In Ungarn ist die Enttäuschung über den österreichischen Bundeskanzler Kurz und seine ÖVP groß, nachdem die meisten ÖVP-Abgeordneten im Europaparlament am Mittwoch ebenfalls für die Eröffnung eines sogenannten EU-„Rechtsstaatsverfahrens“ gestimmt hatten. Bislang hatte Kurz wegen seiner Haltung in der Zuwanderungspolitik, die sich weithin mit den Positionen der ungarischen Regierung deckt, in den ungarischen Medien ein positives Image.
Das hat sich nun geändert. Am Dienstag unterstellte die ungarische Zeitung „Magyar Idök“ Kurz in einem kurzen Online-Artikel, Helfershelfer des ungarischstämmigen US-Milliardärs George Soros zu sein: „Spielt Soros mit Kurz seinen letzten Trumpf aus?“, titelte das Blatt und erinnerte daran, daß Kurz Mitglied des von Soros mitbegründeten Europäischen Rates für Außenbeziehungen (ECFR) ist.
Tatsächlich ist der ECFR eine in London ansässige Denkfabrik, die 2007 von fünfzig prominenten politischen Persönlichkeiten aus ganz Europa ins Leben gerufen wurde und mittlerweile rund 270 Mitglieder hat. Soros und sein Sohn Alexander sitzen als Vertreter Ungarns in dem Gremium. Vertreter Österreichs in dem Rat sind neben Kurz unter anderem Erste-Bank-Chef Andreas Treichl, Ex-Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (ÖVP), Ex-Außenministerin Ursula Plassnik (ÖVP) und der frühere SPÖ-Europapolitiker Hannes Swoboda.