Bundeskanzlerin Angela Merkel und Russlands Präsident Wladimir Putin haben in Meseburg die deutsch-russische Kooperation im Energiebereich besprochen. Neue, in den USA geplante Sanktionen könnten auch das Projekt Nord Stream 2 treffen. Doch die starke Position Deutschlands ist ein Signal für die USA.
von Natalia Pawlowa
„In erster Linie haben die Seiten bestätigt, dass sie an dem Projekt interessiert sind, und dass es nicht politisch, sondern kommerziell ist. Die Hauptsache ist, dass Deutschland in dieser Hinsicht eine starke Position bezogen hat und daran festhält. Daher werden die USA trotz potentieller Sanktionen, über die jetzt jenseits des Ozeans gesprochen wird, sowohl die Meinung der Europäischen Union als auch die von Deutschland doch ernst nehmen müssen. Das ist eine zentrale Botschaft für diejenigen in den USA, die Sanktionen verhängen“, sagte Energieexperte Sergej Pikin, Direktor des russischen Energieentwicklungsfonds, im Gespräch mit Sputnik.
In der Kontroverse um die Pipeline Nord Stream 2 wird deren Bau oft mit der Notwendigkeit verbunden, die Gaslieferungen durch die Ukraine fortzusetzen. Auch Merkel hat davon gesprochen. Laut Putin soll der Gastransit durch die Ukraine in erster Linie den wirtschaftlichen Anforderungen entsprechen, wobei der Bau der Ostseepipeline ein „ausschließlich wirtschaftliches Projekt“ ist.
Der Transit durch die Ukraine sollte ohnehin beibehalten werden, betonte der Experte: „Durch die Ukraine wird mehr Gas geliefert als Nord Stream 2 potentiell aufnehmen kann. Daher werden nach dem Start des neuen Projekts doch bestimmte Gasmengen das Territorium der Ukraine passieren. Die Frage ist, wie viel der Transit kosten wird. Die Transitwirtschaft liegt immer beim Verbraucher, der Gas kauft und nicht mehr als bestimmte Preise zahlen kann. Daher ist Gazprom daran interessiert, dass die Transitkosten den Marktbedingungen entsprechen.“
Mit der Zeit wird sich die noch in der Sowjetzeit gebaute ukrainische Pipeline zunehmend abnutzen. Im Moment erhält die Ukraine für den Transit ungefähr drei Milliarden Dollar pro Jahr, ohne etwas in die Modernisierung der Pipeline zu investieren.
„Die Ukraine ist nicht bereit, die Investitionen selbst zu tätigen. Andererseits sind auch westliche Partner nicht zu sehen, die bereit sind, in dieses Projekt zu investieren. Jeder versteht, dass die Transitmengen abnehmen werden, dementsprechend werden die Einnahmen für den Transit weniger sein. Unter solchen Bedingungen ist niemand zu einem Risiko bereit.“
In diesem Fall ist laut dem Experten eine andere Herangehensweise erforderlich. Trotz der Abnahme der Gasmengen sei auf jeden Fall die Aufrechterhaltung der Gaslieferungen notwendig – es handele sich dabei nicht nur um den Transit, sondern auch um die Energieversorgung der Ukraine. Investitionen seien aber bereits heute nötig, um in der näheren Zukunft massenhafte Ausfälle zu vermeiden. „Allerdings haben weder die Europäische Union noch die Vereinigten Staaten bisher einen wirklichen Vorschlag für die Verwaltung des Unternehmens und mehr Investitionen gemacht.“
Quelle: Sputnik