Woher kommt dieser starke Wunsch der US-Eliten, Trump mit allen Mitteln zu stoppen, ohne Rücksicht auf mögliche Konsequenzen für die Vereinigten Staaten? Gab es in den USA nie Präsidenten, die von einem Teil der Elite gehasst wurden? Doch. Aber gegen sie (außer John F. Kennedy) wurden keine besonderen Maßnahmen ergriffen.
von Iwan Danilow
Lässt man mal den auf leichtgläubige Wähler ausgerichteten propagandistischen und medialen Unsinn außer Acht, bleibt nur eine Theorie übrig, die wohl perfekt die zur Beseitigung Trumps unternommenen Bemühungen beschreibt. Dem US-Präsidenten wird vorgeworfen, dass er absichtlich den US-Dollar zu Grabe tragen wolle. Während früher behauptet wurde, er gehe ein nicht gerechtfertigtes Risiko ein, das der US-Währung schaden könne, hat sich diese Position nun geändert. Er wird der bewussten Vorbereitung einer Straftat beschuldigt. Dabei werden sogar seine Komplizen genannt – Wladimir Putin und Xi Jinping.
Ein Reuters-Kolumnist schreibt: „ Der US-Isolationismus lässt am Dollar-Status als globale Reservewährung zweifeln“. Dabei ist der US-Isolationismus in diesem Fall einfach ein Euphemismus für die Äußerung „Politik des jetzigen US-Präsidenten“. Auffallend ist, dass eines der international führenden Mainstream-Medien mit denselben Begriffen über die Risiken für die US-Währung spricht, die russische Beamte verwenden. Wobei sie darauf hinweisen, dass die Nutzung des Status des US-Dollars als politische Waffe unvermeidlich zu seiner Untergrabung führen würde. Wenn sogar die sehr zurückhaltende Regierung Deutschlands via Außenminister Heiko Maas von der notwendigen Schaffung einer globalen Finanzinfrastruktur (darunter Analoga zu SWIFT und IWF) spricht, die unter Umgehung des US-Finanzsystems (also auch Dollar) funktionieren wird, kann man sicherlich feststellen, dass dieser Prozess eingeleitet wurde.
Das „Forbes”-Magazin ging noch weiter und veröffentlichte einen Artikel von Charles Wallece mit einer interessanten Botschaft – „Der Außenminister Russlands äußerte sich in dem Sinne, dass die mit Sanktionen konfrontierten Länder – also der Iran, die Türkei und Russland – mit der Nutzung der eigenen Währungen im internationalen Handel beginnen könnten. Dabei wurde angedeutet, dass die Tage des US-Dollars als internationale Reserve-Währung gezählt seien. Anscheinend wird dabei kaum jemand glücklicher sein als Präsident Donald Trump“.
Die Logik dieser Vorwürfe stützt sich auf die Worte und Taten Trumps. Laut seiner Vorstellung vom internationalen Handel und Beziehungen zwischen Ländern, gibt es im System des internationalen Handels nur zwei Kategorien für die Staaten – Loser und Winner. Verlierer sind jene, die ausländische Waren und Dienstleistungen in größeren Mengen kaufen, als sie herstellen, und demnach eine negative Handelsbilanz haben. Gewinner sind jene, die diese Waren und Dienstleistungen herstellen, und massenhaft von den Losern gekauft werden. Bei einer solchen Beschreibung der Realität sind die USA, Spanien sowie Griechenland Verlierer und China, Deutschland sowie Russland Gewinner. Die Kritiker Trumps äußern jedoch, dass die USA von diesem System profitieren würden.
Die Exporteure mit Dollar zu bezahlen, die die USA fast in uneingeschränkter Menge drucken können, ist ein Privileg. Es ermöglicht den USA, üppig zu leben. Um es mit den Worten des Finanzministers unter Präsident Reagan, John Connally zu sagen: „Der Dollar ist unsere Währung und euer Problem“. Doch sowohl Trump selbst, als auch seine Anhänger sind der Ansicht, dass eine solche Position dumm ist. Denn ein derartiges Herangehen führt zu sehr schwerwiegenden Konsequenzen. In den USA wird außer dem Drucken von Dollar keine Produktion gewinnbringend sein. Die Industrie wird schwächer, aus den USA fliehen die Arbeitskräfte und smarte „Gewinner-Länder“ tauschen US-Dollar gegen wichtige Technologien und Ressourcen. Ein Alptraum für Trump und seine Anhänger wäre ein Szenario, bei dem nur eine große „Dollar-Druckmaschine“ von der US-Wirtschaft bleibt und sich amerikanisches Humankapital in eine Gruppe von Pseudo-Startup-Spezialisten, Maklern, PR-Experten und professionellen Kämpfern für Minderheitenrechte verwandelt.
Zur Verhinderung dieses von Trump und seinen Wirtschaftsberatern während des Wahlkampfes mehrmals erwähnten apokalyptischen Szenarios soll erreicht werden, dass jeder Import in die USA sehr teuer und jeder Export sehr billig wird. Daraus ergeben sich die Handelskriege mit der ganzen Welt, erhöhte Zolltarife für chinesische Waren, Konflikte mit der EU, Kanada und Mexiko. Dazu gehören auch die Vorwürfe Chinas, der EU und sogar Russlands, dass sich die Konkurrenten der USA mit Währungsmanipulationen gegen die USA befassen würden. Trump braucht einen schwachen Dollar, weil sonst seine Mission zur Verbesserung der US-Handelsbilanz unerfüllbar ist.
Die Kritiker Trumps meinen allerdings, dass dieses Ziel und die Aufrechterhaltung des US-Dollars als globale Reservewährung prinzipiell unmöglich seien. Oder sie halten das Ziel selbst für prinzipiell falsch. Oder sie sind der Ansicht, dass sich Trump über den Absturz des Dollars freuen würde, weil das seine Aufgabe einfacher gestalte. Trump und sein Team meinen nach eigener Einschätzung wohl, dass sie alles machen können: Die Produktion in den USA wiederbeleben, alle in Handelskriegen bekämpfen, und das alles bevor die russisch-chinesisch-europäischen Anstrengungen zur Schaffung eines alternativen Finanzsystems führen. Man kann sicher sagen, dass Trump das Wachstum des Dollar-Kurses als Hindernis wahrnimmt. Er kritisierte sogar die Führung der Notenbank Fed – weil sie ihm nicht hilft, sondern den Leitzins erhöht, was auch den Dollar ankurbelt.
Ob der US-Präsident genug politische Möglichkeiten hat, um eine Abschwächung des Dollars zu erreichen, ist die große Frage. Doch er ist nicht allein mit diesem Wunsch. Auf seiner Seite stehen nicht nur das US-Industriekapital, sondern auch die Finanzbosse, die von der Reindustrialisierung der USA und dem Wachstum des US-Exports profitieren wollen. So sagte ein Vertreter der US-Finanzgesellschaft BlackRock mit Aktiva im Wert von fast 6,288 Billionen Dollar gegenüber CNN, dass ein schwacher Dollar gut für die US-Finanzmärkte wäre.
Falls die Präsidentschaft Trumps nicht mit einer Amtsenthebung, Verfassungskrise beziehungsweise Kugel eines Scharfschützen endet, haben er und seine Verbündeten die Chance, ihr Ziel zu erreichen. Am „Make America Great Again“ gibt es Zweifel. Aber mit „Make the Dollar Weak“, könnte er wohl Erfolg haben.
Quelle: Sputnik