Am Himmel über der Ukraine findet derzeit das NATO-Manöver „Clear Sky“ statt. Nicht nur in Rußland wird dies als dreist empfunden, denn die Ukraine ist trotz ihres Frontwechsels 2014 kein NATO-Mitglied und wird – offiziell – bis auf weiteres auch keines werden, auch wenn Kiew dies anstrebt. Das berichtet Zuerst! am Freitag.
Ukrainischen Angaben zufolge handelt es sich um das größte Militärmanöver seit der Unabhängigkeit der Ukraine von der früheren UdSSR. Die Übung diene dazu, die Fähigkeiten der Flugzeugbesatzungen zu erwetiern und „die Kompatibilität mit den Luftstreitkräften der USA und anderer NATO-Mitgliedsländer“ beim Erfüllen gemeinsamer Aufgaben innerhalb der Allianz zu erhöhen.
Tatsächlich sind beim Manövergeschehen vor allem NATO-Maschinen zu sehen, während die ukrainischen Kampfjets am Boden und in den Hangars bleiben. Denn: die Ukraine hat ihre Luftwaffe nach dem Ende der UdSSR praktisch verloren, wozu hauptsächlich die USA beigetragen haben, die die Schlagkraft der früheren Sowjetrepublik möglichst reduzieren wollten.
Die derzeitige ukrainische Luftwaffe wurde 2004 geschaffen. Sie entstand aus dem, was die Demontage und US-amerikanische Berater vom alten sowjetischen Bestand übrigließen: ungefähr 80 Langstreckenbomber. Von den vormals rund 1100 Kampfflugzeugen verfügen die Ukrainer heute noch über rund 210. Allerdings ist die Verschleißrate hoch, und bei den ständigen Kämpfen im Donbass fielen erhebliche Verluste an.
Am derzeitigen „Clear Sky“-Manöver sind mehrere tausend Soldaten mit rund 40 Luftfahrzeugen und Dutzenden Flugabwehrsystemen beteiligt. Die Mannschaften kommen aus Polen, Rumänien, Estland, Belgien, Dänemark, den Niederlanden, Großbritannien und den USA. Initiiert wurde das ganze Manöver von den USA.
Hinter den Kulissen sind sich Beobachter einig darin, daß die Ukraine im Westen als Absatzmarkt für gebrauchte NATO-Jets betrachtet wird. Deshalb stehen NATO-Standards bei der ukrainischen Militärdoktrin ganz oben auf der Tagesordnung.