Die Stadler Rail AG will zusätzlich rund 35 Millionen Euro in die Entwicklung des Produktionsstandortes Belarus investieren. Das sagte Generaldirektor der Stadler Rail Group Peter Spuhler vor Journalisten im Anschluss an das Gespräch mit Präsident Alexander Lukaschenko.
„Wir haben vor wenigen Jahren ein Montagewerk bei Minsk gebaut. Unser Unternehmen arbeitet mit Erfolg und versorgt Russland, die GUS und die EU mit neuester Schienenfahrzeugtechnologie. Wir wickeln mehrere Aufträge ab, schließen gute Verträge und lasten unsere Produktionsstandorte gut aus.
Das hat uns dazu bewogen, in den Ausbau unserer Produktionsbetriebe mehr zu investieren“, erklärte Spuhler. In erster Linie müsse in Belarus ein Produktionsbetrieb für mehrspannungsfähige Bordnetzumrichter gebaut werden, mit denen Straßenbahnen und Züge ausgerüstet würden.
Die Bordnetzumrichter würden in die EU exportiert, erzählte der Generaldirektor. Die Wagenkasten-Herstellung müsse auf 300 Stück pro Jahr ausgebaut werden. „Diese zwei Projekte erfordern ein Investitionsvolumen von rund 25 Millionen Euro.
Um rund 450 Wagenkästen pro Jahr herstellen zu können, wird der Kapazitätsausbau noch 10 bis 12 Millionen Euro kosten“, sagte Spuhler. Die Unternehmensleitung sei mit der beruflichen Qualifikation und der Arbeitsamkeit belrussischer Spezialisten sehr zufrieden.
„Ich kann alle potentiellen Investoren in Europa darauf aufmerksam machen. Wir haben zum Beispiel unseren Betrieb in Belarus von Null aufgebaut und ihn mit Spitzentechnologien ausgerüstet. In einer relativ kurzen Zeit hat das Werk es geschafft, unseren weltweit liegenden Produktionsstandorten Konkurrenz zu machen“, so Spuhler.
Das Werk in Fanipol habe vor kurzem eine Ausschreibung für die Straßenbau-Lieferung an ein bolivianisches Bahnunternehmen gewonnen, erzählte Spuhler. „Die gesamte Partie wird in unserem Produktionsbetrieb bei Minsk hergestellt. Wir hatten Aufträge aus Russland und der EU.
Aber noch nie haben wir Züge oder Straßenbahnen nach Lateinamerika geliefert“, bemerkte er. Peter Spuhler kommentierte die Situation rund um den Auftrag vom russischen Bahnunternehmen Aeroexpress. „Aeroexpress hat uns 24 Züge in Auftrag gegeben. Zwei davon (Prototype) wurden in der Schweiz hergestellt, die übrigen im belarussischen Stadler-Montagewerk in Fanipol.
Die wirtschaftliche Rezession mitten in der Auftragserfüllung führte dazu, dass Aeropexpress nicht alle Züge rechtzeitig und im vollen Umfang bezahlen konnte. Das russische Unternehmen reduzierte den Auftrag auf 11 Züge. Gemeinsam mit Banken und Versicherungsgesellschaften haben wir einen Ausweg gefunden – wir fanden Kunden in Aserbaidschan und Georgien und verkauften das unaufgeforderte Rollmaterial an sie.“
„Das Problem wurde gelöst. Der Auftrag wurde erfüllt – wir haben keine Verluste ertragen müssen. Aeroexpress ist auch zufrieden – seine Züge sind komplett ausgelastet und es sind neue Aufträge in Sicht. Wir halten es für sehr wichtig, unsere Kunden in solchen Krisen und Notsituationen nicht im Stich zu lassen und gemeinsam tragbare Lösungen zu finden“, fügte er hinzu.
Die Stadler Rail AG mit Sitz im schweizerischen Bussnang ist ein Hersteller von Schienenfahrzeugen. Der Produktschwerpunkt liegt auf angetriebenen Fahrzeugen wie Triebzügen, Stadtbahnen und Lokomotiven