Ein Kommentar von Bernhard Loyen.
Am 14. Juni startet das größte gesellschaftliche Ablenkungsmanöver für das Jahr 2018. Milliarden Bürger auf allen fünf Kontinenten können sich unabhängig von Herkunft, Religion und politischen Ausrichtungen auf ein einziges Thema einigen. Fußball.
Fußball ist unser Leben, denn König Fußball regiert die Welt, sang schon zur WM 1974 die deutsche Nationalmannschaft(1).
Für knapp vier Wochen werden jegliche Ressentiments vergessen. Es wird die mentale Pausentaste gedrückt. Brot und Spiele der Frühzeit, heißen heute Grillen, Party, Public Viewing, Futte kucken. Diverse Industrien reizen alle Möglichkeiten über werbewirksame Strategien aus. Milliarden Gewinne winken. Der Bürger, der Fan wird zur Kasse gebeten und zahlt bereitwillig. Sammelbilder, Limited Editions von der Bockwurst, bis zum Nutella Glas.
Es geht demgegenüber immer schon auch um Politik. Wie kommt es zur endgültigen Vergabe der Fußball WM in das entsprechende Gastgeberland ?
Warum möchte ein Land Gastgeber einer Fußball WM sein, lautet die Eingangsfrage einer aufschlussreichen Dokumentation am Dienstag dieser Woche. Sie trägt den Titel: Weltmeisterschaft der Spione, Russland gegen England und lief auf dem Sender ARTE(6).
Zwei Länder galten als Favoriten für die Ausrichtung der Fußball WM im Jahre 2018. Russland und England. Sepp Blatter (von 1998 bis 2016 Präsident des Weltfussballverbands) gleich zu Beginn des Beitrags: die Politik hat in den Fußball eingegriffen, ganz bestimmt. Stimmen aus dem Off lassen das Regiebuch schnell erkennen. Russland hatte kriminelle Energien. England natürlich nur sportliche Ambitionen. Zitate: Es gab massive politische Einflussnahme. Putin hat Oligarchen, den er vertraute, aufgefordert das Notwendige zu tun. Es ging um knallharte wirtschaftliche und politische Interessen. Sie haben alles versucht um zu gewinnen.
Wir gehen zurück in das Jahr 2008. Russland hätte damals eine Überwachungseinheit in England installiert, behauptet eine englischsprachige Stimme. Es sei fast wieder, wie im kalten Krieg gewesen, behauptet ein anderer Sprecher auf Englisch. Es sei zum Einsatz von Agenten gekommen. Als Kronzeugen dieser Behauptungen stehen auf englischer Seite Lord Triesman, der britische Organisationschef, ein französischer Sportjournalist und Peter Hargitay, ein Ungar. Er wird etwas mystisch umschrieben. Als die perfekte Quelle, die mit allen Strippenzieher befreundet gewesen wäre. Er kannte alle, so eine Stimme aus dem Off. Nach knapp acht Minuten, darf dann auch mal eine russische Stimme sich zu Wort melden. Alexey Sorokin war der Chefkoordinator auf Russischer Seite. Die russische Seite wäre sich bewusst gewesen, dass es nicht einfach wird. Zur Debatte standen anfänglich neben Russland und England, auch Spanien & Portugal, Australien, Holland & Belgien zusammen, und die USA.
Die endgültige Wahl, die finale Entscheidung trifft immer das Fifa Exekutiv Komitee. Es besteht aus 24 Stimmen, die aus den jeweiligen fünf Kontinental Verbänden nach einem Anzahlmodus vergeben werden.
Die Filmemacher treffen sich mit Peter Hargitay in Budapest. Er sei Fifa Sonderberater der englischen Bewerber gewesen, aufgrund seines Know How’s und seines Netzwerkes. Dazu sieht man Bilder von ihm mit den damaligen Fußball Funktionären aus aller Welt. Er plaudert über seinen persönlichen Rückblick auf die Wahl im Jahre 2010. Politischer Einfluss ganz klar, Korruption sowieso, Gier, Machterhalt von Positionen, Charakterschwächen und England hätte auch Spione eingesetzt.
Diese Aussage wird von dem Lord und einer BuzzFeed Journalistin wiederum bestätigt. Es wären private Firmen mit ehemaligen MI6 Agenten und ihren Russland Erfahrungen zum Einsatz gekommen. Das Problem, so jedoch der Ex-Fifa Berater Hargitay. Der russische Geheimdienst sei schlicht besser. Immer schon gewesen, da könne man machen was man wolle. In Bezug auf seine britische Berater Rolle hätte Sepp Blatter damals zu ihm gesagt: Don’t do it, you will never win…