Die Tatsache, dass das Azow-Regiment mit rechtsextremen Kleinparteien in Deutschland paktiert, ist schon länger bekannt. Relativ neu ist, dass auch ein deutscher Ableger der islamkritischen Identitären Bewegung gute Kontakte nach Kiew pflegt. Ein Wiener Journalist ging der Sache nach und konfrontierte seine identitären Landsleute.
Lange Zeit wurde im breiten Medienspektrum die Tatsache verschwiegen, dass sich seit dem Umsturz in Kiew im Jahr 2014 vor allem rechtsextreme Gruppierungen in der Ukraine etabliert haben. So auch das rechtsextreme Azow-Regiment, wo viele freiwillige Neonazis aus ganz Europa gegen die Rebellen im Donbass kämpfen. Erst am 15. Oktober traten unter anderem deutsche Vertreter der rechtsradikalen Kleinparteien «Der III. Weg» und «Junge Nationaldemokraten», einem Jugend-Ableger der NPD, in Kiew auf, um dem Faschistenführer und Kriegsverbrecher Stepan Bandera zu gedenken.
Dass das Azow-Bataillon in Deutschland anscheinend unbehelligt in Deutschland Mitglieder rekrutieren kann und bei rechtsextremen Gruppierungen Vorträge hält, ist bereits skandalös. Auch die Tatsache, dass sich Medien oftmals in Schweigen hüllen, wenn es darum geht über solche Veranstaltungen zu berichten, zeigt immer mehr, wie willkürlich der Umgang mit Rechtsextremismus in der deutschen Medienlandschaft umgegangen wird. Wer sich besorgt über die steigende Anzahl von Vergewaltigungen und Morde durch Migranten in Deutschland zeigt, der läuft bereits Gefahr als «rechtsradikal» gebrandmarkt zu werden.
Umstritten ist, wie man beispielsweise die islam- und einwanderungskritische Identitäre Bewegung sieht, die in den vergangenen Jahren immer mehr Zulauf erhält. Für linksliberale Leitmedien gehört sie längst dem rechtsextremen Spektrum an. Demonstrieren sie gegen Migration oder gegen Islamisierung, werden sie schnell in einen Topf mit einschlägig rechten Parteien geworfen. Geht es aber um Verbindungen zu dem rechtsradikalen Azow-Regiment und der Identitären Bewegung, so wird man im breiten Medienspektrum nicht fündig.
Das merkt man beispielsweise daran, dass ein Treffen zwischen dem Hallenser Ableger der Identitären Bewegung «Kontrakultur» und offiziellen Vertretern des Azow-Bataillons am 8. Juni in Halle, lediglich in einem Watchblog für Rechtsextremismus in Halle aufgegriffen wurde. Darin heißt es unter anderem:
Unsere Recherchen ergaben, dass dazu Olena Semenyaka eingeladen wurde, die dort zu dem Themenkomplex „Identität, Geopolitik, Perspektiven“ referierte und nach Auskunft der „Identitären“ u.a. das Konzept des Intermarium, einer Union der osteuropäischen und baltischen Staaten ohne Russland, vorstellte. Olena Semenyaka ist eine der führenden Akteurinnen des extrem rechten Regiment Asow und nimmt dort die Rolle als Koordinatorin der Abteilung für Internationale Beziehungen Azov Reconquista und des daran angeschlossenen Netzwerks Reconquista Europe wahr.
https://youtu.be/qwOpHZLBtrA
Der freie und unabhängige Journalist und YouTuber Manuel Cornelius aus Wien, der den YouTube-Kanal The False Flag betreibt, besuchte gestern die Identitäre Bewegung in Wien. Diese hatten gestern öffentlich den Ausstieg Österreichs aus dem UN-Migrationspakt zelebriert.
Zunächst interessierte sich der Journalist vor allem, wie sich die Identitäre Bewegung finanziert, die im vergangenen Jahr ein beispielsweise ein Schiff auf dem Mittelmeer gechartert haben, um gegen den Flüchtlingstrom aus Afrika vorzugehen. Doch nachdem er darauf hingewiesen wurde, dass es einschlägige Verbindungen zwischen Azow und dem Hallenser Ableger der Identitären Bewegung gab, war dies sein Hauptkritikpunkt.
https://youtu.be/KMU7dkC7wXM
Gleich mehrere Videos auf seinem YouTube-Kanal beschäftigten sich gestern mit dem Thema Azow und Identitäre Bewegung in Halle. Für den Journalisten war klar, dass es sich bei Azow (zu Recht) um»echte Nazis» handelt. Bereits im Vorfeld äußerte er sich immer wieder kritisch über die IB und sieht in ihr einen Teil, der gesteuerten Opposition, die als Akteur im Spiel «Teile und Herrsche» ihre Rolle als Gegenpart zur Antifa darstellen.
Auch den wohl bekanntesten Vertreter der IB, Martin Sellner, sah er kritisch. Sellner, sicherlich kein Kind von Traurigkeit, ist wohl der bekannteste Vertreter der Identitären und bekam schon öfters staatliche Repressalien zu spüren. So wurde er beispielsweise im Frühjahr in London inhaftiert, weil man ihm die Einreise verwehrte. Im Sommer warf ihm die Grazer Staatsanwaltsschaft vor, dass die Identitäre Bewegung eine kriminelle Vereinigung sei, am Ende dann doch zu Unrecht.
Nachdem Cornelius die jüngste Veranstaltung in Wien via Handy mit einem Livestream dokumentierte und auch die Mitglieder der Identitären Bewegung zu den Nazi-Verbindungen der Hallenser befragte, die alle davon nichts gewusst haben wollten. Schließlich seien die Identitären «russlandfreundlich», sprach er mit Sellner direkt über die Azow-Verbindungen. Im oberen Video gab Sellner zunächst an, dass er Mario Müller aus Halle nicht kenne, räumte aber später nach Angaben von Cornelius ein, dass er ihn doch kenne. Schließlich gibt es auch mehrere Video, wo beide gemeinsam zu sehen sind.
Auf den Artikel von 8. Juni angesprochen, soll sich Sellner dann schockiert gezeigt haben. Ihm sei nicht bekannt gewesen, dass man sich in Halle mit einschlägigen Neonazis aus Kiew getroffen haben will. Hier sei angemerkt, dass zum damaligen Zeitpunk die IB in Österreich kurz vor dem besagten Prozess stand, wo man ihr vorgeworfen hatte eine kriminelle oder gar terroristische Vereinigung zu sein. Sollte sich dies (für Sellner) bewahrheiten, so soll es zu Konsequenzen kommen.
An dieser Stelle sei daran erinnert, dass es immer wieder Hinweise gibt, dass sich Vertreter des Azow-Bataillons mit rechten bis rechtsextremen Gruppen, Parteien und Organisationen in Deutschland treffen. Erstaunlicherweise hört man in den großen und lokalen Medien kaum etwas davon. Ob bei diesen Veranstaltungen auch illegal Söldner angeworben werden kann nur vermutet werden. Jedenfalls wurde vor gut einem Jahr bekannt, dass laut dem deutschen Nachrichtenmagazin «Der Spiegel» über 2500 Neonazis, vor allem aus Deutschland, für Azow im Donbass kämpfen.
Update: Zu einem späteren Zeitpunkt war dieses Thema in einem Kollegen-Gespräch mit den Münchner Friedenaktivisten Hendra al-Hendra. Hier wurden weitere Details über den streitigen Herrn aus Halle hervorgebracht. Zudem wurde die Identitäre Bewegung als solches kritisch hinterfragt, die ihren Ursprung in Frankreich hat.
https://youtu.be/oEFDSNTmI20
Hier wurde im Ergebnis Sellner zwar kritisiert, gleichwohl aber unterstellte man ihm keine bösen Absichten und wies ihn höflich auf extremistische Kräfte hin. Auf dem YouTube-Kanal von The False Flag gibt es weitere Videos, die sich mit diesem Thema beschäftigen.