegen Moskau wahrgenommen wurde, verlor 2018 an Bedeutung und beeinflusst in der Realität kaum etwas.

Nach mehreren Monaten Funkstille kamen die Vorwürfe aus den Niederlanden ausgerechnet am Eröffnungstag des St. Petersburger Internationalen Wirtschaftsforums und wurden im Vorfeld der Fußball-WM veröffentlicht. Das sieht wie ein sehr beeindruckender Zufall aus.

Vor vier Jahren sollte die antirussische Hysterie um den Boeing-Absturz Russland in einen geopolitischen Außenseiter mit „danieder liegender Wirtschaft“ verwandeln. Gestern wollte das Ermittlerteam mit seiner Verkündigung Wladimir Putin wohl eine unangenehme Frage während der bevorstehenden Veranstaltungen in St. Petersburg stellen (bzw. eine Art WM-Boykott provozieren), um ihm die Laune zu verderben.

Andere Versionen wirken wohl kaum glaubwürdig, denn selbst der naivste Mensch glaubt mittlerweile wohl kaum, dass neue Kapitel in der seit vier Jahren dauernden Geschichte etwas grundsätzlich ändern könnten. Beispielsweise die Gespräche bei dem Forum in St. Petersburg verderben oder die Fußball-WM bzw. den geplanten Bau der Nord Stream-2-Pipeline untergraben.

Gestern kam übrigens fast gleichzeitig mit dem Bericht aus den Niederlanden eine Nachricht aus Brüssel, dass die EU-Kommission das Kartellverfahren gegen Gazprom ohne eine Strafe eingestellt hat. Das war ein weiteres Zeichen für Änderungen.

Es ist bemerkenswert, welche großen Wandlungen es in der Welt in den vergangenen Jahren gab. Die Mechanismen und Instrumente, die zur Änderung der geopolitischen Verhältnisse, zum Wechsel von Regierungen und Regimes vorgesehen sind, haben sich in kurze mediale Umstände verwandelt, die in dem neuen Spiel eine ganz andere Rolle haben. Es ist schwer, eindeutig zu sagen, wer einen größeren Beitrag zu diesen Wandlungen geleistet hat – Russland, dessen Führung bei dieser Frage eine richtige Taktik wählte, oder der Westen, der mit seinen plumpen Handlungen das seit mehreren Jahrzehnten funktionierende Instrument des Kampfes gegen geopolitische Opponenten diskreditierte.

Vier Jahre Ermittlungen der MH17-Katastrophe stellen sich in eine Reihe mit dem konstruierten Skripal-Fall. Der Unterschied besteht nur darin, dass der zweite Fall wegen fehlender Opfer (außer den Haustieren des ehemaligen Spions) zunehmend merkwürdig erscheint. In Bezug auf den ersten Fall tanzt der Westen weiterhin auf den Knochen der Verstorbenen.

Dennoch wurde von den Organisatoren nicht das erwünschte Ergebnis erreicht – in keinem der beiden Fälle.

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