Der Auftritt des US-Präsidenten in Helsinki erntet auch aus den eigenen Reihen Kritik. Senator Chuck Schumer nennt ihn „schwach“ und Trumps Vorgehen „gefährlich“. Trump selbst sieht sich als Opfer einer „Hexenjagd“.
Mit seiner Weltsicht eckt US-Präsident Trump nach dem Helsinki-Gipfel selbst bei engsten Vertrauten an. Es hagelt solch massive Kritik wie nie zuvor in den knapp 18 Monaten von Trumps Präsidentschaft. Der Präsident sieht sich sogar zu einer Verteidigung via Twitter genötigt.
Es hat schon mehrere Momente in Donald Trumps anderthalbjähriger Amtszeit als US-Präsident gegeben, die so viel Aufruhr auslösten, dass sie wie eine Wende anmuteten. Aber selten war die Empörung so umfassend wie nach Trumps gemeinsamer Pressekonferenz mit Wladimir Putin in Helsinki – auch aufseiten der Republikaner.
George W. Bushs ehemaliger Mann in Moskau, William Burns, etwa gilt als zurückhaltender Diplomat, der seine Worte sorgfältig wählt. Aber nach dem Gipfel gab auch er alle Zurückhaltung auf. „Ich denke, diese Pressekonferenz war die allerpeinlichste Vorstellung eines amerikanischen Präsidenten auf der Weltbühne, die ich je gesehen habe“, sagte Burns gegenüber CNN.
Der einflussreiche US-Senator John McCain hat das Gipfeltreffen der Präsidenten der USA und Russlands, Donald Trump und Wladimir Putin, in Helsinki als einen „tragischen Fehler“ bezeichnet.
„Die am Montag abgehaltene Pressekonferenz in Helsinki wird sich ins Gedächtnis der Menschen als einer der schmachvollsten Auftritte eines amerikanischen Präsidenten einprägen. Der Schaden, der durch Trumps Verhalten zugefügt wird, ist schwer zu berechnen. Aber eins liegt klar auf der Hand: Der Helsinki-Gipfel war ein tragischer Fehler“, hieß es in einer in Washington veröffentlichten schriftlichen Erklärung McCains.
Präsident Trump habe vor Augen geführt, dass er nicht nur in der Lage, sondern auch nicht gewillt sei, Putin entgegenzuwirken. Er habe den Eindruck bekommen, dass er (Trump) und Putin nach ein und demselben Szenario gesprochen hätten, betonte McCain.Der Senator wies auf mangelnde Vorbereitung und fehlende Erfahrungen bei Trump hin. Dabei gehe es nicht um fehlerhafte Tweets des „politischen Neulings“. Das sei eine bewusste Wahl des Präsidenten, der allem Anschein nach bestrebt sei, seine „Halluzinationen in Bezug auf enge Beziehungen zu Putins Regime“ Wirklichkeit werden zu lassen.
McCain zufolge wurde Trump in Helsinki von „kompetenten und patriotisch gesinnten Beratern“ begleitet. Aber der Präsident habe „schmerzhafte und unerklärliche Fehlkalkulationen“ zugelassen und mehrmals kapituliert.
Der Senator erinnerte den Präsidenten an dessen „heilige Pflicht, die Freiheit durchzusetzen“, und äußerte die Hoffnung, dass Trump doch noch in diese Richtung gehen wird.
Trump und sein russischer Amtskollege Wladimir Putin hatten bei den Verhandlungen in der finnischen Hauptstadt Helsinki unter anderem das gegenseitige Interesse an einer Verbesserung der Beziehungen zwischen beiden Ländern bekundet.