Die kolumbianische Guerillaorganisation Nationale Befreiungsarmee (ELN) hat bis zum Dienstag der kommenden Woche eine einseitige Waffenruhe ausgerufen. Grund dafür ist die am Sonntag stattfindende Stichwahl um das Präsidentenamt zwischen dem linken Kandidaten Gustavo Petro und dem Ultrarechten Iván Duque. Das schreibt das Portal amerika21 heute.
Die Waffenruhe diene dazu, «den Kolumbianern und Kolumbianerinnen die Beteiligung an der zweiten Runde der Wahl zu erleichtern», so die ELN in einem Kommuniqué vom Montag.
Zudem rief der Chefunterhändler der ELN, Pablo Beltrán, beide Präsidentschaftskandidaten dazu auf, an den Friedensverhandlungen festzuhalten und das bisher Vereinbarte zu respektieren. Der vom ehemaligen Präsidenten Álvaro Uribe (2002-2010) unterstütze Duque bezweifelte die ernsthafte Bereitschaft der ELN an den Gesprächen und forderte die Guerillaorganisation auf, ihre bewaffneten Aktionen umgehend einzustellen. Diese Vorwürfe wies Beltrán mit dem Verweis auf die angekündigte Waffenruhe zurück. Kolumbien könne bei seinem Bestreben nach Frieden auf die ELN zählen, so Beltrán. Er hoffe, dass sich auch die kolumbianische Rechte, die Duque repräsentiere, den Bemühungen um Frieden anschließe. Es sei jedoch paradox, dass ausgerechnet jene gesellschaftlichen Gruppen der ELN fehlende Bereitschaft vorwerfen, die sich stets «gegen den Frieden und gegen die kolumbianischen Bevölkerungen» gestellt haben. Er lud beide Kandidaten ein, sich persönlichen vom Fortschritt der Verhandlungen auf Kuba zu überzeugen.
Die im Februar vergangenen Jahres in Ecuador begonnenen Gespräche zwischen der kolumbianischen Regierung und der ELN wurden nach ersten Schwierigkeiten nach Kuba verlegt. Dort wird in einer fünften Verhandlungsrunde derzeit über die Beteiligung der Zivilgesellschaft am Friedensprozess sowie über die Möglichkeit eines bilateralen Waffenstillstands gesprochen. Bereits bei den Parlamentswahlen im März und in der ersten Runde der Präsidentschaftswahlen Ende Mai hatte die Guerillaorganisation ihre militärischen Aktionen ausgesetzt.
Quelle: amerika21