Internetseite von «Aufstehen» nach Streit mit Medienagentur offline

Anfang August sorgte die Seite aufstehen.de für Aufsehen, denn dahinter steckte der Startschuss der linken Sammlungsbewegung um Politikerin Sahra Wagenknecht. Wer versucht diese Seite zu besuchen, wird nur schwarz sehen. Die Seite wurde vom Netz gestellt, nachdem es Medienberichten zufolge Streitigkeiten um die Bezahlung der Webseite ging. Für Gegner der Bewegung ein gefundenes Fressen.

 

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Der Twitter-Account von Aufstehen schrieb am Samstag folgendes und verwies auf einen alternativen Link zur Webseite, die bisher ebenfalls nur eine Erklärung abgibt, weshalb die ursprüngliche Seite vom Netz genommen wird. Von einer «juristischen Auseinandersetzung mit einer Firma» ist die Rede, «die versucht die noch junge Sammlungsbewegung zu beschädigen.»

Konkret handelt es sich hierbei um eine Medienfirma, die sich dreiwerk.tv nennt und am Hohenzollernring in Köln ansässig ist und von drei Personen geführt wird. Zwei von diesen Personen seien Gründungsmitglieder der Bewegung gewesen, die «ehrenamtlich» für die Bewegung gearbeitet haben und am Ende «eine hohe Rechnung» geschickt haben, die man nicht bezahlen will.

Es handelt sich also hier um eine zivilrechtliche Streitigkeit zwischen der Medienagentur und der Bewegung. Diese arbeiten dem Vernehmen nach seit Anfang 2018 zusammen. Das Kölner Unternehmen gestaltete und produzierte den Internetauftritt der politischen Bewegung nebst Videos, die auf der Seite zu sehen waren. Dort stellten sich einige Mitglieder vor und sagten, warum sie für die neue linke Bewegung eintreten.

Nachdem die beiden ehrenamtlichen Mitarbeiter dann ihre Rechnungen beglichen haben wollten, was bis heute nicht passiert, kam es zum Streit. Beide Seiten beschuldigen sich hier Gegenseitig.

 

„Wir sind sprachlos darüber, dass Dreiwerk von der Bewegung in die Ecke des unlauteren und gierigen Unternehmers gestellt wird, obwohl alle Entscheidungsträger der Bewegung darum wissen, dass Dreiwerk mit allen Leistungen absprachegemäß in Vorleistung getreten und jetzt zu vergüten ist“, sagte Thomas Schmidt gegenüber Bild.

Die Zusammenarbeit kündigte Dreiwerk nach Angaben des Springerblattes am 21. November, setzte immer wieder neue Zahlungsfristen, so Schmidt laut „Bild“: „Ohne Erfolg. Die Rechnungen wurden nicht beglichen.“

Die Details solcher Vereinbarungen sind nicht öffentlich und auch soll auch Dreiwerk am Samstag nicht mehr erreichbar gewesen sein. Auch wird nicht gesagt, in welcher Höhe dieser Betrag liegt, über den gestritten wird.

Quelle: Screenshot auf der Seite von aufstehen.de (inzwischen vom Netz)

Auf der Internetseite, professionell gestaltet und ein einheitliches Design, wurden größtenteils Videos gezeigt, die Mitglieder der Bewegung vorstellen. Wurden diese Videos überwiegend von Dreiwerk produziert, wird dies neben der Technik eines der größten Kostenfaktoren gewesen sein.

Was man nun als «ehrenamtliche Arbeit» versteht ist dann oftmals Interpretationssache. Unter Umständen kann man auch mit so einer Tätigkeit Geld verdienen beziehungsweise man hat einen Anspruch auf eine Aufwandsentschädigung.

Besucht man nun die Seite von Dreiwerk, dann werden dort Kunden wie RTL, Netflix oder Ebay genannt, woraus man schließen könnte, dass diese Agentur mit zahlungskräftigen Kunden zusammenarbeitet und eher dem Kapitalismus zugewandt ist. Linke politische Bewegungen, die man ehrenamtlich unterstütze, sind jedenfalls nicht zu finden.

Der aktuelle Auftritt ist deutlich dürftiger und es werden vor allem Inhalte aus sozialen Netzwerken geteilt.

 

Nun weiß man auch, dass im Kreativbereich und in der Medienbranche oft Menschen zu finden sind, die sich für linke Ideen begeistern lassen oder gerne über antikapitalistische Ideen philosophieren. Man bezeichnet sie auch als Kaviarlinke. Weiters weiß man, dass oftmals solche Menschen gleichzeitig lieber über Politik reden als Politik zu betreiben. Zumindest dann, wenn man keinen eigenen Profit herausschlagen kann.

Das man man vielleicht wissen können oder zumindest im Hinterkopf behalten können, wenn man eine professionelle Medienfirma beauftragt. Auch hätte man wissen können, dass möglicherweise die «ehrenamtliche Arbeit» oftmals nicht den Kostenaufwand umfasst, der bei der Produktion einer Webseite immer anfällt. Kameraleute, Programmierer, Techniker und sowie deren Spesen.

Wie dem auch sei: Obwohl bislang die streitige Summe nicht bekannt ist und nur wenige Details über den Streit bekannt sind, stürzen sich die Medien bereits auf Wagenknecht und ihre Bewegung, der man hier entgegenhält, dass man gerechte Löhne fordere, aber selbst nicht Rechnungen einer Werbefirma begleiche. Kommt halt darauf an, was so alles in Rechnung gestellt wurde.

Da weder Details der Vereinbarung noch eine Rechnung bekannt ist, kann man nur Vermutungen aufstellen. Hier liegt allerdings auch der Teufel im Detail und jede noch so kleine Beleg erhöht das die Rechnungssumme, die wohl nicht sehr niedrig ausgefallen ist. Kleinvieh macht halt auch Mist. Und verkalkuliert hat man sich auch schnell.

Am Ende wäre die Bewegung vielleicht besser damit gefahren, wenn man auf diese Art von ehrenamtlicher Arbeit verzichtet hätte und für einen Betrag X, den man bereit gewesen wäre zu zahlen, den Auftrag an den günstigsten Bieter vergeben hätte.

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https://youtu.be/NzJJ88NvZY8

Jedenfalls war Wagenknecht «empört» über diese aus ihrer Sicht «überhöhte Rechnung» für ihre Internetseite, die Anfang August online ging, Wie dem auch sei, im Streit geht es ums Geld. Wie gesagt, die «überhöhte Rechnung» steht jetzt ohne Zahl und Zusammensetzung im Raum. Im Raum stehen bislang nur Fragen: Was wurde aus einer «ehrenamtlichen Tätigkeit» in Rechnung gestellt? Was wurde konkret vereinbart?

Erst wenn diese Fakten bekannt sind, lässt sich sagen, ob Wagenknecht berechtigterweise von einer überhöhten Rechnung sprechen konnte. Oder ob der Anspruch von Dreitext gegen Aufstehen (gegebenenfalls teilweise) zu Recht besteht oder nicht. Vielleicht lässt sich dann auch sagen, ob die beiden Ehrenämter aus der schicken Kölner Hohenzollernstraße wirklich von Anfang an versucht haben, die Bewegung zu torpedieren, wie man nun behauptet.

Werden sich beide Parteien nicht mehr zügig einig und der Fall landet vor Gericht. Da der Streitwert nicht bekannt ist, kann man auch hier nur spekulieren, ob der Prozess vor dem Amtsgericht oder dem Landgericht, also ab 5000 Euro Streitwert, stattfinden wird. Allerdings wissen wir, dass die streitige Internetseite professionell gestaltet wurde. Und wir wissen, dass die IT- und Kreativbranche nicht gerade günstig ist und hier auch Spesen anfallen können, die locker die 5000-Euro-Marke knacken.

 

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