Alexandr Sachartschenko im Gespräch mit RIA Novosti

Der Chef der Volksrepublik Donezk Alexandr Sachartschenko antwortete auf Fragen eines Korrespondenten von der Nachrichtenagentur RIA Novosti.

Frage: Die Verschärfung, die es vor kurzem gab, kann sie ein Wegbereiter einer Angriffskampagne sein?

– Wegbereiter ist zu klangvoll. Sie bereiten sich schon lange darauf vor und ich denke, dass sie groß angelegte Provokationen mit Beginn der Fußballweltmeisterschaft planen. Sie wissen sehr gut, dass sie die RF im Fall einer Verschärfung hier in eine sehr ungünstige Position bringen. Und die Verschärfung, die bei Gorlowka und im Gebiet von Awdejewka erfolgt ist, ist wohl damit verbunden, dass die Brigaden, die eine Ausbildung mit NATO-Instrukteuren durchlaufen haben und gemeinsam mit ihnen an der Frontlinie eingetroffen sind, gezeigt haben, zu was sie fähig sind. Die Amerikaner haben sich angesehen, wie sie ausgebildet sind. Ich bin überzeugt, dass die Amerikaner jetzt große Kopfschmerzen haben – sie haben sie nicht gut ausgebildet. Dies war eine Kontrolle und eine Erprobung des Koordinations- und Kommunikationssystems.

Frage: Das heißt es gab ein Training?

– Ich denke, die Verschärfung bei Gorlowka ist eine Prüfung, bei der die ukrainischen Streitkräfte durchgefallen sind.

Frage: Eine weitere Frage, zur Kontaktlinie. Wir alle wissen von der Änderung des Formats der Operation der Truppen hier im Donbass. Ständig wird davon gesprochen, dass irgendwelche Rotationen von Technik stattfinden. Ich möchte einen Schlussstrich ziehen – wie hat sich die Situation an der Kontaktlinie seit Anfang des Jahres verändert? Ändert sich etwas? Zum Guten oder zum Schlechten?

– Wenn dies zuvor mehr ein Krieg der Gegenaufklärung und der Aufklärung war, so haben jetzt Militärs die Zügel übernommen und sie ausgehend von der Wissenschaft, die sie gelernt haben, jetzt sind das militärische Operationen. Das ist die Heranziehung großer Kräfte und Mittel, das Heranziehen von Armeeeinheiten. Die Umbildung in eine Armeeoperation und keine Gegenaufklärungs- oder Antiterroroperation. Und deshalb ist das für den Erhalt des Friedens schlecht. Der zweite negative Faktor – dennoch geht der Kampf der ukrainischen Spezialdienste um die Kontrolle über diese Operation weiter. Der SBU wird die Kontrolle kaum ohne einen Kampf abgeben. Die Militärs versuchen zu zeigen, dass sie, weil sie nun die Leitung haben, gewisse Erfolge begonnen haben. Deshalb werden sie auf Kampf aus sein. Und die SBU`ler werden auf Kampf aus sein, um zu zeigen, dass das Format vergeblich geändert wurde. Und das dritte, was sich geändert hat, ich wiederhole, das ist die Beteiligung amerikanischer Instrukteure, die hier Prüfungen bei denen, die sie ausgebildet haben, abnehmen werden. Das ist auch schlecht.

Frage: Kann man sagen, dass es von jener Seite mehr massive Truppenoperationen gegen die Kräfte der DVR gibt?

– Nein. Es ist nur klarer ersichtlich geworden. Zuvor war es mehr verdeckt und jetzt verstecken sie es nicht.

Fage: Und welche Maßnahmen ist die Führung der Republik im Fall einer weiteren Verschlechterung der Situation bereit zu ergreifen?

– Wir können das sehr bald satt haben. Wir können es satt haben, dass wir die Minsker Vereinbarungen unterstützen. Wir können sagen: „Leute, es reicht. Jetzt werden wir nach unseren Regeln spielen“. Und unsere Regeln haben wir schon in Ilowajsk, in Debalzewo und in Uglegorsk gezeigt. Ich als oberster Kommandeur haben bereits einen Befehl zur Eröffnung des Feuers erteilt. Die Armee kann alle Bürger der Donezker Volksrepublik dadurch verteidigen, dass sie die ukrainischen Streitkräfte zum Frieden zwingt.

Frage: Und welche konkreten Entscheidungen sind Sie bereit zu treffen, um das Niveau der Spannung zu senken?

– All diese Entscheidungen sind bereits getroffen, aber das Niveau der Spannung hängt nicht von meinen Entscheidungen ab. Wir bereiten uns jetzt nicht auf eine Senkung des Niveaus der Spannung vor, sondern auf eine Minimierung der Verluste, die im Fall einer Verschärfung entstehen können. Und das Niveau der Spannung hängt davon ab, ob die transatlantischen Herren „Fass“ sagen werden oder nicht. Ich denke, dass die Mehrheit der ukrainischen Soldaten auch nicht kämpfen will. Für sie ist das kein Befreiungskrieg. Eine Verschärfung zu beginnen oder nicht, ist nicht die Entscheidung Poroschenkos. Es ist die Entscheidung Trumps und vielleicht sogar nicht nur Trumps.

Frage: Hat sich Ihre Position zum Thema Stationierung eines UN-Friedenskontingents im Donbass insbesondere auf dem Territorium der DVR nicht geändert?

– Wenn es das Format sein wird, das Wladimir Wladimirowitsch Putin genannt hat, so ändert sich meine Positionen nicht – ich bin bereit einen Vorschlag, die Sicherheit der OSZE-Mission zu gewährleisten und OSZE-Patrouillen, die von der UNO bewacht werden, an der Abgrenzungslinie mit uns zu stationieren, zu behandeln und in den Volkssowjet einzubringen. Aber das heißt nicht, dass wir unsere Truppen abziehen werden, damit jene sich dort frei bewegen können.
Ein zweites Moment. Soweit mir bekannt ist, hat selbst die ukrainische Seite kein Verständnis des Formats der Stationierung von Friedenstruppen. Es gibt nur Gerüchte, Streit und Vermutungen. Und das dritte Moment. Gemäß der UN-Satzung wird eine Mission nicht stationiert, wenn es keine Zustimmung der beiden kämpfenden Seiten gibt. Und an uns hat sich noch niemand mit solchen Vorschlägen gewandt. Wenn solche Anträge nicht eingehen und die Mission selbständig stationiert wird, so werden wir das als Besatzung, eine Interventionen der internationalen Gemeinschaft auf dem Territorium der DVR auffassen. Zum Erhalt der Unabhängigkeit und um gegen die Besatzung vorzugehen, wird eine Entscheidung über die Vernichtung der Interventen getroffen werden.

Frage: Und gibt es irgendwelche Alternativen zu UN-Einheiten?

– Eine – sie nicht zu stationieren.

Frage: Und wer könnte anstelle der UNO die Sicherheit der OSZE-Mission auf dem Territorium der DVR gewährleisten?

– Schon das Wort „Sicherheit“ verwirrt mich. Sie arbeiten hier nicht erst ein Jahr. In all dieser Zeit gab es nur zwei Fälle, wo es eine Gefahr gab. Als ein Fahrzeug auf eine Mine geriet und als wir sie bei Nikischino vor einem Beschuss gerettet haben, unter dem Feuer des Gegners haben wir sie dort herausgeholt. Und im übrigen fühlen sie sich absolut sicher. Hier gibt es keine Gefahr für die Sicherheit der OSZE. Unter diesem Vorwand versuchen sie nur, 40.000 Mann „Friedenstruppen“ hier zu stationieren.

Sagt Ihnen diese Zahl nichts? Das sind vier vollwertige Divisionen. Das ist mehr als unser 1. und 2. Armeekorps zusammengenommen. Die UNO will sie stationieren, um jeden Widerstand im Fall eines Angriffs der Ukraine zu unterdrücken. Wir interpretieren das so. Wir haben der OSZE vorgeschlagen – nehmt Waffen in die Hand, Pistolen, und verteidigt euch selbst. Aber selbst wenn man es rein theoretisch sieht. Wenn ein OSZE-Mitarbeiter einen Bewacher mit einem Maschinengewehr haben wird und bei einer Inspektion auf eine Mine gerät, so wird ihn das Maschinengewehr nicht retten.

Es ist nicht nötig. Auf der anderen Seite – sie sitzen hier im Café, gehen durch die Straße und schon einige Jahre lang hat sie keiner angegangen – eine Wache ist hier auch nicht nötig. Und sie schlagen vor, 40.000 solcher Bewacher zu stationieren – einen ganzen Zug auf jeden OSZE-Mitarbeiter. Das ist lächerlich auch nur zu hören.

Dieser Konflikt kann nicht durch die Stationierung unbeteiligter Truppen gelöst werden. Hier gehört jedes Stück Erde uns. Und wir können nirgendwohin abziehen. Die Abgrenzungslinie befindet sich am Flughafen. Von uns fordert man eine Dreikilometer-Zone zu gewährleisten. Ich soll meine Einheiten in die Stadt abziehen? So etwas wird es nie geben.

Und ich wiederhole, nach der UN-Satzung ist die Zustimmung der zwei Konfliktseiten notwendig. Die Ukraine auf der einen Seite und die DVR, LVR auf der anderen. Weder an mich noch, davon bin ich überzeugt, an Leonid Iwanowitsch Pasetschnik, hat sich jemand mit dem Vorschlag gewandt, eine UN-Mission zur Bewachung der OSZE zu stationieren. Deshalb ist alles, was jetzt gesagt wird, auf der Ebene von Gerüchten.

In jedem Fall werden wir von der UNO deutlich fordern, ihre Ziele und Aufgaben zu erläutern. Ich verstehe, dass ein Konflikt an den Grenzen Europas nicht nötig ist. Und ein Land, das mit Waffen, Neonazis und Radikalem getränkt ist, ist nicht nötig. Polen nimmt diese Ideologie nicht an – sie haben die Bandera-Ideologie verboten. Das ist ein harter Schlag, ein kalter Wasserguss, der die Hitzköpfe der ukrainischen Nationalisten abkühlen wird. Ich denke, auch das übrige Europa wird die Bandera-Bande nicht dulden.

Heute Polen, morgen Ungarn, übermorgen Rumänien. Sie wissen, dass an den Grenzen Gangster stehen, die ganz Europa anfüllen können. Für die Weltgemeinschaft ist es einfacher, das Regime Poroschenko auszuwechseln.
Warum Truppen stationieren, wenn man einfach reden kann. Donezk kann mit Kiew reden. Wir haben unsere gesetzlichen Forderungen, die Ukraine wird natürlich ihre Forderungen vorbringen. Dieses Gespräch kann Jahre dauern, aber in der Perspektive kann es den Krieg in der Form stoppen, die er jetzt hat – in der heißen Phase. Und eine Stationierung von Truppen kann diesen Krieg ausweiten.

Frage: Eine Frage zur Präzisierung. Was meinen Sie, ist möglicherweise das Fehlen einer Anfrage an Sie und das Oberhaupt der LVR ein politische Frage? Denn eine solche Anfrage würde noch mehr Anerkennung der Republiken bedeuten?

– Erstens, sie wollen das einfach nicht tun. Zweitens, für die Ukraine wird das eine absolute Niederlage sein – sich mit uns an den Verhandlungstisch zu setzen. Sie haben uns zu Terroristen erklärt und Verhandlungen bedeuten, dass dies ein Bürgerkrieg ist. Aber in der UNO gibt es vernünftig denkende Menschen. Als 2014 in Kiew ein bewaffneter Umsturz geschah, was dies echter Landesverrat.

Man kann sich unterschiedlich zu Janukowitsch verhalten, aber er er war der rechtmäßige Präsident. Und wegen Landesverrats – das schwerste Verbrechen in jedem Staat – wurde niemand bestraft. Die Zivilgesellschaft hat den ungesetzlich gewählten Poroschenko angenommen.

Nach der Verfassung der Ukraine müssen alle wählen. Wenn die Ukraine deklariert, dass die Krim ukrainisch ist, dass der Donbass ein Teil der Ukraine ist, dann müssen die Wahlen auch auf der Krim und bei uns stattfinden. Aber weder die Krim noch wir sind noch Ukraine. Und Wahlen gab es hier nicht. Deshalb sag Dich von diesen Territorien los oder Du bist ein unrechtmäßiger Präsident.

Quelle: Spendenaktion für Novorossia