Letztes Wochenende machte ein Artikel des Focus die Runde: Das Bundeskriminalamt (BKA) soll nach Angaben des Blattes eine «Verschwörung innerhalb der Bundeswehr» enthüllt haben. Die Soldaten, überwiegend Kommando-Kräfte, sollen sich auf den «Tag X» vorbereitet haben, an dem sie Anschläge auf Politiker verüben sollen. Auf den ersten Blick klingt das sensationell, auf den zweiten Blick sieht es wie eine Abweichung des Ammenmärchens aus dem Jahr 2017 aus.
Auch zahlreiche russische Medien haben diese Geschichte vom Focus aufgegriffen und diese ohne groß zu hinterfragen übernommen. Doch Fragen sollte man schon haben. Denn erstens handelt es sich um eine Geschichte des Focus, der nicht unbedingt für seriösen Journalismus steht und auch oftmals dilettantisch Lügen im Hinblick auf Russland verbreitet. Doch hier geht es nicht um Russland, sondern um die Bundeswehr. Und dass diese durch ihre NATO-Einsätze im Mütterchen Russland sonderlich beliebt ist, das ist durchaus verständlich.
Außerdem wird im Informationskrieg gerne alles genommen, was man gegen den möglichen potentiellen Gegner Bundeswehr verwenden könnte. Liest man sich diese russischen Artikel durch, so könnte man auf den ersten Blick meinen, dass jemand einen Online-Artikel genommen hat, der bereits ein Jahr alt ist.
Denn vieles was dort beschrieben ist, erinnert an die rechte Rasselbande aus Illkirch, wo ein Oberleutnant mit dem Namen Franco A. mit seinen Streichen für Schlagzeilen sorgte.
Er gab sich als syrischer Flüchtling aus, was aufgrund seines südländischen Erscheinen möglich war. Er gab sich bei einer Aufnahmebehörde als jüdischer Obstverkäufer aus Syrien aus, der allerdings nur französisch sprach.
Die Sachbearbeiter glaubten ihm, weil sie berechtigter Angst hatten, dass sie sich Ärger einhandeln würden, wenn sie einen jüdischen Flüchtling abweisen würden. Zugegeben, die linken Gutmenschen hätten Schnappatmung bekommen.
Was er mit dieser Form des Asylbetruges erreichen wollte, erklärte er dann so: Er wollte auf die bestehende lasche Praxis hinweisen, die sich derzeit in den Aufnahmezentren abspielt. Das Geld, was er nach seiner Anerkennung als jüdischer Flüchtling aus Syrien erhielt, hatte er nach eigenen Angaben treuhänderisch auf ein Konto angelegt, mit der Absicht es zurückzuhalten.
Das alles lässt den Eindruck erwecken, dass der Oberstleutnant aus der Illkirch-Kaserne ziemlich langweilen musste, so dass er sich auch mit grauer Literatur beschäftigen konnte, die er am Ende für eine Masterarbeit als Quelle herangezogen haben soll.
Diese Arbeit musste er dann wiederholen, weil sie nicht den Standards der Pariser Universität entspräche, weil sie «völkisches Gedankengut» und «Verschwörungstheorien» enthalte, die man in Paris nicht akzeptiere. Möglicherweise hätte diesen Essay dann besser an einen passenden Verlag verkauft der diesen gedruckt hat und eine gemäßigtere Arbeit beginnen sollen, was ihm auch erlaubt war.
Den Bogen überspannt hatte er, nachdem er eine alte Offizierspistole auf einer Toilette in Wien versteckte und diese unbedingt mit in den Flieger nehmen wolle. Doch dort wurde er erwischt und das Märchen 2017 über Rechtsterroristen war fast nahezu perfekt. Auch zwei Kameraden gerieten in Verdacht.
Medien haben berichtet, dass diese in Chats und What-App-Gruppen sich böse Nachrichten geschrieben hätten, auf denen sich auch Todeslisten unliebsamer Poltiker und Künstler befunden haben.Darauf waren unter anderem Claudia Roth, Joachim Gauck, Heiko Maas, Bodo Ramelow, Philipp Ruch, Anetta Kahane, der Zentralrat der Juden, der Zentralrat der Muslime und verschiedene antifaschistische Aktivisten gestanden haben sollen. Von Bartsch war hier nicht die Rede
Soweit zu 2017 — Franco A. wurde von der Bundesanwaltschaft wieder entlassen und nun wegen Besitz Waffen (eine Luger-Pistole, eher zur Zierde als zur Durchführung von Anschlägen geeignet) Ein dringender Terrorverdacht wie man ihn beschrieben hatte, wo unter falscher Flagge ein Anschlag durchgeführt werden soll, besteht nicht mehr. Er sei wieder auf freiem Fuß.
Und genau dieser Fall, wo mehr heiße Luft verbreitet wurde und die halbe Bundeswehr unter Nazi-Verdacht stellte, war Anknüpfungspunkt für das BKA gewesen, weiter zu ermitteln. Diesmal nicht gegen die Jäger der Deutsch-Französischen Brigade aus Illkirch, sondern überwiegend beim KSK.
Auch dort soll man mit dem Handy böse gechattet haben und wolle angeblich den Linken-Politiker und ehemaligen Fallschirmjäger «mit Tötungsabsicht» irgendwohin bringen. Warum ausgerechnet der Linke Fraktionsvorsitze auf dieser Liste stand, ist im Anbetracht der Tatsache, dass es viel größere Volksverräter gibt, schon ein Rätsel.
Neu ist im aktuellen Fall, dass man auch die Prepperszene im Visier hat. Eine Gruppe von Menschen, die sich Essensvorräte und Schutzbauten anlegte, um sich auf den Weltuntergang vorzubereiten. Diese Szene geriet allerdings 2017 auch in den Fokus, also nicht in den Focus, der Bundesanwaltschaft, weil man vermutete, dass sie ebenfalls Waffen und Sprengstoff gesammelt haben, um Linke und Grüne Politiker umzubringen.
Die Prepper sollen sich mit den Angehörigen des Militärs Anno 2018 verbündet haben, um wie gesagt am «Tag X», der ziemlich an den vielbeachteten Fernsehfilm Babylon Berlin erinnert, wo die Schwarze Reichwehr bei einem Staatsbesuch von Aristide Briand, sowohl den französischen als auch den damaligen Außenminister Gustav Stresemann 1929 in Berlin bei einem Schauspiel erschießen wollte, was aber am Ende dann doch nicht gelungen ist.
Neu an der aktuellen Geschichte ist, dass ein Oberstleutnant des Militärischen Abschirmdienstes zahlreiche Soldaten des Eliteverbandes Uniter vor Durchsuchungen der Polizei gewarnt haben soll, weswegen er sich beim Landgericht Köln nun verantworten muss. Focus veröffentlichte hierzu immerhin ein Aktenzeichen ( 539 Ds 297/18 ), Einblicke in die Akten des BKA auf die man verwiesen hat, waren nicht veröffentlicht. Doch auch für den Oberstleutnant der Militärabwehr, der sich wegen Geheimnisverrat verantworten musste. gilt die Unschuldsvermutung, genauso wie für Soldaten, denen man eine Verschwörung vorwirft.
Auch Franco A. könnte es wegen seinen Spielchen mit der Flüchtlingsbehörde noch zu Konsequenzen kommen. Waffen- und Sprengstoffbesitz sind auch für Soldaten in der Freizeit kein Spielzeug, so dass er auch möglicherweise als Berufssoldat nicht mehr nur mit einer disziplinarischen Strafe davon kommen wird. Im schlimmsten Fall kann er seine Erlebnisse in einem Buch darstellen, wo er aufzeigen kann, wie leichtsinnig und inkompetent sich die Behörden während der Flüchtlingskrise verhalten haben.
Eine alte Geschichte nun aufgepeppt. Oder möglicherweise auch zwei, wenn man die gewöhnlichen Prepper noch hinzuzieht, die 2017 ebenfalls von sich reden machten.
Zumindest sind die Angaben, also die harten Fakten aus dem Focus sehr dünn, so dass eine Presseerklärung durch das Bundeskriminalamt sicher hilfreich wäre, weil dem man ein bisschen mehr glauben schenken darf als dem Münchner Focus, der nicht immer nicht Wahrhaftigkeit glänzte, sondern immer dann eine Überaschung aus dem Ärmel zaubert, wenn es darum geht, von wahren Problem, so auch beim Militär, abzulenken.
Ein Skandal spielt sich nämlich gerade im Bendlerblock in Berlin ab, wo Medien über Vetternwirtschaft, illegale Drohnendeals und externe Berater im Kreise von Ministerin Ursula von der Leyen berichten. Auch vor einem Jahr geriet sie ebenfalls in die Kritik, so dass man gleich diesen Skandal von Franco A. aufploppen ließ und Bundesweit zum Stubendurchgang aufrief, um Relikte aus der Wehrmacht sicher zu stellen.
Denn das Vorbild Wehrmachtsopa sei inzwischen nicht mehr Zeitgemäß, sondern vielmehr der in aller Welt mordernde GI oder Israeli, der eher gering bis gar nicht vom besonnen deutschen Staatsbürger in Uniform geschätzt wird. Aber selbst das Bild von Altkanzler Helmut Schmidt verschwand bei diesen Säuberungen, um politisch korrekter alles aussehen zu lassen.
Man will ja schließlich nicht die künftigen Transen und Flüchtlinge verschrecken, die für Öl und Rohstoffe ihr Leben riskieren sollen. Aber dafür müssen auch alte Geschichten neu verpackt werden, mit einer Brise neuer Information versehen, um einen Grund zu haben, die politische Korrektheit weiter voranzutreiben.