Erstmals nehmen US-Flugzeugträger an der BALTOPS-Übung in der Ostsee teil. Die geographischen Gegebenheiten der Ostsee stellen jedoch die Leistungsfähigkeit der Flugzeugträger in einem möglichen Krieg gegen Russland in Frage, so das Fazit einer US-Fachzeitschrift.
Das Militärmanöver in der Ostsee BALTOPS (Baltic Operations) findet seit 1971 jährlich statt. In diesem Jahr wurden die Übungen zum «Frieden in der Region» vom 1. bis zum 15. Juni abgehalten. Neu ist jedoch die Einbeziehung amerikanischer Flugzeugträger. Die USS Harry S.Truman nahm mit 43 Seeeinheiten, mehr als sechzig Flugzeugen und ungefähr 5.000 Soldaten sowie amphibischen Fahrzeugen an der Übung teil.
An der multinationalen Übung beteiligten sich insgesamt 20 Länder mit 16 Truppen. Darunter: Belgien, Dänemark, Finnland, Frankreich, Deutschland, Lettland, Litauen, die Niederlande, Norwegen, Polen, Rumänien, Spanien, Schweden, die Türkei, Großbritannien und die USA. Die Übung wird von den USA organisiert. Im Jahr 2015 kamen erstmalig US-Bomber hinzu. Sie nahmen an Übungen teil, Minen auf schwedisches Gebiet abzuwerfen.
Das US-Fachmagazin The National Interest spielte schon mal das Szenario eines Krieges gegen Russland in der Region durch. Konteradmiral Gene Black, Kommandant der Carrier Strike Gruppe 8, sagte dazu gegenüber dem Magazin:
Die Fähigkeit, in der Adria zu operieren und Verbündete in der Ostseeregion zu unterstützen, zeigt, dass wir in der Lage sind, unsere Entschlossenheit zu erfüllen. Dies ist ein weiterer Beweis für die Flexibilität und Beweglichkeit, die wir in den Kampf einbringen, und bekräftigt unser Engagement für regionale Sicherheit und Zusammenarbeit gegenüber unseren Partnern und Verbündeten.
US-Flugzeugträger zu sperrig
Fraglich ist jedoch die Effizienz der US-Flugzeugträger im Hinblick auf die Gegebenheiten der Ostsee. Die Träger der Nimitz- und Ford-Klasse sind schier zu groß und zu verletzlich, um in einem begrenzten Raum wie der Ostsee zu operieren. Gegen die russischen Küsten- und Seeschiffart-Marschflugkörper hätten sie nur wenig entgegenzustellen.
Michael Kofman, Wissenschaftler des Zentrums für Marine-Analysen:
«Die russische Ostseeflotte ist nicht gerade eine Seestreitmacht, aber sie kann die Ostseehäfen für eine Weile blockieren, sie abbauen und Auswirkungen auf die Seeablenkung nehmen. Das andere Problem besteht natürlich darin, dass alle US-Streitkräfte innerhalb der Langstreckenflugabwehr Russlands stationiert sein werden, die russischen Marschflugkörpern, Artillerie und einem ersten Luftangriff ausgesetzt sind. Eine Sache, mit der sich der Kampf auf dem Land nicht zu befassen hatte, sind S-400-Luftverteidigungssysteme mit 250 Kilometern Reichweite, taktische Iskander-M-Raketen mit 350 Kilometern Reichweite, oder 300 Kilometer reichende Bastion-P-Raketenabwehrsysteme.»
Der Autor der Analyse, Dave Majumdar, sieht die Lösung darin, «den Flugzeugträger auf Abstand zu halten — vorausgesetzt, es ist sogar notwendig, die Flugzeuge der Marine auf diesem Schlachtfeld einzusetzen — und Luftanker zu verwenden, um die Reichweite der Kampfflugzeuge F/A-18E/F zu erweitern (…) Tatsache ist, dass die russischen Streitkräfte während eines umfassenden Krieges mit Moskau wahrscheinlich auf diese Luftwaffen-Tanker und deren Stützpunkte zielen werden, was bedeutet, dass das Geschwader der Marin zumindest teilweise auf Luftbetankung angewiesen sein würde.»
Bis zum Jahr 2014 hatte Russland 19-mal an den BALTOPS-Übungen teilgenommen. Mit Beginn des Ukraine-Konflikts wurde das Land nicht mehr zu den Übungen eingeladen.