Bei den wachsenden Spannungen zwischen dem erstarkenden China und der raumfremden Konkurrenzmacht USA kommt vor allem dem Südpazifik strategische Bedeutung zu. Hier liefern sich Peking und Washington schon seit geraumer Zeit einen anschwellenden propagandistischen Schlagabtausch. Darüber schreibt das deutsche Nachrichtenmagazin Zuerst! am Donnerstag.
Ein womöglich viel wichtigerer Schauplatz der Auseinandersetzung liegt im Norden der eurasischen Landmasse. Dort sind China und Russland derzeit dabei, einen neuen Weg von Ostasien nach Europa durch die Arktis auszubauen, sozusagen als ergänzende Trasse zur „Neuen Seidenstraße“, deren Ausbau China seit geraumer Zeit mit Hochdruck vorantreibt. Es wäre der schnellste und sicherste Handelsweg zwischen Ost und West. Gegenüber der derzeit wichtigsten Route von China nach Westen, dem Seeweg durch die Straße von Malakka und den Suezkanal, der 35 Tage in Anspruch nimmt, wäre der nördliche Seeweg um 6500 Kilometer kürzer, was einer Zeitersparnis von zwei Wochen gleichkäme.
Außerdem hätte der Arktis-Seeweg den Vorteil, dass sich die gewaltigen Rohstoffvorräte im arktischen Schelf vor Russlands Küste gleich mit erschließen ließen. Erst vor wenigen Wochen hat Russland mit der „Akademik Lomonossow“ das erste schwimmende Kernkraftwerk der Welt von Murmansk auf den Weg zur fernöstlichen Tschuktschen-Halbinsel geschickt, wo es im Hafen von Pewel vor Anker liegen wird. Von dort kann die schwimmende Energiestation abgelegene Gebiete oder auch Ölplattformen mit Energie versorgen.
Die Arktis ist überreich an fossilen Energieträgern. US-Wissenschaftler gehen davon aus, dass sich dort ein Fünftel der weltweiten Ölvorräte und ein Viertel der Vorkommen an Erdgas befinden. Zudem gibt es erhebliche Vorkommen an Gold, Silber und Seltenen Erden.
Unlängst hat der russische Präsident Putin eine chinesische Delegation zu einem Werk für Flüssiggas auf der sibirischen Halbinsel Jamal begleitet, an dem China beteiligt ist. Dort forderte Putin die Gäste auf: „Die Seidenstraße hat es bis in den Norden geschafft. Schließen wir sie an den Nördlichen Seeweg an, dann haben wir, was wir brauchen.“
China hat mittlerweile gar ein Weißbuch zur Erschließung der Arktis vorgelegt, in dem es heißt, Peking wolle „gemeinsam mit anderen Staaten“ – gemeint ist vor allem Russland – Seerouten in der arktischen Region schaffen, eine „Polar-Seidenstraße“.
Natürlich stoßen die Arktis-Aktivitäten der beiden eurasischen Großmächte auf den Widerstand Washingtons. Die frühere US-Vize-Außenministerin Paula Dobriansky hat jetzt das NATO-Bündnis aufgefordert, seine Positionen in der Arktis zu stärken. Die USA sollten, regte sie an, eine militärische Infrastruktur im Hohen Norden einschließlich eines eigenen Stabsquartiers aufbauen. Man müsse zeigen, wer der wirkliche „Anführer der NATO und der ganzen Welt“ sei. Die USA würden sich durch nichts und niemanden davon abhalten lassen, ihre wirtschaftliche und politische Übermacht gegen jedermann durchzusetzen. Für neue Konfliktzonen ist gesorgt.