Obwohl viele andere Staaten wie Afghanistan, der Irak, die Mongolei und Pakistan den Titel «globaler Partner» der NATO tragen, sträubten sich die lateinamerikanischen Staaten bisher gegen enge offizielle Beziehungen mit dem westlichen Militärbündnis. Nun wird ausgerechnet Kolumbien, wo über 50 Jahre lang die linke FARC-Miliz einen Guerillakrieg gegen rechte, US-unterstützte Regierungen führte, zum Pilotprojekt für eine intensivere Anbindung der lateinamerikanischen Region an das NATO-Bündnis.
Die offizielle Anbindung Kolumbiens an die Militärallianz soll eine engere Zusammenarbeit auf Gebieten wie der Ausbildung der kolumbianischen Armee, der Sicherung der Seewege vor dem lateinamerikanischen Staat sowie dem Kampf gegen «organisierte Kriminalität» und das, was die westlichen Mächte und Bogotá als Terrorismus bezeichnen.
Da in Kolumbien weder der IS noch al-Qaida oder ähnliche islamistische Gruppen aktiv sind, dürften die linken Guerilla-Organisationen, die noch keinen Friedensvertrag mit der Regierung abgeschlossen haben, damit gemeint sein. Zudem will die NATO, die Kolumbianer in Sachen «guter Regierungsführung» («good governance») unterrichten.
Den Vertrag zur NATO-Partnerschaft hatte Kolumbien schon im Mai letzten Jahres unterzeichnet, nachdem die Regierung ein Friedensabkommen mit der FARC schloss. Das Friedensabkommen sah einige Zugeständnisse der Regierung im Austausch für die Umwandlung der FARC in eine politische Partei um.
Schon seit einigen Jahren verfolgt Bogotá einen Kurs der engeren Anbindung an die westlichen Hegemonialmächte. Seit 2009 dürfen die USA im Rahmen eines Vertrages eine Militärbasis in Kolumbien unterhalten. Im Jahr 2016 unterzeichnete die NATO ein Kooperationsabkommen mit dem lateinamerikanischen Staat, obwohl Bogotá als Mitglied der Bewegung der Blockfreien Staaten verpflichtet ist, Abstand zu Militärallianzen zu halten.