Alle zwei Sekunden ein Mensch auf der Flucht: Drei Länder teilen weltweite Last — RT

Während sich die Industrieländer abschotten, haben die Türkei, Bangladesch und Uganda 2017 die Hälfte aller neuen Flüchtlinge aufgenommen. Die Flüchtlingszahlen steigen seit sechs Jahren an und haben mit 68,5 Millionen Menschen historische Ausmaße erreicht.

Während die finanziellen Hilfsmittel für Flüchtlinge schwinden, steigen gleichzeitig die Zahlen derjenigen Menschen, die auf der Flucht sind. Das UNHCR bezifferte die Menschen auf der Flucht mit 68,5 Millionen. Davon gelten 40 Millionen Menschen Binnenflüchtlinge, 28,5 Millionen flüchteten aus ihrem Heimatland. Die Türkei nahm letztes Jahr 700.000 Menschen auf und beherbergt derzeit über 3,8 Millionen Flüchtlinge. Der Großteil davon stammt aus Syrien.

Nach Europa kamen 2017 circa 500.000 Flüchtlinge. Die USA erreichten nur 60.000 Menschen. Die meisten Flüchtlinge weltweit stammen aus dem Südsudan, Afghanistan und Syrien. Täglich flüchten nach Angaben des UNHCRs 44.400 Menschen. Alle zwei Sekunden wird ein Mensch aus seiner Wohnstätte vertrieben.

Der Zustrom nach Bangladesch ist der Massenflucht der Rohingya aus Myanmar geschuldet. Nach Bangladesch flüchteten 700.000 Menschen, wobei der Status der muslimischen Minderheit aus Myanmar in Bangladesch ungeklärt ist. Die Regierung dort gedenkt die Menschen auf eine bislang nicht bewohnbare Insel zu bringen, die als Überschwemmungsgebiet gilt. Bekannt wurde hier vor allem das berüchtigte Flüchtlingscamp «Kutupalong» im Distrikt Cox’s Bazar im südöstlichen Bangladesch an der Grenze zu Myanmar. In diesem derzeit größten Flüchtlingscamp weltweit leben circa 860.000 Flüchtlinge, mehrheitlich Frauen und Kinder. Es fehlt an Wasserversorgung, sicheren Unterkünften, medizinischer Versorgung und Sanitäranlagen. Die Region gilt als verarmt, der Klimawandel zerstört die Landwirtschaft.

Uganda nahm Flüchtlinge auf, die vor dem Bürgerkrieg aus dem Südsudan Zuflucht suchten. In Bidi Bidi, im Nordwesten Ugandas, leben rund 270.000 Flüchtlinge. Vor dem Zustrom war Bidi Bidi ein kleines Dorf. Wegen der schlechten Zustände starben Anfang 2017 in diesem Camp 180 Menschen. Die Hälfte davon waren junge Kinder.

UNHCR will neuen globalen Plan umsetzen, finanzielle Mittel schwinden

Gegen Ende diesen Jahres will das UNHCR mit dem «global compact on refugees» (globaler Vertrag über Flüchtlinge) eine neue Richtung einschlagen:

Wir verpflichten uns zu einer gerechteren Verteilung der Lasten und der Verantwortung für die Aufnahme und Unterstützung der Flüchtlinge weltweit.

Mit dem neuen Plan werden vier Ziele genannt:

1. Den Druck auf die Gastländer verringern

2. Stärkung der Eigenständigkeit von Flüchtlingen

3. Erweiterung des Zugangs zu Drittland-Lösungen

4. Unterstützung für Bedingungen in den Herkunftsländern zur Rückkehr in Sicherheit und Würde

Laut des UNHCR befinden sich 1,2 Millionen Flüchtlinge in Gefahr und müssten eigentlich in ein anderes Land umgesiedelt werden. 2017 wurden nur 103.000 Flüchtlinge in UN-Mitgliedsländer umgesiedelt. Das UNHCR bezieht seine finanziellen Hilfsmittel zu 87 Prozent von Regierungen und der EU und zu 10 Prozent von privaten Spendenmitteln. 2017 fehlten dem UNHCR die Hälfte der erforderlichen Mittel, um allen syrischen Flüchtlingen in den Nachbarländern helfen zu können.

Die Abschottung der Industrieländer wurde einmal mehr durch die Ablehnung der «Aquarius» deutlich. Mit 629 Flüchtlingen an Bord wurde dem Schiff der Zugang zu italienischen Häfen verwehrt, ebenso von Malta, bis Spanien das Schiff in Valencia anlegen ließ.

Im vergangenen Jahr kehrten 667.000 geflüchtete Menschen in ihre Heimat zurück. Ein Großteil davon stammte aus Nigeria.

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