Die merkwürdige Geschichte um die von der ukrainischen Regierung inszenierte Ermordung des „Anti-Putin-Journalisten“ Arkadi Babtschenko hat eine weitere, noch merkwürdigere Wendung genommen. Ein Kommentar von Rainer Rupp.
von Rainer Rupp
Von den beiden angeblich vom Kreml — wenn nicht gar von Putin persönlich — beauftragten «Killer» in dem gefakten Mord an dem angeblichen «Journalisten» Babtschenko hat als Fakt zumindest einer für den ukrainischen Geheimdienst gearbeitet. Nach anfänglichem Leugnen hat die ukrainische Spionageabwehr dies für einen der Festgenommenen, angeblichen «Attentäter» bereits eingeräumt.
Jedoch ist kaum zu erwarten, dass diese Umstände bei den tollwütigen Russenhassern in unseren deutschen Qualitätsmedien ernsthafte Zweifel an der Glaubwürdigkeit der offiziellen Geschichte der ukrainischen Regierung wecken werden. Zu gierig hatten sie sich auf die gefakte «Ermordung» Babtschenkos gestürzt, um weitere Kübel mit ihrem üblichen Dreck über den russischen Präsidenten und seinem «Schreckensregime» auszuschütten. Jetzt Zweifel am ukrainischen Narrativ zu zeigen, käme nämlich dem Eingeständnis ihrer eigenen Unfähigkeit gleich.
Zur Erinnerung: Am vergangenen Dienstag meldeten die ukrainischen Behörden, Babtschenko sei in seiner Wohnung ermordet worden, nachdem der vom Einkauf in einem nahe gelegenen Laden zurückgekommen war. Fotos mit der in einer Blutlache liegenden Leiche Babtschenkos gingen um die Welt. Westliche Medien und Politiker reagierten empört und verurteilten in scharfen Erklärungen natürlich die Russen, denn – genau wie im Fall Skripal im britischen Salisbury – war für alle von vornherein sonnenklar, die Schuldigen saßen im Kreml. Dann, einen Tag später am Mittwoch, wurde Babtschenko vom ukrainischen Geheimdienst wieder zum Leben erweckt, um auf einer großen Pressekonferenz mit ukrainischen Behörden das gerade aufgeführte Schmierentheater als genialen Coup der ukrainischen Spionageabwehr darzustellen, mit dem Ziel, einem von Russland gegen ihn in Auftrag gegebenen Mord zu vereiteln und die beiden vom Kreml gedungenen Mordbuben erfolgreich festzunehmen.
Selbst das Szenario eines Hollywood B- oder C-Spionagefilms ist logischer durchdacht als diese Räubergeschichte. Aber es wird noch besser, denn inzwischen hat sich herausgestellt, dass der festgenommene angebliche Auftragskiller Oleksiy Tsimbalyuk ein ausgesprochener Russenhasser ist, der für die ukrainische Spionageabwehr gearbeitet hat, was die Ukraine zunächst geleugnet, später aber unter der Last der Beweise eingestanden hat. Auch der Mann, der den angeblichen Auftragsmord an Tsimbalyuk vermittelt haben soll, Boris L. German, 50 Jahre alt, behauptet, er arbeite für die ukrainische Spionageabwehr, was die Behörden bisher noch leugnen.
Man kann der New York Times viel vorwerfen, aber ganz bestimmt nicht, dass sie zugunsten Russlands Partei ergreifen würde. Das Gegenteil ist der Fall. Aber die Babtschenko-Geschichte ist selbst für das Flaggschiff der Anti-Russland-Propaganda der US-amerikanischen Medien zu offensichtlich unglaubwürdig. U. a. berichtet das Blatt am Samstag, dass der angeblich angeheuerte «Killer» Tsimbalyuk ein Russland hassender, ehemaliger ukrainischer Priester ist, der im Januar 2017 in einer zehnminütigen Dokumentation auftritt, in der er die Ermordung von Mitgliedern der von Russland unterstützten Milizen in der Ostukraine als «Akt der Gnade» bezeichnet. Facebook-Bilder zeigen auch Tsimbalyuk in Uniform der faschistischen Gruppierung «Rechter Sektor». Warum ausgerechnet ein solcher Russenhasser wie Tsimbalyuk einen Mordauftrag gegen einen Putin-Kritiker entgegennehmen soll, scheint auch der New York Times (NYT) als sehr weit hergeholt. Sie schreibt:
Angesichts einer solch starken und öffentlich erklärten Feindschaft gegenüber Russland ist es zumindest merkwürdig zu sagen, dass ausgerechnet Herr Tsimbalyuk ausgewählt werden würde, um einen Auftragsmord gegen einen prominenten Kremlkritiker durchzuführen.»
Deutsche «Qualitätsmedien» tun sich mit dieser Erkenntnis der NYT noch schwer. Auch hat man bisher vergeblich auf eine scharfe diplomatische Demarche Berlins an die Adresse Kiews gewartet. Bundespräsident Steinmeier und Außenminister Maas wurden nämlich von der ukrainischen Regierung wie am Nasenring vorgeführt: Während ihre ukrainischen Amtskollegen sehr wohl wussten, dass kein Mord geschehen war, ließen sie zu, dass die Deutschen die angeblich von Russen bestellte Mordtat lautstark verurteilten. Einen größeren diplomatischen Affront kann man sich kaum vorstellen. Bis jetzt herrscht jedoch Schweigen im Berliner Wald.
Wahrscheinlich hätte sich der Putin-Hasser Babtschenko in Gesellschaft seines angeblichen Auftragskillers Tsimbalyuk recht wohl gefühlt. Auf seiner Facebook-Seite hat Babtschenko etliche bemerkenswerte Posts zur Völkerverständigung hinterlassen, die ihn offensichtlich zum Liebling der westlichen Qualitätsmedien gemacht haben; z. B. «möchte (Babtschenko) nach wie vor eines Tages auf Putins Grab tanzen und ein Selfie mit einem amerikanischen Abrahams-Panzer auf Moskaus Prachtstraße Twerskaja machen.» Oder Ende März dieses Jahres nach dem Großbrand in der russischen Stadt Kemerowo postete der «Journalist» Babtschenko: «Russen, bei euch soll es jeden Tag und in jeder Stadt brennen!» 37 Menschen, darunter auch viele Kinder, waren bei dem Brand in einem Einkaufszentrum der sibirischen Stadt Kemerowo ums Leben gekommen. Viele stürzten sich offenbar aus den Fenstern.
Diese Äußerungen dürften ziemlich genau das charakterliche Profil dieses «Ausnahmejournalisten» Babtschenko widerspiegeln. Eine seiner Lieblingsbeschäftigungen scheint, Opfer von Tragödien zu verhöhnen, zu sein. Kein Wunder also, dass gegen ihn im Internet viele Drohungen kursieren. Aber dass sich russische Geheimdienste mit einem solch durchgeknallten Russenhasser beschäftigen, kann ziemlich sicher ausgeschlossen werden. Nur westliche Medien und Politiker stellen sich mit dem Psychopathen Babtschenko und seinen ukrainischen Helfern auf dieselbe Stufe und bezeichnen ihn als «Journalisten», der er ganz bestimmt nicht ist.
Aber mit dem Attribut «Putin-Kritiker» lässt sich Babtschenko von den Meinungsmultiplikatoren der der westlichen Unwertegesellschaft hervorragend vermarkten. Mit der Verleihung des neuen Dissidententitels «Putin-Kritiker» wird jeder noch so unbedeutende und / oder gefühlskalte Hetzer in den Augen der westlichen Öffentlichkeit «geadelt» und als Vertreter des wahren Willens der russischen Volkes präsentiert. «Putin-Kritiker», egal wie skurril oder abscheulich ( man denke nur an Pussy Riot) sie sind, sie sind die von unseren Qualitätsjournalisten viel gesuchte wichtige Zutaten für die tägliche Giftmischung, mit der unsere Konzern- und Regierungsmedien ihre Hörer, Zuschauer und Leser berieseln.