Stockholm-Syndrom: Die Welt in der Geiselhaft der Banken

In den letzten Jahren wurden immer mehr Banken immer wieder zu hohen Straf- und Kompensationszahlungen verurteilt, weil sie manipulierten, betrogen und übervorteilten. Und die Welt schaut zu.

Von Marco Maier/Contra Magazin

Eben erst wurde die australische Commonwealth Bank von der Finanzregulierungsbehörde des Landes zu einer Strafe von 700 Millionen Australischen Dollar verurteilt, weil sie kriminelle Organisationen bei der Geldwäsche geholfen hat. Nur wenige Tage zuvor knallte die US-Regierung der französischen Bank Societe Generale eine Strafe in Hähe von einer Milliarde Dollar wegen der manipulation von Zinssätzen und der Bestechung von libyschen Regierungsvertretern.

Auch die Deutsche Bank, JP Morgan Chase, Wells Fargo, Goldman Sachs, HSBC und andere Großbanken wurden in den letzten Jahren dutzende Male angeklagt und zu immer wieder hohen Geldstrafen und Ausgleichszahlungen verurteilt, weil die Gier größer war als das Gehirn und große Gewinnne winkten, die mit hohen Bonuszahlungen abgegolten wurden.

Doch all das zeigt nur, dass das ganze System komplett aus dem Ruder gelaufen ist. Denn im Zuge der Wirtschafts- und Finanzkrise 2008 pulverten die Regierungen Unsummen zur «Rettung» dieser Banken hinaus, anstatt einfach die Reißleine zu ziehen und die gesamten Geschäftsbanken einfach zu verstaatlichen und das kommerzielle Geschäft mit Girokonten, Spareinlagen, Krediten und Hypotheken in eine Hand zu legen.

Aber die Politik ist dafür entweder zu feige, oder schlichtweg einfach in der Geiselhaft der Hochfinanz. Dabei wäre die Entmachtung der Banker und deren Aktionäre durchaus möglich, wenn sich die Regierungen der wichtigsten Länder zusammentun, einen solchen Schritt gemeinsam beschließen und die Kontrolle einer Behörde unterstellen, die von den jeweiligen Zentralbanken und einer parlamentarischen Kommission gemeinsam geleitet wird, sodass politische Mauscheleien der einzelnen Regierungen nicht möglich sind.

Die Welt sollte aus der Geiselhaft der Großbanken befreit werden, die zum Wohle der Superreichen und gegen die Interessen der breiten Bevölkerungsmehrheit agieren. Oder: Wer hat denn von der geplatzen Immobilienblase 2008 profitiert, die eine globale Wirtschafts- und Finanzkrise auslöste? Die Mehrheit der Menschen jedenfalls nicht. Und so wie die Banken derzeit agieren dauert es nicht mehr lange, bis die nächste große Finanzblase platzt.