Igor Giorgadse, ehemaliger georgischer Sicherheitsminister, bekam angeblich Dokumente zum US-gegründeten Lugar-Labor in seiner Heimat zugespielt. Wegen beunruhigender Daten darin und weiterer Indizien ruft der Geheimdienstler Experten aus aller Welt zur Klärung auf.
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Am 11. September 2018 hat der ehemalige georgische Minister für Sicherheit, Igor Giorgadse, verkündet, dass in seinem Land US-Spezialisten im «Richard Lugar Public Health Research Center» genannten Laboratorium auf georgischem Boden dabei (gewesen) sein könnten, biologische Waffen zu entwickeln. Ferner könnten sie dort sogar Menschenversuche zu unbekannten Zwecken durchführen. Im Gespräch mit RT erklärt der heutige Leiter einer NGO, welche Befunde ihn bei der ersten Sichtung der ihm zugespielten Papiere, aber auch von anderen Daten, alarmiert haben und warum er gerade einen solchen ungeheuerlichen Verdacht schöpfen musste. Dazu gehören Daten zu Krankheitsfällen in der georgischen Bevölkerung vor und nach Eröffnung des Laboratoriums: Der erste Ausbruch des Krim-Kongo-Fiebers in Georgien fand in den Jahren 2009 bis 2012 statt; den ersten Ausbruch von Orthopoxviren gab es im Jahr 2013. Verdächtig sind auch Patente, die in den Dokumenten und auf der Internetseite des Lugar-Centers in deren alter Version angeführt wurden. Diese Patente gehören eindeutig dem Bereich der biologischen Kriegsführung an.
Doch endgültige Schlüsse, betont Giorgadse, können noch nicht gezogen werden. Ihm lägen zunächst nur Daten vor, die erst ausgewertet werden müssen; nicht ausgeschlossen sei auch ein Zuspielen im Rahmen irgendeiner politischen Intrige. Und die Jahre als Mitarbeiter und später als Leiter eines Geheimdienstes haben den Exil-Georgier gelehrt, zur korrekten Auswertung von Spezialdaten stets Experten heranzuziehen. Deshalb wendet sich Giorgadse über Russia Today nun an Spezialisten der Bereiche Biologische Waffen und Medizin in der ganzen Welt – mit dem Aufruf, bei der Auswertung der gut 100.000 Blatt an Dokumenten zu helfen. Die Ergebnisse der Datenauswertung will der Aktivist auf der Internetseite „Grusia – wtschera, sewodnja, sawtra“ („Georgien: Gestern, heute, morgen“) veröffentlichen. Auf der russischsprachigen Seite liefert der Aktivist Links zu Dokumentauszügen auf Englisch und Georgisch – darunter Patente, zu denen die Internetseite des Lugar Center verlinkte, sowie US-Finanzierungsbewilligungen zu einschlägiger Forschung in Georgien.
„Ich sehe das hier als humanitäre Aufgabe an“
Gleichzeitig bereite man, so Igor Giorgadse, auch jeweils an den jetzigen US-Präsidenten Donald Trump und an den US-Kongress einen Aufruf vor, die früheren wie die aktuellen Vorgänge im Lugar-Center daraufhin zu prüfen, ob sie internationalem Recht und den gültigen Abkommen zu Nichtverbreitung von Massenvernichtungswaffen – sowie nicht zuletzt auch dem US-Recht – entsprächen. Schließlich sei es schon vorgekommen, dass sich Teile einer US-Regierung der Experimente an US-Bürgern schuldig machten, was erst Jahrzehnte später an die Öffentlichkeit geriet – und dann musste sich die jeweilige amtierende Regierung bei den Betroffenen für diese Taten einer Regierung vor Jahrzehnten entschuldigen. Vorgekommen sei es auch, dass Aktivitäten, die auf dem US-Boden gesetzlich geahndet werden, aus eben diesem Grund gezielt ins Ausland verlagert wurden.
Er wolle keine Politik machen; der wahrscheinlich schlimmste Fall sei ohnehin, dass das, was US-Spezialisten (gegebenenfalls) auf georgischem Boden getan haben, am ehesten mit der US-Innenpolitik zu tun habe. Doch er wolle auch nicht, dass sich Jahrzehnte später einmal eine US-Regierung bei georgischen Bürgern für die möglichen Taten der Obama-Regierung entschuldigen müsse – und dass für die möglichen Opfer diese ohnehin unnützen Entschuldigungen viel zu spät kommen. „Ich sehe das hier als humanitäre Aufgabe an“, erklärte der Geheimdienstler.
Derweil hat das russische Verteidigungsministerium anhand der Giorgadse zugespielten und von ihm vorgelegten Papiere eine eigene Ermittlung in diesem Fall eines möglichen Verstoßes der USA gegen die Biowaffenkonvention von 1972 in Georgien aufgenommen.