Erste Gruppe der Karawanen aus Mittelamerika erreicht US-Grenze

Migranten wollen Asylanträge stellen. Trump lässt Grenzposten und Zäune verstärken. Weitere vier Karawanen haben sich auf den Weg Richtung USA gemacht.

Unter den Geflüchteten aus Honduras, El Salvador und Guatemala sind zahlreiche Frauen und Kinder Quelle: Marie-Pia Rieublanc, Isaac Guzmán

Am Dienstag hat die erste Gruppe der Geflüchteten aus Mittelamerika mit rund 475 Menschen nach einem Monat die US-Grenze erreicht. Die Karawanen der Migranten aus Honduras, El Salvador und Guatemala ziehen unterdessen weiter gen Norden. Ihr Ziel ist nach wie vor die Überschreitung der mittlerweile schwer bewachten Grenze zu den USA. Einige stellten Asylanträge in Mexiko oder kehrten um.

Die Karawane hatte sich nach einem kurzen Stopp in Mexiko-Stadt weiter auf den Weg in den nördlich gelegenen Bundesstaat Jalisco gemacht. Mit LKW und Privatfahrzeugen kamen am Montag mehr als 3.600 Kinder, Frauen und Männer in der zweitgrößten Stadt Mexikos, Guadalajara an. Dort wurden sie in einem Auffanglager untergebracht, das mit Hochsicherheitsmaßnahmen bewacht wird. Von dort aus geht es trotz der Drohungen des US-amerikanischen Präsidenten Donald Trump weiter in die USA. Er hatte seit Beginn des Marsches versucht, die Menschen zur Umkehr zu bewegen. Seine Abschreckungspolitik beinhaltet die verstärkte Militarisierung der Grenze sowie ein Dekret zur Verschärfung von Asylverfahren, wonach nur noch bei Grenzübertritt an offiziellen Übergängen eine Antragsstellung erfolgen kann.

Etwa 475 Migranten, die zur ersten Karawane aus Honduras gehören, sind sich nun im mexikanischen Staat Tijuana angekommen, der direkt an die USA grenzt. Unter ihnen ist auch eine Gruppe der LGTBI-Gemeinschaft, die beabsichtigt, in den USA Asyl zu suchen. Während sich die Migranten der Grenze nähern, intensivieren die Behörden die Sicherheitsmaßnahmen: 5.000 Soldaten stehen bereit, Stacheldrahtzäune wurden installiert, um illegale Einreisen zu verhindern.

Sie hätten jedoch gar nicht vor, in das US-Gebiet einzudringen, ohne vorher Asyl zu beantragen, sagte Karawanenmitglied César Mejía. Die Anträge sollten am heutigen Donnerstag gestellt werden. Es sei geplant, in Gruppen von fünf bis zehn Personen zum Grenzposten Garita El Chaparral zu gehen und sie dort der US-Einwanderungsbehörde zu übergeben.

Ein Teil der Karawane habe sich nach Aussagen des honduranischen Botschafters in Mexiko, Alden Rivera, abgespalten: Neben 1.800 Migranten, die sich bereits auf dem Rückweg befänden, hätten 1.200 sich entschlossen,in Mexiko Asyl zu beantragen. Dies geschehe innerhalb des ad-hoc eingerichteten Programms «Estás en tu Casa» (etwa: «Hier bist du Zuhause»), das den Geflüchteten den Zugang zu humanitärer Hilfe und Arbeit ermöglicht solange sie auf den Bescheid über ihren Aslyantrag warten. Ursprünglich war das Programm dazu angedacht, die Migranten in den südlichen Bundesstaaten nahe der Grenze zu Guatemala zu halten, stieß jedoch auf Ablehnung.

Die genaue Zahl der Karawanenmitglieder ist nicht bekannt. Nach anfänglichen Schätzungen hatten sich 7.000 Menschen auf den Weg gemacht. Medien berichten indes von weiteren Menschengruppen, die sich von Süden aufmachen. Demnach durchqueren derzeit fünf Karawanen Mexiko und es wird geschätzt, dass mehr als 10.000 Menschen, hauptsächlich aus Honduras auf der Flucht sind. Der Priester «Melo» aus Honduras verglich vor einigen Tagen im Radio Progreso die Lage im Land mit der eines «Dampfkessels» und sagte «der Exodus wird weitergehen, er hat gerade erst begonnen“.

Die Karawane hatte sich Mitte Oktober in Honduras gebildet. Auf dem Weg nach Mexiko schlossen sich tausende Menschen aus El Salvador und Guatemala an. Der Grund für den Aufbruch sind zunehmende Gewalt und Armut in ihren Herkunftsländern. Trotz Unterstützung durch Teile der mexikanischen Bevölkerung ist das Fortkommen der Geflüchteten durch gefährliche Transportmittel, Krankheiten und Erschöpfung sehr beschwerlich. Laut Medienberichten sind viele der Migranten im Süden Mexikos zudem Opfer von Menschenrechtsverletzungen geworden.

Amerika21