Der Mord an dem saudi-arabischen Regierungskritiker Jamal Khashoggi wurde nach Darstellung des türkischen Präsidenten Tayyip Erdoğan von höchster Stelle der saudischen Führung angeordnet. Darüber schreibt die türkische Zeitung Daily Sabah.
Erdoğan schrieb in einem am Freitag veröffentlichten Gastbeitrag für die „Washington Post» weiter, er glaube allerdings „keine Sekunde lang», dass der Mordauftrag von König Salman ausgegangen sei. Er beschuldigte auch den de-facto-Machthaber, Kronprinz Mohammed bin Salman, nicht direkt.
Erdoğan fügte hinzu, dass in dem Fall noch wichtige Fragen offen seien, etwa was mit der Leiche des Journalisten passiert sei. „Bedauerlicherweise haben die saudischen Behörden diese Fragen nicht beantwortet.» Es sei die Pflicht der internationalen Gemeinschaft, die ganze Wahrheit aufzudecken.
„Die Ermordung von Khashoggi ist unerklärlich. Hätte diese Grausamkeit in den Vereinigten Staaten oder anderswo stattgefunden, wären die Behörden in diesen Ländern diesem Sachverhalt auf den Grund gegangen. Es wäre für uns unmöglich, auf irgendeine andere Weise zu handeln.»
Zugleich warnte Erdoğan, niemand solle es erneut wagen, auf dem Boden des Nato-Partners Türkei eine solche Tat zu begehen. Dies werde ernste Konsequenzen haben.
„Der Mord an Khashoggi war ein klarer Verstoß und ein eklatanter Missbrauch des Wiener Übereinkommens über konsularische Beziehungen», betonte er. Die Täter nicht zu bestrafen „könnte einen sehr gefährlichen Präzedenzfall» schaffen.
Nach neuen Angaben der Istanbuler Staatsanwaltschaft wurde Khashoggi unmittelbar nach dem Betreten des saudi-arabischen Konsulats in Istanbul vor vier Wochen erwürgt. Ein Erdoğan-Berater sagte der Tageszeitung „Hürriyet», die Leiche des Journalisten sei zerstückelt und in Säure aufgelöst worden.
Der saudische Regierungskritiker Khashoggi war am 2. Oktober in das Konsulat in Istanbul gegangen, um dort Papiere für seine geplante Hochzeit abzuholen. Danach tauchte der Journalist nicht mehr auf. Riad hatte erst Wochen später und unter massiven internationalen Druck eingeräumt, dass der 59-Jährige im Konsulat umgebracht wurde. 18 Verdächtige wurden in Saudi-Arabien festgenommen. Die Türkei fordert ihre Auslieferung.
Die türkische Generalstaatsanwaltschaft hatte am Mittwoch erklärt, der saudische Journalist sei kurz nach Betreten des Konsulats erwürgt worden. Anschließend sei sein Leichnam „in Stücke zerteilt» und dann „vernichtet» worden.
Khashoggi war ein scharfer Kritiker des saudischen Kronprinzen bin Salman. Dieser hat bestritten, irgendetwas mit der Tat zu tun zu haben. Ein türkischer Regierungsvertreter hatte allerdings erklärt, der Kronprinz habe „Blut an seinen Händen».