Die negative Darstellung Russlands in westlichen Ländern hat laut dem russischen Vize-Außenminister Alexander Gruschko nichts mit der Realität zu tun. Was bei vielen westlichen Regierungen zum guten Ton gehört, führte ihm zufolge zu einer Kommunikationslücke in den Beziehungen mit Russland.
Von Natalia Pawlowa
„Diese Kommunikationslücke muss geschlossen werden. Am 11. und 12. Juli wird der Nato-Gipfel in Brüssel stattfinden. Wir werden dann schauen, welche Entscheidungen getroffen werden, unter anderem über die Stärkung der Nato-Ostflanke“, sagte der russische Diplomat auf der 15. Flaggschiffkonferenz der Assoziation des europäischen Business in Moskau.
Eine feindselige Haltung gegenüber Russland gehöre aufgrund der Bemühungen der Massenmedien bei vielen westlichen Regierungen geradezu zum guten Ton. Das Projekt eines einheitlichen großen Europas sei offensichtlich gescheitert.
„Ich bin fest überzeugt, dass die strategische Partnerschaft zwischen Russland und der Europäischen Union aus einem einfachen Grund nicht zustande gekommen ist: Die Europäische Union erwies sich als unfähig zu einer gleichberechtigten Zusammenarbeit.“
Gruschko verwies auf die Worte von Bundeskanzlerin Angela Merkel, dass Russland und die EU einen gemeinsamen Kontinent teilen. Es wäre logisch, die Gegebenheiten dieser Nachbarschaft in Eurasien zu nutzen, erklärte der Diplomat. Die Sanktionen seien jedoch das bedeutendste Hindernis. Die Anstifter der Sanktionspolitik, die USA, würden bei dieser Sanktionspolitik nichts verlieren. Die jetzige Situation sei vor allem für europäische Unternehmen schädlich. Auch der Energiesektor werde von Sanktionen bedroht.
„Wir sind besorgt über die ungesunde Situation in der EU um Nord Stream 2 und über die Versuche, rechtliche Hindernisse für dessen Umsetzung zu schaffen. Dies kann der jahrelangen Kooperation und der eigenen Energiesicherheit der EU schaden. Diese Kooperation besteht seit mehr als 50 Jahren. In Europa gab es viele Ereignisse. Es gab eine Periode der Konfrontation, Staaten fielen auseinander und neue Staaten bildeten sich heraus. Die Nato bombardierte das ehemalige Jugoslawien. Aber die Energie stand immer außerhalb des ideologischen Kampfes. Es ist erstaunlich, aber manchmal wussten wir nicht, wer unsere Lieferungen bezahlen würde, weil Staaten aufhörten zu existieren. Die Zuverlässigkeit der Sowjetunion und später der Russischen Föderation als Energielieferanten wurde jedoch niemals, für keine einzige Minute, in Frage gestellt.“
Trotz der schweren Zeiten für Russland und die USA sei Russland jedoch bereit, gute Beziehungen wiederherzustellen, unterstrich der stellvertretende Außenminister. Dabei betonte er, dass „unser Land keine Gefälligkeiten aus Amerika fordert, und je eher Politiker in Washington verstehen, dass das Zusammenwirken mit Russland die Interessen beider Seiten zufriedenstellen wird, desto besser wird es für alle sein.“
Bezüglich des US-Austritts aus dem iranischen Atomabkommen bleibe die Haltung Russlands unverändert, so Alexander Gruschko. Russland werde den Iran-Deal verteidigen und sei bereit, sich den Schutzmaßnahmen, die die Europäische Union entwickelt, anzuschließen.