Dr. Gniffkes Macht um acht: Das üble Foulspiel der Nachrichten-Redakteure

ARD-aktuell zieht in der Rahmen-Berichterstattung zur Fußball-WM in Russland — und teils während der Spiele selbst wieder einmal alle feindseligen Propaganda-Register. In sozialen Medien fragen Nutzer nach Alternativen zu Übertragungen auf deutschen Sendern.

von Friedhelm Klinkhammer und Volker Bräutigam

Eine charakterlose Journaille darf sich wieder weidlich austoben: Der öffentlich-rechtliche Nachrichtenjournalismus pervertiert seinen Auftrag, sachlich zu informieren, auch im Rahmen von Welt-Sportereignissen. Zur Begleitberichterstattung im speziellen Fall der Fußball-WM in Russland schicken beispielsweise Tagesschau und Tagesthemen journalistische Anti-Typen wie die WDR-Korrespondentin Golineh Atai und den selbsternannten Doping-«Enthüllungsjournalisten» Hans-Joachim Seppelt an die Propaganda-Front. Die zeigen mustergültig, wie sich eine friedliche Form der internationalen Begegnung und des multinationalen sportlichen Leistungsvergleichs zu antirussischer Hetze und üblichem Putin-Bashing missbrauchen lässt.

Volles Rohr! Golineh Atai am 14. Juni: «Putins Propagandaplattform» … «die Fußball-WM in Russland wirft ethische Fragen auf»… «Intellektuelle veröffentlichen Boykottaufrufe» … «So oder so, Putin steht als Sieger da.»

Persönliches Unlustempfinden als «ethische Frage»

Üblicher Qualitätsjournalismus: Nichts Konkretes auf der Pfanne, stattdessen den russischen Präsidenten dämonisieren und über sich angeblich stellende, aber nicht näher benannte «ethische Fragen» spintisieren – schon ist eine fette Portion abträglicher Stimmungsmache abgesondert. Plus Missgunst im Übermaß: «Putin steht als Sieger da.»

Korrespondentenberichte dürfen laut Rundfunkstaatsvertrag zwar Meinung enthalten. Das setzt aber nicht den gesetzlichen Programmauftrag für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk außer Kraft:

Die ARD soll […] die internationale Verständigung, die europäische Integration […] fördern.

Beim ZDF heißt es: «Die Angebote sollen dabei auch die Zusammengehörigkeit […] fördern sowie der Verständigung unter den Völkern dienen und auf ein diskriminierungsfreies Miteinander hinwirken.»

Vielen Zuschauern geht die propagandistische Akzentuierung der Nachrichten über Russland längst zu weit. Ein aussagefähiges Beispiel dafür, wie übel die faktische Missinterpretation des rundfunkgesetzlichen Auftrags zur Völkerverständigung im Publikum «ankommt»:

Wenn Golineh Atai von Ethik zu sprechen beginnt, dreht sich mir der Magen um. Selten habe ich hinter einem hübschen Gesicht so viel Selbstgefälligkeit, Nicht-Reflexion und dumpfe ideologische Vereinnahmung gesehen, wie bei dieser ‘Journalistin’. […] Für Golineh Atai ist die Fußball-WM – wie auch alles andere mit Russland-Bezug – DIE Chance, richtig mit Dreck zu werfen. […] Ihre ‘Fragen’ sind reine Polemik, denn sie hat überhaupt keine Fragen, sie hat ein zementiertes Weltbild, in das Russland, so wie es sich für sie (!) darstellt, nicht hineingehört.

Die boulevardeske Geschichte um den vor kurzem mit dem Bundesverdienstkreuz behangenen sogenannten «Doping-Experten» Seppelt ist ein weiterer Beleg für journalistische Perversion: Ein «unberechenbares Risiko» sei es für den Sportreporter, fahre er nach Russland zur Fußball-WM, behaupten plötzlich «deutsche Sicherheitsbehörden», und in den ARD aktuell-Nachrichten wurde diese argumentations- und beweislose Albernheit übernommen. Hatte sich Außenminister Maas nicht gerade erst dafür eingesetzt, dass das von Seppelt beantragte und von Moskau widerrufene Einreisevisum dann doch erteilt wurde?

Will Seppelt nicht die russischen Behörden selbst über das «Staatsdoping» aufklären?

Anscheinend reichte die Befürchtung, russische Behörden könnten Seppelt zu seinen mittlerweile weitgehend als pure Spekulation aufgeflogenen Staatsdoping-Geschichten befragen, dem großmäuligen Helden zum Verzicht auf den WM-Besuch – und der fraglichen ARD-Journaille genügte sie, aus dem schwachsinnigen Alarmismus deutscher Überwachungsbehörden auch noch eine Tagesschau-Meldung zu produzieren. Eine Meldung mit Null-Relevanz (aber zehnmal veröffentlicht!), lediglich geeignet, die Russen als unkalkulierbare Gefahrenquelle zu denunzieren. Sie unterstreicht allerdings, wie gut ARD aktuell und staatliche Geheimdienste kooperieren.

Aus ihrem Schützengraben, nicht aus einem TV-Studio, feuert WDR-Korrespondentin Birgit Virnich:

Russland nutzt die Veranstaltung um Prestige zu gewinnen und versucht über die schlimmste Menschenrechtskrise hinwegzutäuschen, die es seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion gibt.

Ein Vorwurf, der nicht einmal von russischen Oppositionellen oder der Menschenrechtsorganisation «Amnesty International» in derart maßloser Übersteigerung erhoben wird. Virnich weiter:

Mit Popstars wie Robbie Williams versucht man die Spannungen der letzten Monate zu überstehen. Im Vorfeld hatte es viel Kritik gehagelt. Selten hatte die Weltpolitik den Gastgeber so geschlossen argwöhnisch beäugt und so war Altkanzler Schröder einer der wenigen Ehrengäste bei der Eröffnungsfeier.

Freilich, viel «Kritik» an Russland, wenn man unter diesem Begriff primitive Hetzpropaganda versteht: Behauptungen über russische Hackerangriffe zum Beispiel, über den Giftanschlag in Salisbury und über den bösen Umgang der Russen mit den armen terroristischen Söldnern und Kopfabschneidern in Syrien, über die leider militärisch und außenpolitisch so erfolgreiche Rolle der Russen in Nahost…

«Kritik» an der WM beschränkt sich vorwiegend auf Westeuropa

An der Eröffnungsfeier in Moskau nahmen, anders als Virnich weismachen will, zahlreiche Ehrengäste aus aller Welt teil. Lediglich die Spitzenpolitik der WWG, der «Westlichen Wertegemeinschaft», war unterrepräsentiert. Die Russen sollten das allerdings als einen Pluspunkt für sich verbuchen und berücksichtigen, welche Summe ungeheuerlicher Völkerrechts- und Kriegsverbrechen diese WWG repräsentiert.

Der Popstar Robbie Williams hat während seines Auftritts in der Eröffnungsfeier der politischen und medialen Elite seiner Heimat Großbritannien den Stinkefinger gezeigt. Sie hatte ihm fälschlich vorgeworfen, er habe sich von Moskau einkaufen lassen, obwohl er unentgeltlich und aus reiner Freude am Ereignis mitwirkte. Hetzpropaganda gegen Russland wird auch jenseits der deutschen Grenzen betrieben. Den Stinkefinger hätten aber die ARD-Nachrichtenleute mindestens ebenso verdient. Journalisten-Imitate wie Atai, Seppelt, Virnich und Co. sind leider nicht miese Ausnahmeerscheinungen, sondern antirussischer Regelfall.

Veröffentlichte (ARD-)Meinung ist zum Glück nicht dasselbe wie die Meinung der Öffentlichkeit. Die Mehrheit der Deutschen findet es nach neuesten Umfragen vollkommen in Ordnung, dass die Fußball-WM in Russland stattfindet und deutsche Politiker in Russland als Gäste erscheinen.

Lichtblick von Lanz

Dass deutsche Journalisten ausgewogen, fair und historisch sensibel über Russland berichten können, hat Markus Lanz mit der Reportage Gespräche mit ziemlich fremden Freunden bewiesen. Sein vorzüglicher Programmbeitrag ist eine schallende Ohrfeige für die russophobe Propagandisten-Connection der Gniffkes, Buhrows, Zamperonis, für den gesamten den USA liebedienernden Russophobie-Verein des WDR. Nicht zu reden von den Klebers in Lanz’ eigenem Laden, dem ZDF

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