Vor knapp zwei Wochen fand ein Energieministertreffen der Teilnehmerländer des OPEC+-Deals statt.
Daran beteiligen sich die 15 Mitgliedsstaaten des Kartells und die elf größten externen Ölproduzenten, insbesondere Russland. Dabei wurde beschlossen, die globale Ölfördermenge aller an diesem Deal beteiligten Länder um eine Million Barrel pro Tag aufzustocken, schreibt die Website Expert.ru.
Es handelt sich dabei um eine Ölmenge von etwa einem Prozent der globalen Förderung. De facto wird die Erhöhung der Ölgewinnung voraussichtlich mehrere Monate in Anspruch nehmen. Dennoch gibt es allen Grund zu glauben, dass diese Maßnahme ihren Zweck erfüllen wird: Die seit mehr als einem Jahr steigenden Ölpreise sollen schrittweise auf die Untergrenze des sowohl für die Produzenten als auch für die Verbraucher komfortablen „Korridors“ (60 bis 80 Dollar pro Barrel) gesenkt werden.
Die wahre Gefahr eines Preiseinbruchs würde entstehen, wenn der Ölüberschuss auf dem Weltmarkt eine Million Barrel pro Tag übertreffen würde. Allerdings wäre so etwas nur im Falle des Scheiterns des OPEC+-Deals möglich. Die Erfahrungen der letzten Monate zeigen jedoch, dass die OPEC durchaus flexibel sein und die mitunter sehr unterschiedlichen Interessen ihrer Mitglieder berücksichtigen kann. Eine solche Flexibilität zeigen beispielsweise die Golfstaaten, die traditionell eine wichtige Rolle bei der Ausbalancierung des Angebots spielen.
Übrigens war früher fast keine einzige Vereinbarung zur Beschränkung der Quoten für die Ölförderung länger als ein Jahr eingehalten worden. Was ist passiert, was ist jetzt anders?
Manche Experten führen diese Wende gerade auf die Erweiterung der Teilnehmerzahl des Abkommens zur Ölförderungskontrolle zurück. Denn wenn sich daran solche Länder wie Russland beteiligen, die eine große geopolitische Rolle spielen, müssen die Ölmonarchien (und auch die anderen) ihre Meinung berücksichtigen.
Aus politischer Sicht besteht der größte Erfolg des OPEC+-Deals nach Einschätzung der Branchenkenner darin, dass die Golfländer noch vor dem Austritt der USA aus dem Iran-Deal und den damit verbundenen neuen Sanktionen gegen Teheran die Aufstockung der Ölförderung (und seines Exports) durch die Islamische Republik ziemlich gelassen sahen. Aber alle brauchen größere Einnahmen aus dem Ölexport – und die langfristigen Wirtschaftsinteressen zwangen sie quasi zur Selbstdisziplin.
Der OPEC+-Deal etabliert sich in letzter Zeit als ein neues effizientes Instrument zur Verwaltung des Ölmarktes – zum ersten Mal in der Geschichte bekommen die ölreichen Länder die wahre Möglichkeit, die Preise zu „managen“, und haben zudem gelernt, miteinander zu verhandeln und Kompromisse zu finden – und diese auch einzuhalten. Deshalb werden die Ölpreise in mittelfristiger Perspektive voraussichtlich vom Verhalten der Länder abhängen, die sich am OPEC+-Deal beteiligen.
Quelle: Sputnik