US-Präsident Donald Trump hat das Migrationsproblem in Europa ausgenutzt, um seine Einwanderungspolitik zu rechtfertigen. Dafür hat er Deutschland in eine „perfekte Zielscheibe“ und seinen „Punchingball“ verwandelt, wie „Die Welt“ schreibt.
Am Montag hatte US-Präsident Donald Trump den deutschen Behörden auf seinem Twitter-Account die Veröffentlichung von falschen Kriminalitätszahlen vorgeworfen.
Unter anderem schrieb er, dass sich die deutsche Bevölkerung gegen seine Führung wende, „während die Einwanderungsfrage eine schon vorher wackelige Berliner Koalition durchrüttelt“. Trump twitterte auch: „(…) Große Fehler wurden überall in Europa gemacht, indem man Millionen von Menschen hereinließ, die vehement und gewalttätig ihre Kultur verändert haben!“
The people of Germany are turning against their leadership as migration is rocking the already tenuous Berlin coalition. Crime in Germany is way up. Big mistake made all over Europe in allowing millions of people in who have so strongly and violently changed their culture!
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) 18 июня 2018 г.
US-Präsident Donald Trump sei bereit, alles zu tun, „um innenpolitisch oder mindestens gegenüber seiner eigenen Fan-Basis gut auszusehen“, so die Online-Zeitung „Die Welt“.
Und um in seiner Einwanderungspolitik Druck zu nehmen, mische sich Trump auch in die Innenpolitik von Partnern wie Deutschland ein, wobei er Tweets wie am Montag poste.
Der Kern des diplomatischen Skandals um die Twitter-Aussagen Trumps liegt laut der Zeitung darin, dass der US-Präsident „aktiv in eine anhaltende Regierungskrise in Deutschland“ eingreift.
„Deutschland entwickelt sich so zum bevorzugten Punchingball des Präsidenten“, so der Autor des Artikels.
„Und nun, als Präsident, benötigt Trump das verzerrte Schreckbild von Merkels offenen Grenzen, um seine Politik der Trennung von Kindern und Eltern moralisch zu rechtfertigen“, erläuterte der Verfasser weiter.
Laut dem Blatt steht Deutschland für vieles, gegen was sich Trump ausspricht, darunter auch das Disbilanz-Problem im Handel und der Unwillen Berlins, mehr in die Verteidigung innerhalb der Nato zu investieren.
Darüber hinaus habe Trump Probleme mit starken Frauen, während „dort eine Kanzlerin, deren kühle Analytik zu ihrem Markenkern zählt“, im Amt sei. Dem Bericht zufolge ist klar, dass dieser Gegensatz auf Dauerhaftigkeit gestellt ist.
„Deutschland wird sich deshalb auf noch mehr und anhaltende Differenzen im deutsch-amerikanischen Verhältnis gefasst machen müssen“, so der Autor abschließend.
In den USA selbst stößt die scharfe Einwanderungspolitik von Trump auf stetig steigenden Widerstand. Am Freitag war bekannt geworden, dass die US-Behörden fast 2000 Kinder von ihren Eltern getrennt haben sollen. An der Südgrenze der USA sollen die Eltern als illegale Migranten festgenommen worden und die Kinder in Aufnahmelager oder zu Pflegefamilien gekommen sein. Nach Angaben einer Umfrage des US-Fernsehsenders CBS halten es 67 Prozent der Befragten für „inakzeptabel“, Kinder von ihren Eltern zu trennen.