Die russische Botschaft in London hat die Äußerungen des Nato-Generalsekretärs Jens Stoltenberg über die angebliche Verwicklung Moskaus in das Salisbury-Attentat scharf kritisiert. Dies geht aus einer Mitteilung des Botschaftssprechers hervor.
Zuvor hatte Stoltenberg Moskau vorgeworfen, „Kampfnervengifte auf unseren Straßen ohne Zögern» einzusetzen.
Stoltenbergs Äußerung sei eine „grobe und verantwortungslose Desinformation», die die Bevölkerung Großbritanniens sowie die gesamte Weltgemeinschaft in die Irre führe, heißt es in der Mitteilung der russischen Botschaft.
„Wenn Herr Stoltenberg über irgendwelche Beweise verfügt, sollte er diese umgehend vorlegen», heißt es weiter.
Vorläufig könnten Stoltenbergs Vorwürfe jedoch lediglich als haltlose Behauptungen eingestuft werden, die weder durch Fakten noch durch Beweise bekräftigt seien.
Dabei würden die Ermittlungen zu dem Fall Skripal immer noch andauern, betonte die russische Botschaft. Am 1. Mai habe der Nationale Sicherheitsberater des britischen Premiers, Mark Sadwill, vor dem Verteidigungsausschuss des Parlaments bekanntgegeben, die britischen Behörden hätten immer noch keine Verdächtigen. Am 5. Juni habe der Vizechef der Londoner Polizei Dean Haydon mitgeteilt, die Ermittlungen würden bislang in mehreren Richtungen durchgeführt.
Die britischen Behörden hätten sich also mit der Bekanntmachung des Verantwortlichen ohne jegliche Ermittlungen und Gerichtsverfahren übereilt und ernsthafte Beschuldigungen gegen Russland quasi einige Tage nach dem Zwischenfall in Salisbury erhoben.
„Unklar bleibt, wozu Herr Stoltenberg antirussische Spekulationen der britischen Behörden verbreitet, während die Letzteren allem Anschein nach alles tun, um die Umstände der Skripal-Vergiftung zu verschweigen und geheim zu halten», heißt es in der Mitteilung weiter.
London habe auf die Solidarität seiner Verbündeten bestanden, keine Beweise zu den Ereignissen in Salisbury vorgelegt und somit seine Partner in eine schwierige Situation gebracht. Der Ausweg daraus könnte lediglich durch die Aufforderung an die politische Staatsführung Großbritanniens erreicht werden, sich bei Russland zu entschuldigen und eine gemeinsame transparente Ermittlung zu dem Fall Skripal durchzuführen.
Dasselbe gelte auch für den Chef der britischen Regierungskommunikationszentrale (GCHQ) Jeremy Fleming, der bei seinem Besuch im Nato-Hauptquartier am 19. Juni Russland vorgeworfen habe, „die Folgen seiner Handlungen zu vernachlässigen» und die Attacke gegen Sergej und Julia Skripal verübt zu haben, fügte die Botschaft hinzu.
„Bevor den Partnern für ihre Solidarität beim Zwischenfall in Salisbury zu danken, hätte London darüber nachdenken sollen, etwas wesentlicheres vorzulegen, als die „Plausibilität», auf der die gesamte Linie Londons im Fall Skripall aufgebaut ist», schreibt dir Sprecher der russischen Botschaft abschließend.