Die Umsetzung des Pipeline-Projekts Nord Stream 2 wird zu „unumkehrbaren“ Folgen auf dem europäischen Gasmarkt führen. Diese Meinung äußerte der Geschäftsführer des ukrainischen Energieversorgers Naftogaz Juri Witrenko am Donnerstag auf der Facebookseite des Unternehmens.
Ihm zufolge verstößt der Pipeline-Bau gegen die europäische Gesetzgebung und „tötet allmählich die Konkurrenz auf dem europäischen Gasmarkt unter Einwirkung des Gas-Druckes des russischen Energiekonzerns Gazprom“.
Zudem soll Witrenko Deutschland wegen seiner Position im russisch-ukrainischen Gasstreit im Jahr 2009 kritisiert haben.
„Seien wir ehrlich. Deutschland hat uns unter Druck gesetzt, daher haben wir im Jahr 2009 ein Abkommen unterzeichnet. Sie wollten nicht auf Details eingehen. Ihnen war es recht, dass die Russen gesagt haben, dass dieser Vertrag den europäischen Regeln entspreche… Dann hat sich herausgestellt, dass er nichts mit den europäischen Regeln gemein hatte. Das war eine echte neokoloniale Politik. Deutschland war es aber recht“, so Witrenko.
Am Mittwoch hatte der ukrainische Vize-Minister für zeitweilig okkupierte Gebiete und vertriebene Personen, Georgi Tuka, geäußert, Deutschlands Beteiligung am Projekt „Nord Stream 2“ werde sowohl für die Ukraine als auch für ganz Westeuropa negative Folgen nach sich ziehen.
Zuvor hatte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier während seines Kiew-Besuchs die Ukraine dazu aufgerufen, die Position Berlins zum Gaspipelineprojekt Nord Stream 2 nicht zu kritisieren.
Nord Stream 2
Das Projekt Nord Stream 2 sieht die Verlegung von zwei Pipelinesträngen mit einer Jahresgesamtkapazität von 55 Milliarden Kubikmetern vor. Die Stränge sollen parallel zur bereits bestehenden Gaspipeline Nord Stream von der russischen Ostseeküste bis nach Deutschland verlaufen.
Gegen das Pipeline-Projekt machen mehrere Länder Front. Dazu gehören die Ukraine, die um ihre Einnahmen aus dem Transit des russischen Gases bangt, und die USA, die ambitionierte Pläne zum Export von Flüssiggas nach Europa hegen.
Russland hatte mehrmals dazu aufgerufen, den Pipeline-Bau nicht zu politisieren und diesen als ausschließlich wirtschaftliches Projekt zu betrachten.